Die Zukunft der Menschheit: Wahre Bruderschaft

Wirft man einen Blick auf die Welt, auf die Gesellschaft und auf die Familie, dann stellt man fest, dass alles zur Befriedigung des menschlichen Wesens organisiert ist; wobei es sich in Wirklichkeit aber um die tierische Natur im Menschen handelt mit all ihren primitiven Instinkten. Alle Regeln, Maßstäbe, Normen, alle Kriterien der Gesellschaft und sogar die der Erziehung selbst sind auf die heute so sehr verbreitete Mentalität ausgerichtet: alles an sich reißen, alles beschlagnahmen, aus allem Gewinn und Nutzen ziehen. Aus diesem Grund gibt es so viel Neid, Kampf, Mord und Totschlag.

Wahre Bruderschaft ist die Zukunft der Menschheit

,,Jedes Geschöpf gibt einen ganz bestimmten Ton von sich, und die kosmische Intelligenz hat alle Töne aufeinander abgestimmt, damit sie eine Symphonie im Universum ergeben.“

Dennoch hat die kosmische Intelligenz dem Menschen Keime gegeben, als er in den Werkstätten des Schöpfers geschaffen wurde. Diese Keime sollten sich eines Tages in Form von guten Eigenschaften, Tugenden und den göttlichen Äußerungen der Aufopferung und Entsagung entwickeln. Von Zeit zu Zeit sieht man Menschen, bei denen diese Qualitäten zum Ausdruck kommen. Es besteht kein Zweifel, dass sie durch ihr Verhalten göttliche Züge äußern. Leider gibt es von solchen Menschen nur sehr wenige, so dass sie die Menge nicht beeinflussen können und ihr sogar mitunter zum Opfer fallen, denn die Menge ist unfähig, ihren Wert zu schätzen. Sie fällt über sie her und vernichtet sie.

In meinen Vorträgen habe ich oft über die so wichtige Frage der beiden Naturen im Menschen gesprochen: Die niedere, tierische Neigung, die ich Persönlichkeit genannt habe und die höhere, göttliche Neigung, die in jedem von uns noch schlummert, weil wir uns noch keine Mühe gegeben haben, um sie zu entwickeln, und diese Natur habe ich mit Individualität bezeichnet. Diese beiden Neigungen sind im Menschen dermaßen ineinander verstrickt, dass er nicht immer zu unterscheiden vermag, welche von beiden sich gerade äußert. Oft glaubt er, ehrlich und rechtschaffen zu handeln, folgt aber in Wirklichkeit seiner niederen Natur und benimmt sich wie ein Tier. Wenn heute Anarchie und Egoismus herrschen, dann nur deshalb, weil die meisten Menschen es normal finden, auf ihre niedere, tierische Natur zu hören, die nur darauf bedacht ist, ihren eigenen Willen durchzusetzen und alle ihre Launen auf Kosten anderer zu befriedigen, als gäbe es nur sie auf der Welt.

Angenommen, ein Eingeweihter, ein Meister, wollte jetzt die Menschen aus diesem Wirrwarr befreien und eine Bruderschaft gründen, damit die Menschen in einer Atmosphäre des Friedens leben, wo niemand unterdrückt und keiner verhext wird, wo im Gegenteil alle klar sehen und sich in einem Klima kollektiver Harmonie frei und unabhängig fühlen. Wenn jemand in die Bruderschaft kommt, der gar keine Ahnung von dieser neuen Anschauung hat, dem gefällt es dort natürlich nicht, er lehnt sich gegen alles auf und kritisiert alles: Warum sind alle so respektvoll? Was bedeutet das Schweigen? Das ist Unterdrückung, Hypnose, Hexerei, das muss man ablehnen! Das heißt, man kehrt in Wirklichkeit wieder zum Chaos zurück. Eine solche Mentalität kann die Menschen nur ins Unglück stürzen.

Viele glauben, dass sie durch Anarchie und Protest beweisen, gescheiter, freier und mächtiger zu sein. Das ist aber ein großer Irrtum. Würden sie herausfinden, wie die kosmische Intelligenz den menschlichen Organismus geschaffen hat, dann würden sie in seinen Funktionen Gesetze entdecken, die sie auch auf andere Gebiete übertragen können. Damit der Körper gut funktioniert und bei guter Gesundheit ist, dürfen die Zellen nicht für sich allein, sondern müssen alle zusammen harmonisch und selbstlos miteinander arbeiten. Der Magen verdaut nicht für sich allein, die Lungen atmen nicht für sich allein, das Herz schlägt nicht für sich allein; genauso verhält es sich mit den Beinen, den Augen, Ohren und dem Gehirn, alle arbeiten gemeinsam für das Wohl des gesamten Körpers, des ganzen Menschen. Unter den Menschen arbeitet dagegen jeder nur für sich selbst… Deshalb ist die Menschheit ein kranker Organismus, und zwar ist er so krank, dass er in Lebensgefahr schwebt.

Aufopferung und Selbstlosigkeit sind die Voraussetzungen für das gute Funktionieren eines Organismus. Wenn irgendwo störrische Zellen selbstsüchtig einen Staat in einem Staat bilden wollen, entstehen Krankheiten. Solche Zellen gleichen einem Geschwür, einer Krebskrankheit, die den Organismus zerfrisst, weil die Zellen dem Gesetz der Liebe nicht mehr gehorchen und selbständig leben wollen.

Also spricht die kosmische Intelligenz durch den Körper selbst zu uns, belehrt uns und gibt uns Erklärungen. Man will sich jedoch lieber durch Bücher und unzulängliche, kranke Menschen unterrichten lassen, als besäßen diese die Wahrheit. Niemand liest oder lernt dort, wo die Natur alles verzeichnet hat, niemand lernt in der lebendigen Bibliothek: dem Menschen, den Gott geschaffen hat.

