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Profitabler Golfkrieg

Obwohl der erste Golfkrieg von 1991 über 40 Milliarden US-Dollar gekostet hatte, ließen sich damit gut 60 Milliarden verdienen. So stellt sich im aktuellen Irakkrieg die Frage, ob es in Wahrheit nicht zuletzt um die Vormachtstellung des Dollars als Leitwährung des Erdöls geht, der vom Euro abgelöst zu werden droht.

Gemäß einer Studie des Polytechnikums von Mailand haben die US-Regierung und amerikanische Konzerne vor zwölf Jahren Milliarden am ersten Waffengang gegen Saddam Hussein verdient. Der Krieg verschlang auf amerikanischer Seite zwar 40 Milliarden Dollar - das sind ungefähr 42 Milliarden Euro -, doch es war gut investiertes Geld, verbunden mit einer traumhaften Rendite.
Die Amerikaner selbst zahlten zehn Milliarden Dollar an die Kriegskosten; die restlichen dreißig Milliarden wurden von den arabischen Staaten, allen voran Kuwait und Saudi-Arabien, beglichen.
Vor dem Golfkrieg lag der Erdölpreis bei ungefähr 15 Dollar pro Barrel. Mit dem Krieg schnellte er auf 42 Dollar hoch. Diese Preisdifferenz brachte einen Zusatzverdienst von 60 Milliarden Dollar, der je zur Hälfte unter den entsprechenden arabischen Regierungen und den multinationalen Erdölkonzerne aufgeteilt wurde.
Die Gewinnung und der Handel mit Erdöl aus Nahost ist praktisch in der Hand von sieben Schwestergesellschaften (‚Shell', ‚Tamoil', ‚Esso' etc.), die alle amerikanisch sind. Fünf davon befinden sich zudem in staatlichem Besitz.
Die Rechnung ist einfach: Dank den massiv höheren Erdölpreisen während des Krieges erwirtschafteten die arabischen, pro-amerikanischen Staaten dreißig Milliarden Dollar zusätzlich, welche ihnen gerade die durch den Golfkrieg angefallenen Kriegskosten deckten.
Die USA ihrerseits hatten für den Krieg zehn Milliarden Dollar ausgegeben. Dafür erhielten sie dreißig Milliarden Dollar - die andere Hälfte des kriegsbedingten Erdölgewinnes. Davon flossen 21 Milliarden Dollar in die Staatskassen, weil ja einige amerikanische Erdölkonzerne staatlich sind. Folglich machte die US-Regierung mit ihrem absichtlich vom Zaun gebrochenen Krieg im Irak ([issuelink issue_id=36 linktext='vgl. ZS 36, Seite 3' /]) elf Milliarden Dollar Gewinn. Die restlichen neun der dreißig Milliarden Dollar strichen amerikanische Privatpersonen ein, nämlich jene, denen die restlichen Beteiligungen an den US-Erdölkonzernen gehören - Kriegsgewinnler wie der im Ölgeschäft reich gewordene Bush-Clan.

Die Öllobby im Weißen Haus

Ein weiterer Gewinner des aktuellen Irakkrieges steht bereits fest: der US-Konzern‚Halliburton', die weltweit größte Ölfeld-Dienstleistungsfirma. Sie hat bereits den von der US-Regierung unterzeichneten Vertrag in der Tasche, daß eine ihrer Tochterfirmen (‚Brown & Root') nach dem Krieg im ganzen Irak exklusiv die zerstörten Förderanlagen auf den Ölfeldern reparieren darf. Ob es hierbei hilfreich gewesen war, daß US-Vizepräsident Dick Cheney fünf Jahre lang ‚Halliburton' als CEO vorgestanden hatte?
Sagen wir es ganz deutlich: Präsident Bush und Vizepräsident Cheney werden am Krieg gegen den Irak über Umwege auch ganz persönlich verdienen: Bush stammt bekanntlich aus einer Erdöldynastie; außerdem ist sein Vater Berater bei ‚Carlyle', einer der weltweit einflußreichsten Investmentgruppen, die ihr Geld vor allem in Rüstung und Öl macht. Cheney besitzt ebenfalls noch immer beste Verbindungen zur Ölindustrie (und sicher auch deren Aktien).

Als der zukünftige amerikanische Vizepräsident seinen Chefsessel bei ‚Halliburton' räumte, nahm er ein Geldgeschenk von 34 Millionen Dollar mit sich. Da drängt sich natürlich die Frage auf, ob ‚Halliburtons' Großzügigkeit vor allem durch den Umstand motiviert war, daß Cheney bald ein hohes politisches Amt bekleiden sollte. - Ach ja, und dann ist da noch die Nationale Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice: Die enge Vertraute von Präsident Bush war früher ebenfalls eine langjährige Führungskraft in der Erdölbranche. Wie man einer Bildreportage im ‚Stern' entnehmen konnte, steht noch heute mitten in ihrem Wohnzimmer das ein Meter lange Modell eines Supertankers - wahrlich nicht gerade ein typischer Dekorgegenstand in einem weiblichen Haushalt.

