"Die Natur-Wissenschaft ist der Weg zur Gottes-Erkenntnis"

Dies sagte Pythagoras, der mit seinen bahnbrechenden Entdeckungen auf dem Gebiet der Mathematik, Musik und Astronomie das kulturelle Antlitz Europas veränderte. Vergleiche mit der wahren Natur-Wissenschaft von heute zeigen, wie erleuchtet die pythagoreische Lehre tatsächlich war.

"Alles ist Zahl!", sprach einst der Weise von Samos. Seinen Anhängern, den Pythagoreern, waren die Zahlen heilig, denn sie verkörpern die Essenz aller Dinge. In ihnen offenbaren sich die Eigenschaften Gottes in vollkommener Reinheit, entkörperlicht und ätherisch. Mathematik, Musik und Astronomie betrachtete Pythagoras als das fundamentale Dreieck aller Künste und Wissenschaften. Die Mutter der mathematischen Wissenschaften ist die Arithmetik, da sie sich mit reinen Zahlen beschäftigt. Geometrie, Musik und Astronomie sind ihre Kinder, weil sie nicht ohne Arithmetik existieren können. - Es war Pythagoras, der zum ersten Mal wissenschaftlich darlegte, daß alle Musik auf Arithmetik beruht.

Die Astronomie ihrerseits, so glaubten die Pythagoreer, hängt nicht nur von der Arithmetik ab, sondern auch von der Geometrie und der Musik: Die Größe, Form und Bewegung der Himmelskörper werden über die Geometrie definiert, ihr Zusammenspiel und ihr Rhythmus hingegen über die Musik. Pythagoras war auch der erste, der von einer ‚Harmonie der Sphären' sprach.

Der ‚Weise von Samos' lehrte, die Mathematik sei in zwei Bereiche zu unterteilen: Einerseits ist sie Mengenlehre, die sich mit den Bestandteilen eines Dinges auseinandersetzt (hierbei geht es um Quantitäten oder Mengen). Andererseits ist sie aber auch die Lehre von den Größenordnungen, die sich mit der relativen Größe und Dichte eines Stoffes befaßt (hierbei geht es um Verhältnisse oder Qualitäten). Die Arithmetik und Musik ordnete Pythagoras der Mengenlehre zu, die Geometrie und Astronomie zur Lehre der Größenverhältnisse. Diese beiden fundamentalen Gegenpole von Qualität und Quantität hatte Walter Schauberger, einer der größten Physiker des 20. Jahrhunderts, in einer einfachen mathematischen Gleichung dargelegt, die man an sich schon lange kennt: 1/n x n = 1.

Die auf den ersten Blick so einfache Formel beinhaltet weit mehr als bloß die physikalische Tatsache, daß bei jeder pulsierenden Lichtwelle die Wellenlänge reziprok (=umgekehrt proportional) zur Schwingungsfrequenz ist.
Sie ist die Lebensformel schlechthin. In ihr wird das Grundprinzip der Dualität in der Schöpfung offenbar, wie wir später noch sehen werden.

Die fünf pythagoreischen Körper

Die griechischen Denker hielten jene geometrischen Körper für höchst bedeutsam, die vollkommen symmetrisch sind. Es war Pythagoras, der herausfand, daß es nur fünf solcher Körper gibt. Sie werden fälschlicherweise oft Plato zugeschrieben, weshalb man meist von den fünf platonischen Körpern spricht: das Tetraeder (Vierflächner/dreiseitige Pyramide), das Hexaeder (Sechsflächner/Würfel), das Oktaeder (Achtflächner), das Dodekaeder (Zwölfflächner) und das Ikosaeder (Zwanzigflächner).

Erst vor wenigen Jahren gelang es einer Forschergruppe für physikalische Chemie an der Universität von Pennsylvania und einem Team der Berkeley-Universität von Kalifornien zu beweisen, daß die langen Molekülketten (‚Cluster') des Wassers sich ausschließlich in den Strukturen dieser fünf pythagoreischen Körper anordnen. Sie scheinen also tatsächlich ein geometrisches Grundprinzip in der Schöpfung darzustellen.

Davon war man in der Antike überzeugt. "Die Griechen glaubten, daß die Welt (das materielle Universum) aus den vier Elementen Erde, Luft, Feuer und Wasser zusammengesetzt sei", schrieb Stanley Redgrove in seinem Buch Bygone Beliefs. "Für den griechischen Verstand war es deshalb eine logische Folge, daß die einzelnen Elementarteilchen aus gleichmäßigen Festkörpern bestehen müssen. Die Partikel des Elementes Erde waren kubisch, weil der Würfel [das Hexaeder] jener Körper mit der größten Stabilität ist. Die Feuerpartikel glichen einer dreiseitigen Pyramide, weil das Tetraeder der einfachste und deshalb leichteste Festkörper ist. Aus dem entgegengesetzten Grund waren die Partikel des Wasserelementes kleine Ikosaeder [von 20 gleichseitigen Dreiecken begrenzt], während die Luftpartikel als Zwischending der Feuer- und Wasserpartikel aus Oktaedern [‚Achtflächnern'] bestanden. Das Dodekaeder [‚Zwölfflächler'] war für diese antiken Mathematiker der mysteriöseste aller Festkörper; es war weitaus am schwierigsten zu konstruieren, weshalb Plato zum Schluß kam, daß ‚die Gottheit das Dodekaeder zur Festlegung des Planes für das ganze Universum benützt' habe."

