Lazarev: Das beste Rezept gegen Stress

Unser Umgang mit Stress ist nicht zuletzt Charaktersache. Lesen Sie hier, was der geniale russische Forscher Sergej N. Lazarev zum Thema Stressvermeidung herausgefunden hat.

„Es gibt drei Arten von Stress: der Stress als eine unangenehme Situation in der Gegenwart, der Stress als die Nichtannahme und das Bedauern der Vergangenheit und der Stress als die Angst vor der Zukunft. Betrachten wir die erste Art von Stress.

StressbewältigungIm Mittelalter führte der Gelehrte Avicenna das folgende Experiment durch: Er band ein gesundes, wohlgenährtes Schaf fünf Meter von einem Wolf entfernt an. Drei Tage später starb das Schaf. Ein anderes Beispiel: Ein Schaf bringt ein totes Lamm zur Welt. Sein Organismus ist vergiftet und nichts kann es erretten. Man gibt ihm ein neugeborenes Lamm eines anderen Schafes. Es fängt an, das Lämmchen zu säugen, kommt auf die Beine und überlebt. Drittes Beispiel: Eine Horde Affen wird vom plötzlichen Aufheulen einer Sirene erschreckt. Alle Affen laufen panisch weg von diesem Ort. Ein Affe wird so angebunden, dass er nicht fliehen und sich nicht bewegen kann. Dieser Affe bekommt einen Herzinfarkt.

Was ist im ersten Fall geschehen?

Stress setzt Schutzkräfte frei und schaltet den Organismus auf Höchstleistung. Wenn er jedoch zu lange anhält, folgt darauf nervliche und energetische Erschöpfung, die zur Krankheit oder zum Tod führen kann. Somit erlaubt die Fähigkeit, rechtzeitig Stresszustände abzuschalten, Gesundheit und Kräfte für die weitere Entwicklung zu bewahren. Auch wenn es seltsam klingen mag, solche Situationen geschehen bei den Menschen permanent, nur der „Wolf“ befindet sich sozusagen etwas weiter entfernt.

Jeder von uns hat Situationen, die direkt oder indirekt unser Leben, unsere Gesundheit, Karriere und unser Glück bedrohen. Wenn wir regelmäßig den Lebensrhythmus und die Situationen, in denen wir uns befinden, ändern, wird aus dem Dauerstress ein wohldosierter Stress, aus dem gefährlichen Stress ein nützlicher. Diejenigen, die Rucksacktourismus lieben, Ausflüge in die Natur machen und Sport treiben, lernen in erster Linie, von Stress und unangenehmen Situationen, die mit dem Haushalt und der Arbeit verbunden sind, abzuschalten. Wer gelernt hat, den Stress zu steuern, kann dieses Gift zur Medizin umwandeln.

Stellen wir uns folgende Situation vor: Der Wolf wird so angebunden, dass er sich nicht bewegen kann; das Schaf wird direkt an den Wolf angebunden. Der Stress wird beim Schaf viel schneller vergehen und es wird überleben, da der Wolf nicht mehr nur ein totes Symbol ist, sondern ein Lebewesen mit Fell, Geruch und Bewegungen. Zuerst wird der Stress so groß sein, dass das Bewusstsein sich entweder abschaltet oder verlangsamt. Danach ändert sich die Einstellung zur Gefahrenquelle. Durch die Veränderung der Einstellung zum Stress kann man seinen Stellenwert herabsetzen.

Wenn sich bei einem Menschen die einseitige Einstellung gebildet hat, dass man dem Stress entfliehen, ihn loswerden muss, wird solch eine eingefahrene Herangehensweise bei ihm Probleme hervorrufen.

Stellen Sie sich vor, Sie haben auf der Arbeit einen Kollegen, der Ihnen gar nicht gefällt. Sie können nicht kündigen, aber ebenso wenig können Sie seine Anwesenheit ertragen. Wenn diese Situation lange andauert, wird Ihre physische und psychische Gesundheit darunter leiden. Jetzt stellen Sie sich vor: Sie werden sich dessen bewusst, was genau Sie an diesem Menschen nicht mögen, dann gehen Sie auf ihn zu und fangen ein Gespräch an. Versuchen Sie, so viel wie möglich über ihn und seine Familie zu erfahren, machen Sie es so lange, bis ein warmherziges Gefühl bei Ihnen entsteht. Sobald dieses Gefühl stabil wird, verschwindet der Stress. Die Bewahrung der inneren Friedfertigkeit und die Fähigkeit, positive Eigenschaften in jedem Menschen zu finden, erlauben uns, unsere Einstellung zum Stress zu ändern und ihn zu verhindern.

