"Ordnung ist das erste Gesetz des Himmels"

Es gibt eine Göttliche Ordnung all der Dinge zwischen Himmel und Erde. Doch der Mensch spielt mit den Genen und der Gier – und wundert sich dann, wenn die Welt aus den Fugen gerät…

KälberSie ist ein Stiefkind. Eine Waise ohne Reputation. Man hat sie ins Besenkämmerchen eingeschlossen und nicht vor, sie so schnell wieder hervorzuholen. Ihre schillernden Schwestern haben es besser. Sie finden sich in jedem Esoterikbuch: Frieden, Harmonie, Liebe, Glückseligkeit, Erleuchtung, und wie sie alle heißen – sie sind begehrt. Nur unsere Waise in der Besenkammer hat wenig Anhänger. Ihr Name ist Göttliche Ordnung. Wie bitte? Ordnung??? Was soll das denn? Schreibtisch aufräumen, Haus sauberhalten? Oh nein, weit gefehlt. Göttliche Ordnung ist viel mehr als das. Wie es Alexander Pope (1688-1744), der englische Dichter, so trefflich ausdrückte: „Ordnung ist das erste Gesetz des Himmels.“ Das göttliche Muster, das allem zugrunde liegt. Die absolute Harmonie der Kräfte. Der Plan, nach dem die Natur sich richtet. Die kosmische Verpflichtung und Beständigkeit, die uns garantiert, daß die Sonne auch morgen aufgeht und der Frühling kommt. Die beruhigende Gewißheit, daß dem so ist, auch wenn er auf sich warten läßt.

Mit der Vertreibung Gottes aus dem irdischen Paradies hat sich der Mensch von der Göttlichen Ordnung abgewendet. Wenn ich die Augen zu mach’, ist sie nicht mehr da. Und ich kann, hurra, endlich tun, was ich will.

Beispielsweise in der Ordnung der Natur herumpfuschen. Denn wäre es nicht toll, wenn der Bauer Mais pflanzen könnte, der gleich einen Abwehrstoff gegen den bösen Schädling des Maiszünslers enthält? Der nicht unterschiedlich wächst, knickt und zu gestaffelt reift, sondern Halm für Halm strammsteht wie ein Heer von Robotersoldaten, die auf Befehl gleichzeitig reifen? Doch, wäre es, dachte sich der hessische Landwirt Gottfried Glöckner. Voller Vertrauen in die Segnungen der Gentechfirmen (Novartis, bzw. ab dem Jahr 2000 Syngenta) stieg Glöckner in die schöne, neue Welt des Genmais ein. Baute im großen Stil Bt-176 an und staunte: „Die Versprechen sind eingetreten, die Pflanzen in Ordnung.“ Alles schien prächtig zu laufen – bis Anfang 2001. Da litten Glöckners Kühe plötzlich unter klebrig-grau-weißem Durchfall, Wasseransammlungen in den Glenken, Ödemen in den Eutern. Blutgefässe erweiterten sich, Adern platzten, sie bekamen Nierenbeckenentzündung und es hatte Blut in Milch und Harn. Eine Kuh litt auf einmal an der seltenen Schwanzlähmung, mehrere Euter wurden spröde und rissig, die Milchleistung versiegte abrupt.

Mißgebildete Kälber wurden geboren. Ab Mai 2001 starben die ersten Tiere. „Die Kühe liefen von der Weide in den Stall und verendeten in der Box. Sie haben nicht gekämpft oder sich aufgelehnt, sondern sind einfach eingeschlafen. Was mich am meisten stutzig gemacht hat“, so Landwirt Glöckner, „war der Umstand, daß sie zu dieser Zeit Bedingungen vorfanden, die ihnen normalerweise am meisten behagen: Sie konnten sich auf der Weide frei bewegen, fraßen frisches Gras und waren an der frischen Luft und an der Sonne.“

Das Elend hielt an. „Im Spätherbst 2001 sah die Herde ‚zum Kotzen’ aus“, erzählt Glöckner. „Das Fell der Tiere war struppig und sie waren so entstellt, daß die herbeigerufenen Leute vom Zuchtverband entsetzt waren. Die Tiere waren nicht zu füttern, denn sie konnten die Zellulose vom Stroh nicht aufschließen – sie hatten immer wieder massive Durchfallerscheinungen, das Stroh wurde nicht wiedergekäut, sondern kam hinten im gleichen Zustand heraus, wie sie es gefressen hatten. Es war ein Wahnsinn. Wenn im Reaktor Kuh einmal kein Stoffwechsel mehr stattfindet, dann heißt das viel.“

Daß all das mit dem genveränderten Mais zu tun haben könnte, kam dem vertrauensseligen Bauer nicht in den Sinn. Schließlich hatte ihn niemand auf solche potentiellen Folgeschäden hingewiesen.