Allerdings hat Redgrove in seinem Werk das Fünfte Element der antiken Mysterien übergangen, welches die Analogie zu den fünf pythagoreischen oder platonischen Körpern vervollständigt. Dieses fünfte Element nannten die Hindu Akasha. Es ist der hypothetische Äther unserer modernen Wissenschaft und jene Substanz, die alle vier Elemente durchdringt und gleichsam als Quintessenz miteinander verbindet.

Der Äther entspricht also dem zwölfflächigen Dodekaeder und verweist so beispielsweise auf die ‚Zwölf Unsterblichen', die sich im Universum zeigen und ihre Entsprechung in den zwölf Windungen des menschlichen Gehirns haben, den Werkzeugen jener ‚Unsterblichen' im Wesen des Menschen.

Wir kennen diese ‚Unsterblichen' als die zwölf Zeichen des Tierkreises. In Wahrheit symbolisiert dieser die zwölf Tugenden Gottes. Dies sollen laut esoterischen Lehren mächtige geistige Tempel um die Große Zentralsonne herum sein, Brennpunkte der entsprechenden göttlichen Tugenden, die in das ganze All hinausgestrahlt werden.

Solches glaubten auch die Pythagoreer, denn für sie war jeder Planet und Stern nicht bloß eine eigene Welt, mit einer eigenen Atmosphäre und einem eigenen Ätherkörper, sondern vor allem auch der Fokus einer hohen geistigen Intelligenz, die man verehren sollte. Gemäß Pythagoras wurde die Position eines jeden Himmelskörpers durch die ihm innewohnende Würde bestimmt. Hierzu muß man wissen, daß die platonische oder pythagoreische Astronomie sich nicht mit den materiellen Gegebenheiten und Positionen der Himmelskörper beschäftigte, sondern die Planeten und Sterne vielmehr als Brennpunkte von göttlicher Intelligenz betrachtete. Die physikalische Astronomie hielt man für die Wissenschaft der ‚Schatten', die philosophische Astronomie hingegen für die Wissenschaft der ‚Realitäten'.

Die pythagoreische Mathematik

Die geheime Bedeutung der Zahlen, wie sie Pythagoras kannte, haben er und seine engsten Schüler mit ins Grab genommen. Dieses Wissen wurde nirgendwo schriftlich festgehalten. Dank frühen Autoritäten wie Aristoteles, Plutarch, Proclus und anderen erkennen wir zwar noch immer die Oberfläche der pythagoreischen Mathematik, doch ihre Tiefen sind uns verborgen.

Plutarch schrieb: "Die Pythagoreer verehren die Zahlen und geometrischen Diagramme mit den Namen und Titeln der Götter. So bedeutet die Zahl Drei für sie Gerechtigkeit. Denn ein Unrecht zu begehen ist das eine Extrem; es zu erleiden, das andere. Die Gerechtigkeit nimmt ihren rechtmäßigen Platz dazwischen ein."

Die eigentlichen Zahlen beginnen für die Pythagoreer mit der Ziffer Drei. Eins und Zwei - die Monade und die Duade - stehen außerhalb, weil sie die Ursache der manifestierten Schöpfung sind. Laut der Definition von Pythagoras verkörpern die Zahlen die jeweils manifestierten Energien der in der Monade oder dem Universalen Geist Gottes enthaltenen Keimzellen jeglicher Ideen und Gedanken.

Die Polarität von Yin und Yang spielte auch in der pythagoreischen Mathematik eine große Rolle. So waren die ungeraden Zahlen maskulin und bestimmt. Die Monade (1) galt als ihr Archetyp. Die geraden Zahlen waren feminin und unbestimmt. Ihr Archetyp war die Duade (2). Deshalb opferte man den Göttern üblicherweise eine ungerade Zahl von Opfergaben, während die Göttinnen mit einer geraden Opferzahl verehrt wurden.

Aus dieser Polarität von geraden und ungeraden Zahlen erwuchs ein komplexes mathematisches System, das alle ganzen Zahlen in verschiedene Gruppen mit bestimmten Eigenschaften einteilte. "Alles hat Form, alles ist Form", lehrte Pythagoras, "und jede Form kann durch Zahlen definiert werden." So stellte man die Zahlen durch geometrische Punktdiagramme dar: Der Form eines Quadrats entspricht die Quadratzahl, das heißt 16 = 4x4; 12 = 3x4 ist eine Rechteckszahl und 6 hingegen eine Dreieckszahl.

Betrachten wir nun die pythagoreische Bedeutung der Ziffern von 1 bis 10, so lassen sich daraus einige fundamentale Schlüsse ziehen, die so herausragende Wissenschaftler wie Einstein oder Schauberger 25 Jahrhunderte später auf ähnliche Weise machten. Schlußfolgerungen, welche die spirituellen Lehren der großen Religionen mit der mathematischen Wissenschaft verbinden.