USA: Krieg als Daseinsgrund

Keine zweite Nation hat so viele militärische Konflikte in so vielen anderen Ländern geführt wie die Vereinigten Staaten von Amerika. Zu diesem Zweck bildeten die USA jahrzehntelang Terroristen aus, wie ein Insider nun einmal mehr bestätigt.

Fast 400 Militäreinsätze im Ausland seit der Staatsgründung von 1776. Weit über eine Million Tote alleine in den vergangenen 15 Jahren: Die USA haben rund um den Globus eine blutige Spur hinterlassen – speziell wenn man die letzten 100 Jahre betrachtet. Statt Freiheit und Demokratie stifteten sie oftmals Krieg und Chaos, wie auch die jüngsten Beispiele in Syrien, Afghanistan, Irak, Libyen, Serbien oder Kosovo zeigen. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sei die US-Außenpolitik „katastrophal“ gewesen, stellt J. Michael Springmann fest, der als ehemaliger hochrangiger Diplomat in dem Buch Die CIA und der Terror die Praktiken der US-Außenpolitik enthüllt. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der anschließenden Gründung der CIA sei diese Außenpolitik „zu einer Folge absoluter Desaster“ geworden. „Es ist eine schmutzige Geschichte von Verrat, Treuelosigkeit, Hinterhältigkeit, Falschheit, Niedertracht, faulen Kompromissen, Heimtücke und Betrug“, lautet sein vernichtendes Urteil.

Unter der Präsidentschaft des Friedensnobelpreisträgers Barack Obama führten die USA so viele Kriege wie nie zuvor, während das Land weiter verarmte.

Unter der Präsidentschaft des Friedensnobelpreisträgers Barack Obama führten die USA so viele Kriege wie nie zuvor, während das Land weiter verarmte.

Aus erster Hand weiß Springmann: Die US-amerikanische Regierung unterstützt tatsächlich weltweit den Terrorismus. Natürlich heimlich. Er selbst war unter anderem in der saudi-arabischen Stadt Dschidda tätig, wo jährlich 45'000 Visaanträge bearbeitet wurden. Viele davon gingen an Terroristen der al-Qaida, die in Wirklichkeit eine Schöpfung der USA waren – so wie viele Indizien beim Islamischen Staat1 für dasselbe sprechen. Von den mehr als zwanzig Mitarbeitern in Dschidda hatten inklusive Springmann nur drei Personen für das Außenministerium gearbeitet, die übrigen dienten den Geheimdiensten CIA, NSA oder deren Partnern. Besagtes Programm ‘Visa für Terroristen’ wurde Ende der 1970er-Jahre vom demokratischen Präsidenten Carter und dessen Sicherheitsberater Zbigniew Brzezinski – der Jahrzehnte später auch für Barack Obama tätig war – auf Anraten der CIA ins Leben gerufen. Es ging dabei um den Krieg der Russen in Afghanistan, in dem die Amerikaner die islamisch-afghanischen Mudschaheddin unterstützten.

Cheryl Benard, eine Analystin der berüchtigten US-Denkfabrik RAND Corporation2 , schildert die Vorgehensweise der USA so: „Wir haben eine bewusste Entscheidung getroffen. Zuerst glaubten alle, wir können die Sowjets unmöglich schlagen. Also gab es nur eins: Wir mussten ihnen die verrücktesten Wirrköpfe an den Hals schicken, die wir finden konnten. […] Dann ließen wir zu, dass sie alle moderaten Führer loswurden, dass sie sie einfach umbrachten.“ Es sei überdies nicht bekannt, dass die USA mit diversen Ländern zusammenarbeiteten, welche bei der Schaffung von ‘Dschihadisten’ für den Krieg in Afghanistan ihre Gefängnisse leerten, um die Insassen an die Front zu schicken, zitiert Springmann eine anonyme CIA-Quelle.

Osama bin Ladens Drahtzieher

Mit anderen Worten: Man bediente sich der skrupellosesten Kerle, um in verbrecherischer Weise missliebige Staaten zu terrorisieren. Und das im wahrsten Sinne des Wortes: Von Osama bin Laden zusammengetrommelte Rekruten wurden in die USA gebracht und von der CIA zu Terroristen ausgebildet. Danach schickte man sie zurück nach Afghanistan, um gegen die Sowjets zu kämpfen. Er habe erfolglos gegen diese Praxis protestiert, schildert Springmann.