Im Dezember 2004, also sieben Jahre, nachdem Glöckner die schöne neue Welt des Genmaises betreten hatte, ist sein Stall leer. „Glöckner hat für seinen Glauben an die Gentechnik teuer bezahlt. Aufgrund von Todesfällen, Mißbildungen, Milchleistungsverlusten oder Leber- und Nierenschädigungen verlor er seinen gesamten Viehbestand von anfänglich 70 Kühen“, reportiert das Buch Gefahr Gentechnik – Irrweg und Ausweg von Manfred Grössler. „Nach einem vier Jahre dauernden Kampf, bei dem ‚ich mich jeden Tag beim Aufstehen fragte, welche neuen, unvorhersehbaren und unglaublichen Dinge heute wieder passieren werden’, mußte er sich geschlagen geben. Er, der seiner Sache so sicher war.“ Bauer Glöckner weiß heute dank zahlreicher Laboruntersuchungen, was seinen Kühen das tödliche Martyrium beschert hat: Das Toxin des Bacillus thuringiensis, das den Maiszünsler bekämpfen sollte, wurde im Blut, in der Milz, der Leber und im Darm der Kühe gefunden. Es hatte praktisch alles Kalzium im Blut der Kühe gebunden, was zu Leberschäden und schließlich zu ihrem Tod führte, der manchmal auf so entsetzliche Weise kam, daß Bauer Glöckner noch heute die Horrorbilder nicht aus seinem Kopf verbannen kann. Besonders fatal wirkte sich aus, daß die Kühe das Gift auch noch mit dem Weidegras fraßen, da der Bauer verseuchte Gülle ausgebracht hatte. Es ließ sich dann später auch in der Milch nachweisen, welche die Kühe gaben.

Was Glöckner besonders schockierte: Keine der Gentechfirmen interessierte sich für das gespenstische Geschehen auf seinem Hof, wo es doch vor Experten hätte wimmeln müssen. Heute weiß er, daß niemals Langzeitversuche mit dem Genmais gemacht wurden. Das Robert-Koch-Institut gab die Genehmigung für den Bt-176-Mais nach lächerlichen sechzig Tagen Fütterungsversuch. Glöckners Kühe bekamen aber erst nach zweieinhalb Jahren ihre tödlichen Probleme! „Was bei mir passiert ist, waren Feldversuche und Tierversuche“, meint Glöckner resigniert. „Bis heute aber wartet er auf eine Entschädigung des Konzerns“, schreibt Buchautor Klaus Faißner. Seine Lebensgrundlage ist zerstört, was er als hart empfindet, „zumal , wenn man immer meint, man hat alles im Griff. Und auf einmal passiert etwas, nach dem man plötzlich wie ohne Ruder im Meer treibt.“

Von Gott und allen guten Geistern verlassen. Dem Chaos ausgeliefert, das man selbst (wenn auch unwissentlich) erschuf. Weil man nicht wußte, daß es eine Göttliche Ordnung der Dinge gibt, die man nicht ohne Folgen zerstört.

„Pflanze gewordener Himmel“

Gerade so, wie Synthesizermusik keine Obertöne hat, fehlt Genpflanzen die geistige Dimension, welche sich erst aus ihrem Teilhaben an der Göttlichen Ordnung der Schöpfung ergibt. Jene feinstofflichen Erbauer, die sie geschaffen haben, schufen in der natürlichen Pflanze genau jenen Ton, den es zum vollkommenen kosmischen Konzert noch brauchte – während die Genklempner taubblinden Zauberlehrlingen gleichen, die erstens das Wesen dessen nicht kennen, mit dem sie experimentieren, und sich zweitens nur von selbstsüchtigen und materiellen Motiven leiten lassen.

Betrachten wir doch einmal ein paar „unscheinbare“ Pflanzen, die am Wegrand wachsen. Der Naturarzt Dr. Jürg Reinhard beschreibt ihr Wesen unvergleichlich in seinem Heilpflanzenbüchlein. Ein Lavendelfeld, schreibt er, „ist Pflanze gewordener Himmel, der sich auf die Erde gesenkt hat und über dünne, lange Stengel eine lockere Verbindung mit dem Leben der Pflanzenwelt eingegangen ist. Berühre ich ein Lavendelfeld, berühre ich den Himmel. In der Blüte wird eine Pflanze vom seelischen berührt. Der Lavendel setzt seine Blüte weit aus sich hinaus durch einen langen Stengel, der sich klar und in regelmäßiger Distanz von der grünen Staude absetzt. Diese lockere Verbindung bewirkt, als Heilpflanze angewendet, Lockerung der Verbindung von Seele und Leib. Dieses Hinaussetzen des Seelischen bewirkt Schmerzlinderung, denn Schmerzen entstehen durch Verkrallung der Seele im Leib. Der Lavendel vermag die Seele wieder zu lockern, den Schmerz wieder freizugeben.“