Und nun stellen Sie sich vor, dass Ihr Gespräch mit diesem Menschen damit endet, dass er Sie beschimpft und verflucht. Es mag zwar seltsam erscheinen, aber Sie werden sehen, dass sich bei Ihnen innere Friedfertigkeit und das Gefühl der Freude einstellen und am nächsten Tag werden Sie diesem Menschen mit Gleichmut begegnen können. Warum ist das möglich? Weil Sie unterdrückte Vorwürfe auf die äußerliche Ebene gebracht haben, d.h., Sie haben versucht, die Stresssituation zu steuern. Wenn das Schaf vor Angst ständig geblökt hätte, hätte es überleben können. Eine ständig negative Bewertung einer Situation kann zu schweren Erkrankungen und zur Verminderung des schöpferischen Potenzials führen. Um es einfach zu sagen, sieht der Mensch einen Wolf dort, wo es ihn nicht gibt. Eine harte Bewertung von Menschen und Umgebung, Fixierung auf negative Seiten des Lebens führen zum ständigen unterbewussten Stress und folglich zu Krankheiten und zum Nachlassen geistiger Fähigkeiten.

Gehen wir zu der zweiten Situation über: Der Organismus des Tieres ist durch die Totgeburt geschwächt, mit Toxinen vergiftet, durch die Schwangerschaft strapaziert. Hier wird weniger die äußere Situation, sondern vielmehr der innerliche Zustand des Organismus destabilisiert. Ein lebender Organismus ist eine Kolonie von Zellen, in welchen es ständig zu Veränderungen und Zerfall kommt. Diese Veränderungen geschehen kontrolliert und sind durch bestimmte Funktionen zusammengefasst. Wenn der Umfang der Destabilisierung jedoch die Funktionskapazität übersteigt, wird der Organismus krank oder stirbt. In diesem Fall musste das Schaf sterben, weil der Umfang der Veränderungen in seinem Organismus zulässige Werte überschritten hatte. Das Schaf bekommt ein neugeborenes Lamm und dadurch wird der Mechanismus der Abgabe von Liebe und Wärme an ein anderes Lebewesen verstärkt. Der Stresspegel wird auf diese Weise ertragbar. Daraus folgt: Die Vorräte an innerer Friedfertigkeit, Liebe und Seelenwärme bestimmen unsere Möglichkeiten beim Überwinden von Stress. Unsere Fähigkeit, den Stress zu überwinden, hängt also direkt von unserem Charakter ab.

Verbitterte, gallige Menschen, ständig versucht, warme, freundschaftliche Gefühle zu unterdrücken, dezimieren ihre Möglichkeiten zur Anpassung und zur Erkenntnis ihrer Umwelt. Früher oder später wird die innere Aggressivität, die Unterdrückung von Liebe und Gutmütigkeit nicht nur die physische Gesundheit beeinträchtigen, sondern auch der Psyche schaden und die Fähigkeiten und das schöpferische Potenzial mindern. In den Konzentrationslagern, wo die Menschen sich im immerwährenden Stresszustand befanden, starben als Erste Kriminelle und verbitterte und verzweifelte Menschen. Als Letzte starben Adlige und Gläubige, also Menschen, für die Friedfertigkeit und die Bewahrung von Liebe die wichtigsten Prinzipien waren. (…)

Ein neuer Mechanismus der Selbstregulation wurde entdeckt: Wenn ein Mensch sich auf das Gefühl der Friedfertigkeit und Liebe konzentriert und danach in Gedanken erneut alle Stresssituationen zehnfach oder hundertfach durchgeht, kommt es zu positiven Veränderungen nicht nur bei ihm, sondern auch bei seinen Kindern. Über diesen Mechanismus können Eltern die Fähigkeit ihrer Kinder, Stresssituationen zu überwinden, erheblich steigern. Darüber hinaus konnten Eltern in vielen Fällen ihren Kindern helfen, nicht nur physische, sondern auch psychische Krankheiten zu heilen.

Beim nicht überwundenen Stress ist Krankheit eine Hilfe. Physische oder psychische Krankheit destabilisiert den Zustand eines Organismus. Ein Stress wird von einem anderen verdrängt. Im Rahmen einer Krankheit verläuft jede neue Stresssituation viel ruhiger, da sie auch viel ruhiger angenommen wird. Wenn man jedoch innerlich friedfertiger wird und bereit ist, anderen Menschen seelische Wärme zu geben, ob nun mit Worten, Verhalten oder Fürsorge, ist man fähig, jeden Stress zu überwinden. Das akkumuliert sich in unserem Unterbewusstsein, ändert unseren Charakter und hilft uns folglich, viele Krankheiten loszuwerden.

Gehen wir zum dritten Fall über. Belebtes unterscheidet sich von Unbelebtem durch die Reaktion auf die Umgebung. Jede Veränderung der Umgebung ruft bei uns positive oder negative Emotionen hervor. Die Sirene heult auf und das laute Geräusch destabilisiert den inneren psychischen Zustand der Affen, was auch den physischen Zustand bedroht. Um sich innerlich weiterhin wohl fühlen zu können, fliehen die Affen. Wenn ein Affe handlungsunfähig ist, ruft der ununterbrochene Stress bei ihm Emotionen der Angst, des Hasses und der Lebensmüdigkeit hervor. Die Todesursache bei diesem Affen waren negative und aggressive Emotionen.

Was geschieht im Leben eines Menschen?