US-Wirtschaftsförderung

Zurück zur profitablen Milchmädchenrechnung über die Kriegsgewinne. Wer bezahlte wohl die vierzig Milliarden Dollar, die der erste Golfkrieg gekostet hatte? In Wahrheit waren es weder die US-Regierung noch die arabischen Staaten, sondern wir alle, die wir auf das Erdöl angewiesen sind und dessen Preise bezahlen müssen, selbst wenn sie sich durch einen Krieg kurzfristig vervielfachen sollten.
Und wohin flossen denn diese vierzig Milliarden Dollar an Kriegskosten. Jemand bezahlt und jemand verdient. In diesem Fall war es natürlich die Rüstungsindustrie, welche all die Sprengköpfe, Bomben und Raketen, all die Panzer, Flugzeuge und Kriegsschiffe baut, damit Lehnstuhl-Strategen wie Bush überhaupt Krieg führen können - eine übermächtige amerikanische Rüstungsindustrie (an der ‚Carlyle' von Bush senior kräftig verdient). Hut ab, das nennt man Wirtschaftsförderung im eigenen Land!

Das Mailänder Polytechnikum hat errechnet, daß die USA neben den elf Milliarden Dollar aus direktem Kriegsgewinn durch die Anhebung der Rohstoffpreise zudem Folgegewinne von weiteren 49 Milliarden eingestrichen hatten. Doch diese Gewinne sind in Gefahr. Kronprinz Abdullah, der starke Mann Saudi-Arabiens, will den Erdölmarkt seines Landes - des größten Öllieferanten der Welt - dem Freien Markt öffnen und damit das siebzig Jahre lange faktische Monopol des US-Konsortiums ‚Amarco' aufbrechen. Es fällt auf, daß das saudische Regime seither in den amerikanischen Massenmedien deutlich schlechtere Presse erhält. Im Artikel ‚Der inszenierte Krieg' haben wir diese Zusammenhänge ausführlich dargelegt und auch erklärt, daß es der amerikanischen Regierung im schon lange vor dem 11. September 2001 geplanten Afghanistankrieg ebensowenig um Menschenrechte ging wie im aktuellen Irakkonflikt.

Dollar oder Euro?

Einige Finanzanalysten glauben, daß es beim aktuellen Irakkrieg nicht nur um die Kontrolle über das Erdöl im Nahen Osten geht, sondern auch darum, in welcher Währung das Mineralöl gehandelt wird. Wer wird die Weltwirtschaft kontrollieren - Amerika oder Europa, der Dollar oder der Euro?
1971 hatte sich die OPEC darauf geeinigt, alles Öl in Dollar zu handeln. Spätestens damit wurde das sich im Privatbesitz der ‚Federal Reserve' befindliche amerikanische Geldsystem faktisch zur weltweit alles dominierenden Währung.
Einst besaßen die USA auch die völlige Kontrolle über das irakische Ölgeschäft, welches natürlich wie in allen anderen Ländern auch in Dollar abgewickelt wurde. Doch vor drei Jahren scherte Saddam Hussein aus und begann, sein Öl auch in Euros zu verkaufen. Iraks Beispiel machte Schule, schon überlegen andere Förderländer wie der Iran, Venezuela und Rußland, ihr Öl ebenfalls in Euro zu handeln.
Diesem Trend, so glauben Experten, wollen Bush und die amerikanische Erdöllobby unter allen Umständen einen Riegel schieben. Sie glauben, daß die USA im Irak Krieg führen, weil sie damit unter anderem die Vormachtstellung des Dollars und damit ihre eigene Wirtschaft schützen wollen. Nicht grundlos, wie man zugeben muß, denn das US-Außenhandelsdefizit steigt Jahr für Jahr massiv an. 2002 betrug es 435,2 Milliarden Dollar - 21,5 Prozent mehr als im Vorjahr.
In diesem Licht besehen sei die Allianz für und die Partnerschaft gegen den Irakkrieg gewisser Länder leicht zu erklären, legen die Experten dar: Großbritannien beispielsweise, traditionell mit den USA verbündet, hat den Euro bis heute nicht übernommen und das pro-amerikanische Australien verfügt über enorme Dollar-Reserven und handelt weitgehend in der US-Währung. Deutschland und Frankreich hingegen sind dem Euro verpflichtet. Wie dem auch sei - eines steht jedenfalls fest:
There is no Business like War Business! "