Oder die Schafgarbe: „Dort, wo die Schafgarbe in der Natur auftritt, sucht sie mit ihren feingefiederten, fühlerähnlichen Blättern die Gegend nach unsichtbarem Lebendigem ab. Sie tritt an Wegrändern und an Orten auf, wo die Natur an Totes, Aufgeschürftes, Verletztes grenzt. An Orten, wo der Boden aufgerissen wurde, sucht sie nach übriggebliebenem Lebendigem, das unsichtbar über der zerstörten Gegend schwebt. Die Schafgarbe zieht Lebenskräfte heran. Dies tut sie auch in den Organen, die wie die Leber die Aufgabe haben, Leben zu vermehren. Dank dem Schwefel, der sich in der Schafgarbe mit dem Kalium verbindet, wirkt sie bis tief in die Leberzellen hinein entgiftend und reinigend. Die feinziselierten Blätter unterliegen ähnlichen Formkräften wie die Darmzotten. Sie regenerieren die Schleimhäute und helfen dem Darm, den vorbeiziehenden Nahrungsstrom nach Lebendigem abzuschmecken.“

Die ganze Natur ist ein wunderbarer Teppich, in dem jedes Kräutlein seinen Platz und seine Aufgabe hat. Dieser Teppich wird nun von den „Motten“ der menschlich erschaffenen Pflanzenmonster bedroht – Tod, Chaos und Elend sind die Folge. Gerade das letzte Jahr sollte uns dies gelehrt haben – oder wie viele „New Orleans“ und Tsunamis braucht die Menschheit noch, um einzusehen, daß der eingeschlagene Weg eine Sackgasse ist?

Schlaraffenland ohne Bauern

Vermutlich noch viele. War doch in der Schweizer Wochenzeitung DieWeltwoche (29/2005) unter dem Titel „Schlaraffenland für alle“ eine Zukunftsvision etablierter Forscher zu lesen, deren Erkenntnisse wie ätzendste Satire anmuten, wären sie nicht monströser Ernst. Michael Lind, der Autor, ist Whitehead Senior Fellow an der New America Foundation in Washington D.C. Er postuliert, daß die Erde auch neun oder zehn Milliarden Menschen problemlos ernähren könnte und jeder einen Landsitz bewohnen könnte, würde man nur endlich etwas tun: Die Landwirtschaft praktisch vollständig abschaffen. Sie sei nämlich der größte Bodenräuber (!). Würde man nur genmanipulierte Getreidesorten verwenden, könnte man mit einem Zehntel der heutigen Anbaufläche zehn Milliarden Menschen ernähren, so die Forscher – und man könnte erst noch das Land den Landwirten wegnehmen und endlich „der Natur zurückgeben“! Allerdings entstünde bei dem steigenden Wohlstand dann das Problem, daß die Leute mehr Fleisch essen möchten, denn Getreide sei ja nur die Nahrung der niederen Arbeiterklassen. Doch glücklicherweise gebe es ja schon seit fast einem halben Jahrhundert industriell hergestelltes Viehfutter! Nigel Calder macht denn auch in seinem Buch Vor uns das Paradies den Vorschlag, „nährstoffreiches, aber für den Menschen ungenießbares Futter, das wie Hefe aus Erdöl hergestellt würde, an Tiere zu verfüttern, so daß wir auch weiterhin wie gewohnt Fleisch, Eier, Milch, Butter und Käse essen können und den Menschen in den unterentwickelten Ländern erstmals ausreichend Nahrung mit hohem Anteil an tierischem Eiweiß zur Verfügung steht.“ Doch vielleicht gäbe es ja noch einfachere Methoden. „Warum sollte es langfristig unmöglich sein, durch Techniken des Klonens von Gewebe auf direktem Weg Fleisch zu produzieren?“ fragt Autor Michael Lind und fährt treuherzig fort: „Als Besitzer einer kleinen Ranch in Texas weiß ich aus eigener Erfahrung, daß Wiesen und Kühe eine extrem ineffiziente Methode zur Umwandlung von Boden, Wasser und Sonnenlicht in ein Steak darstellen. Ich äße lieber ein nahrhaftes Kotelett aus einem sauberen Reagenzglas als eines von einem Schwein, das sein Leben, vollgestopft mit Medikamenten und umgeben von seinem eigenen Kot, in einem winzigen Verschlag verbracht hat.“ Leute, die auf freilaufenden Hühnern bestehen, sind für ihn „Nahrungssnobs“ und „Feinde der Biosphäre“. Lind: „Wahre Grüne sollten verlangen, daß auf dem Etikett steht: ‚Für die Herstellung dieser Hähnchenschenkel wurden keine Hähnchen verwendet.“

Wäre es dann gang und gäbe geworden, Steaks ohne Kühe und Hähnchenschenkel ohne Hähnchen herzustellen, „sollte man die Haustierarten, denen man seit Jahrtausenden Dummheit oder grotesk übertriebene Merkmale angezüchtet hat, ruhig aussterben lassen, mit Ausnahme einiger Exemplare, die man in Zoos halten könnte. Wer befürchtet, die Gentechnik könnte Monster hervorbringen, sollte daran denken, daß solche Monster längst existieren. Man sehe sich nur einmal die degenerierten Kreaturen auf unseren Bauernhöfen an.“