Laut dem australischen Journalisten John Pilger hatte der damalige CIA-Direktor William Casey 1986 sein Einverständnis gegeben, Männer aus aller Welt für den afghanischen Dschihad anzuwerben. Zwischen 1986 und 1992 wurden demnach unter Aufsicht von CIA und dem britischen Auslandsgeheimdienst MI6 über 100'000 militante Islamisten in pakistanischen Lagern ausgebildet. Sie sollten unter anderem Terroranschläge in den damaligen muslimischen Sowjetrepubliken Tadschikistan und Usbekistan auszuführen.

Nach dem Rückzug der Sowjets aus Afghanistan standen die USA 1989 vor einem ‘Entsorgungsproblem’. „Wohin mit diesen brutalen Dschihad-Kämpfern?“, lautete die Frage. Wie Andrew Marshall in der britischen Tageszeitung Independent schrieb, wurden die arabischen Afghanen nach Bosnien verlegt. Geld dafür gab es von Saudi-Arabien. Die USA richteten gemeinsam mit dem Iran, der Türkei, Saudi-Arabien und den bosnischen Muslimen eine geheime Luftbrücke ein, „um mit Osama bin Laden verbundene al-Qaida-Mudschaheddin“ nach Bosnien zu schleusen, so Buchautor Springmann. Der Einsatz von Islamisten habe den Balkan vollends destabilisiert und letztlich dazu gedient, Bill Clintons Angriffskrieg gegen Serbien zu rechtfertigen. Bin Ladens ‘arabische Afghanen’ hätten auch eine führende Rolle bei der Ausbildung der Befreiungsarmee des Kosovo übernommen. Die These der Alleinschuld der Serben für den Balkankonflikt ist somit nicht mehr zu halten.

Teile und herrsche

Ähnlich skrupellos gingen die Amerikaner nach dem brutalen Einmarsch und der Besetzung des Irak 2003 vor: Sie entließen alle Mitglieder von Saddam Husseins Baath-Partei aus dem Staatsdienst und rekrutierten Todesschwadronen, die Anschläge gegen Führer des irakischen Widerstands durchführten. Nach dem Motto „Teile und herrsche“ ging es den Vereinigten Staaten laut Springmann darum, Hass zwischen den drei Bevölkerungsgruppen – den Kurden, Schiiten und Sunniten – zu säen. Amerikanische Agenten töteten, unterstützt von israelischen Kollegen, sunnitische und schiitische Führer, zerstörten ihre Moscheen und verübten im ganzen Land Sprengstoffanschläge. Der US-Kongress bewilligte der CIA drei Milliarden Dollar, um Gegner der US-Besatzung und Tausende Anhänger der Baath-Partei zu töten.

Auch in Libyen statteten die Vereinigten Staaten al-Qaida-Kämpfer mit Waffen und anderen Gütern aus. Wie immer verbreiteten die Medien Lügenmeldungen über den amtierenden Machthaber – in dem Fall Muammar al-Gaddafi –, rechtfertigten so seine Ermordung und sorgten somit dafür, dass das Land im Chaos versank. Ähnliches spielte sich in Syrien ab: Viele Rebellenführer gingen aus Rekrutierungsprogrammen der CIA und der Geheimdienste MI6 (Großbritannien), Mossad (Israel) und DGSE (Frankreich) hervor. Zudem bildeten Spezialeinheiten der USA die Terroristen in der Türkei und auf einer amerikanischen Militärbasis im Südwesten Jordaniens aus. Hunderte Kämpfer gehen auf den Balkankrieg der CIA zurück, Kriegsmaterial zum Teil ebenso. Die Verantwortlichen in Amerika trachten laut Springmann danach, die Bevölkerung obdachlos zu machen und ihre Kultur zu zerstören. „Um dieses Ziel zu erreichen, wollen die USA sicherstellen, dass im Terrorkrieg gegen Assad keine der beiden Seiten siegt.“ Das Ergebnis sind gigantische Flüchtlingswellen, die insbesondere die syrischen Nachbarländer sowie Deutschland, Österreich und Schweden aus dem Lot bringen.

CIA als ‘Gestapo’

Springmanns Appell zur Lösung ist eindeutig: „Bringen wir es zum Ende!“ Das Desaster begann 1947 mit der Gründung der CIA, also würde ihre Auflösung der Welt wieder Hoffnung geben. Schon damals hatte US-Präsident Harry Truman befürchtet, dass sich die CIA zu einer ‘Gestapo’ oder ‘Militärdiktatur’ entwickeln könnte – leider sollte er recht behalten. Möglich wurde dies durch die Lügenpresse rund um den Globus. Noam Chomsky, ein bekannte Kritiker der US-Invasionspolitik, brachte es auf den Punkt: „Propaganda ist in einer Demokratie das, was der Knüppel in einem totalitären Staat ist.“