Der Vorteil des gemeinschaftlichen Lebens besteht darin, dass es die Menschen zwingt, sich aufeinander einzustellen. Durch die Übereinstimmung in der Gemeinschaft macht jeder Einzelne Fortschritte. Und da die menschliche Kollektivität danach strebt, mit einer weiterreichenden, mit der kosmischen Kollektivität im Einklang zu schwingen, tritt der Mensch, der sich mit seinen Mitmenschen zu harmonisieren sucht, mit der kosmischen Intelligenz in Kontakt und empfängt ihren Segen.

Muss Mensch Misston sein?

Die Menschheit gleicht einem großen Orchester, in dem jedes Wesen ein Musikinstrument ist: eine Klarinette, ein Violoncello, eine Trompete, eine Geige, ein Klavier, eine Gitarre usw… Das göttliche Leben, das jeden Menschen durchströmt, bläst in die Instrumente oder streift ihre Saiten. Jedes Geschöpf gibt einen ganz bestimmten Ton von sich, und die kosmische Intelligenz hat alle Töne aufeinander abgestimmt, damit sie eine Symphonie im Universum ergeben. Nur hier auf Erden gibt es diese Symphonie nicht, weil die Menschen, von ihren Instinkten und Leidenschaften getrieben, nicht imstande sind, mit der universalen Harmonie im Einklang zu schwingen, so wie Gott sie geschaffen hat, denn ihr Bewusstsein wird durch ihre niedere Natur begrenzt. In dem Moment, wo sie sich aber die Kollektivität oder vielmehr die Bruderschaft als Ziel setzen, harmonisieren sie sich mit dem ganzen Universum, und aufgrund dieses Einklangs fangen sie die besten kosmischen Strömungen auf. Sie bahnen den himmlischen Kräften den Weg, so dass diese sie erreichen und durchströmen können. Nichts ist schlimmer, als ein rein auf sich bezogenes Leben zu führen, das mit dem gemeinschaftlichen, universellen Leben nicht im Einklang steht, denn es verstopft die Leitungen und unterbricht somit den Kreislauf der Energien.

Wir müssen zur Harmonie zurückkehren, die Gott am Anfang geschaffen hat. Gott erschuf die Menschen, damit sie sich wie in einem Orchester aufeinander abstimmen. Man hat aber nie verstanden, was ein Orchester oder ein Chor eigentlich ist. Wenn unser physischer Körper völlig gesund ist, stellt er einen Chor dar, in dem alle Zellen, alle Organe gemeinsam singen, um Wohlbefinden, Freude und Gesundheit herzustellen. Sobald die Zellen nicht mehr im Einklang singen, leidet der Mensch, fühlt sich unglücklich und aus dem Gleichgewicht geworfen, und die Krankheit äußert sich dann je nach dem Missklang, den die verschiedenen Organe hervorgerufen haben, unter verschiedenen Formen.

Man hat die Tatsache nie gedeutet, warum ein Musiker in einem Orchester nicht spielen darf, was ihm gefällt. Er muss die Noten, den Takt und die Nuancen respektieren, sonst wird er ausgeschlossen. Glaubt mir, die Menschheit ist wirklich kein gutes Orchester: man hört lauter Misstöne! Alle schreien aus vollem Halse und spielen wie es ihnen gerade in den Sinn kommt, dass man sich die Ohren dabei zuhalten muss. Jeder glaubt, dass er das Recht hat, so zu singen, wie es ihm gerade passt. Nein, so nicht! Aber nur in den Einweihungsschulen erklärt man den Menschen, dass sie sich aufeinander abstimmen müssen. Wenn man sich harmonisieren will, muss man aber erst einmal begreifen, dass die Harmonie vorteilhaft ist, dann muss man sie von ganzem Herzen wünschen und dann muss man sich entschließen, sich Mühe zu geben und Opfer zu bringen, um sie zu realisieren. Und dann?... Dann gibt es nichts mehr zu sagen, dann spricht die Harmonie für sich selbst.

Glück und Fülle sind nur deshalb noch nicht auf die Erde herabgekommen, weil die Menschheit in Uneinigkeit lebt. Alle suchen nur ihr eigenes Wohl, ohne das Wohl der ganzen Welt anzustreben. Sie bleiben im engen Kreis ihrer Persönlichkeit, und unter solchen Bedingungen kann das Reich Gottes nicht kommen. Stellt euch vor, ihr gehört einem Orchester an: Während ihr eure Partitur spielt, hört ihr, wie eine Harmonie von den anderen Instrumenten ausgeht, emporsteigt und euer Herz entzückt und euch beglückt. Obgleich ihr selbst nur eure eigene Partitur spielt, seid ihr von Harmonie und Schönheit umgeben und erfasst. Ihr könnt auch einen Chor als Beispiel nehmen: Ihr selbst singt nur ein paar Noten und die Poesie und Harmonie, die von allen anderen ausgehen, überfluten euch und machen euch selig.

Es scheint, als schürten die destruktiven Kräfte heutzutage die Trennung zwischen Menschen, Völkern und Religionen, um genau das zu verhindern, was nicht nur Rettung für unseren Planeten bedeutet, sondern uns allen auch ein glückliches, erfülltes Leben im kommenden ‚Goldenen Zeitalter des Glaubens’ verheißt: Wahre Bruderschaft unter allen Menschen. Das wusste auch der bulgarische Weise Omraam Michael Aivanhov (1900-1986). Lesen Sie hier, was er dazu zu sagen hatte.