Impfungen: Der Spritze zum Opfer gefallen

Mit einem Gerichtsurteil versetzte ein britischer Veteran dem Impf-Imperium einen empfindlichen Schlag. Er leidet am Golfkriegssyndrom, obwohl er gar nie am Golfkrieg teilnahm.

Alex IzettSeine Zähne fallen ihm aus, weil sich der Kiefer langsam auflöst. Er geht am Stock, kann sich nur vorsichtig bewegen. Bereits hat er sich die Kniescheibe gebrochen, die Schulter auch und einige Rippen – die Folge seiner fortschreitenden Osteoporose. Und als ob das nicht genug wäre, machen ihm seine Magengeschwüre und sein Nierenleiden zu schaffen, seine neurologischen Probleme (Lähmungserscheinungen), seine Allergien, seine Schlafstörungen, seine Depressionen.

Heute ist Alexander Izett 36 Jahre alt und ein körperliches Wrack. Das war nicht immer so. Ende der 80er Jahre trat der gebürtige Schotte in den Dienst der britischen Armee ein und wurde in Osnabrück stationiert. Alex war jung, gesund und voller Ideale. 1991 sollte er am Golfkrieg teilnehmen, doch dazu kam es nicht: Zwei Tage vor seinem Abflug war der Krieg entschieden.

Um sie vor Krankheiten zu schützen, zwang das britische Verteidigungsministerium alle Soldaten, die in die Schlacht ziehen sollten, zu einer Massenimpfung. Binnen 24 Stunden erhielten die Männer neun verschiedene Injektionen gegen Anthrax (Milzbrand), Cholera, Gelbfieber, Tetanus, Keuchhusten, Hepatitis und anderes Geheimes mehr. Wer fragte, erhielt vom Militärarzt die barsche Antwort: "Alles, was du zu wissen brauchst, ist, daß diese Impfungen dich schützen werden." Bis heute rückt das britische Verteidigungsministerium "aus Gründen der nationalen Sicherheit" nicht mit den genauen Inhaltsstoffen aller Impfungen heraus.

"Einen Tag nach den Injektionen litt ich an Erkältungssymptomen", erinnert sich Alex Izett. Der junge Soldat dachte sich jedoch nichts dabei, quittierte wenige Monate später seinen Militärdienst und gründete mit seiner Frau eine Familie. Ungefähr ein Jahr nach den Impfungen stellten sich schwere Depressionen ein, deren Ursache kein Arzt erklären konnte. Dann traten Rücken- und Hüftschmerzen auf. Die Diagnose lautete schließlich Knochenschwund.

Fast vierzehn Jahre lang kämpft Alex Izett nun schon um das Recht auf Wahrheit. Die Wahrheit nämlich, daß viele Golfkriegsveteranen nicht im feindlichen Kugelhagel starben, sondern durch die Impfungen, die man ihnen aufzwang. "600 britische Soldaten sind durch diese Impfschäden, wie ich es nenne, gestorben", erklärt Alex. "Allein bei unserer Veteranenvereinigung haben sich sechs- bis siebentausend Personen gemeldet, die am Golfkriegssyndrom leiden." In den USA, so Izett, zerfallen 54'000 Ex-Soldaten bei lebendigem Leib.

Alex blieb ein Kämpfer. Sein Schlachtfeld sind Gerichtssäle, seine Waffen Formulare, Dokumente und Beweisanträge. Und auch sein zerstörter Körper. Im Jahre 2002 trat er in einen sechswöchigen Hungerstreik und erzwang so in London ein unabhängiges Gutachten, das zum Schluß kam, Izetts Osteoporose-Erkrankung sei tatsächlich auf die verabreichten Impfungen zurückzuführen.

Ein Jahr zuvor wollte Alex aufgeben und versuchte zweimal, seinen peinigenden Schmerzen mit Schlaftabletten zu entfliehen. "Ich habe keine Angst mehr vor dem Sterben." Aber bis es soweit ist, will der in Deutschland lebende Frührentner noch vieles erreichen. Einen großen Sieg errang er bereits Ende September 2006, als das Berufungsgericht für Kriegsrenten in Manchester befand, Alexander Izett leide tatsächlich am Golfkriegssyndrom – und dies, obwohl er gar nicht am Golfkrieg teilgenommen hat.

Mit diesem bahnbrechenden Urteil wurde zum ersten Mal eine große Bresche in die bis anhin undurchdringbare Mauer aus Verschwiegenheit und Lügen geschlagen, hinter welcher sich das britische Verteidigungsministerium verschanzt. Denn jetzt ist es offiziell: Die Impfungen der Armee können für das Golfkriegssyndrom verantwortlich sein, was nun weiteren Veteranen erlaubt, von der Regierung Wiedergutmachung für Erlittenes zu fordern.

Konkret bedeutet dieser Gerichtsbeschluß, daß Alexander Izett Anrecht auf eine volle Kriegsrente hat; bislang erhielt er nur 70 Prozent. Doch es geht ihm nicht in erster Linie um das Geld. "Ich habe einen Fax vorliegen, den das britische Gesundheitsministerium Ende 1990 an das Verteidigungsministerium schickte", erzählt Izett. "Darin wurden die Militärbehörden ausdrücklich davor gewarnt, die Impfungen in den geplanten Mengen zu verabreichen. Aber man ignorierte die Warnung."

Für ihn ist deshalb klar, "daß Verteidigungsministerium und Politiker uns auf dem Gewissen haben". Also will Alex Izett so lange weiterkämpfen, bis sich die Regierung offiziell bei ihm und seinen Leidensgenossen entschuldigt – "selbst wenn es noch zwanzig Jahre dauert". Das wäre durchaus möglich, denn die Militärbehörden halten ihn hin. Als Izett am 22. November 2006 im Verteidigungsministerium anrief, warum er noch keine Reaktion auf das Urteil erhalten habe, hieß es, sein Fall sei viel zu umfangreich und würde nicht in das Computer-File passen. "Schikanen dieser Art erlebte ich schon vor vier Jahren, als das Gutachten zu meinen Gunsten herauskam."

Immerhin: Britische Soldaten, die im neuen Jahrtausend von Tony Blair in den Irak geschickt wurden, durften die Impfungen verweigern. Jeder zweite Soldat machte von dieser Freiheit Gebrauch. Die anderen mußten ein Papier unterschreiben, worin ihnen verboten wird, im Fall einer Erkrankung rechtliche Schritte gegen das Verteidigungsministerium einzuleiten.

"Was für eine Schweinerei", findet Izett. Bei diesen jungen Soldaten treten nämlich bereits die ersten Fälle von Nierenversagen, Knochenschwund, neurologischen Störungen und ähnlichem auf. Alexander Izett mag arbeitsunfähig sein, doch vom Kämpfen für die Gerechtigkeit hat er noch lange nicht genug.