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Mikroorganismen mit Freiheitsdrang

Franz-Josef Hanke

Die Seuche kam aus dem Labor

Niemals würden gentechnisch veränderte Mikrorganismen aus ihrem Labor herauskommen, beteuern die Betreiber derartiger Anlagen immer wieder. Dank der scharfen Sicherheitsvorkehrungen seien diese Anlagen hermetisch abgeriegelt. Die Menschen bräuchten sich keine Sorgen vor einem Austreten von Krankheitserregern zu machen, beschwichtigen die Gentechniker. Doch die Viren halten sich nicht daran und sie bewegen sich doch!

Irgendwann musste es einmal passieren: Krankheitserreger dringen aus einem Forschungslabor hinaus ins Freie und befallen Lebewesen in unmittelbarer Umgebung. Geschehen ist das allem Anschein nach jetzt in Südengland. Jedenfalls hat das britische Gesundheitsministerium zugegeben, dass die Erreger der Maul- und Klauenseuche (MKS) aus einem tiermedizinischen Forschungslabor in der Nähe des befallenen Hofes in Westwood Lane in der Grafschaft Surray stammen. Der vielbefürchtete Gen-GAU ist jetzt also knapp 50 Kilometer südwestlich von London eingetreten.

MKS-Epidemie als Gen-GAU

Der in den am Samstag (28. Juli) verendeten 60 Rindern gefundene Virenstamm komme so in der Natur nicht vor, erklärte die Behörde. Er stimme mit einem Stamm überein, der im sechs Kilometer entfernten Versuchslabor zu Impfzwecken gezüchtet worden ist.

Der Stamm 01 BFS67 war bereits 1967 bei einer MKS-Epidemie in Großbritannien isoliert worden. Einen ihm ähnlichen Virenstamm hatte das südenglische Labor verwandt, um damit Impfstoffe herzustellen.

Die Privatfirma Merial Animal Health Ltd. ist ein Tochterunternehmen des US-amerikanischen Impfstoffherstellers Merial. Sie betreibt ihr Labor auf dem Grundstück der von der britischen Regierung gegründeten Pirbright Laboratories. Von dort aus war der hochpathogene Erreger durch die Luft bis zum benachbarten Bauernhof gelangt.

Die Firma habe die Herstellung des Impfstoffs sofort eingestellt. Für Menschen sei das Virus völlig ungefährlich, beteuerten die Verantwortlichen.

Auf der betroffenen Farm Wanborough wurden inzwischen alle Tiere geschlachtet und verbrannt. Das benachbarte Institut wurde aufgefordert, seine Sicherheitsmaßnahmen zu überprüfen. Die zuständige Chef-Veterinärin Debbie Reynolds hat zudem eine Sechs-Meilen-Sperrzone rund um das Labor und den befallenen Hof verhängt.

Inzwischen häufen sich Krankheitsmeldungen von anderen Farmen. Bisher wurde aber nirgendwo der MKS-Erreger nachgewiesen. Die Experten hoffen auch, die Tierseuche auf das bisher betroffene Gebiet begrenzen zu können.

Brown als Seuchen-Bändiger

Tag und Nacht arbeiten will der britische Premierminister Gordon Brown, um ähnliche Auswirkungen zu vermeiden, wie sie beim letzten MKS-Ausbruch im Jahr 2001 aufgetreten sind. Damals wurden Millionen toter Tiere auf Scheiterhaufen verbrannt, der ländliche Raum gesperrt und der Tourismus auf dem Lande dadurch stark beeinträchtigt. Sieben Millionen Tiere wurden seinerzeit getötet. Britisches Fleisch war auf sämtlichen internationalen Märkten unverkäuflich.

“Unsere erste Priorität muss sein, schnell und entschlossen zu handeln”, sagte Brown. “Ich kann allen Menschen versichern, dass wir alles tun, was in unserer Macht steht, um den wissenschaftlichen Beweis zu finden, was passiert ist, und die Seuche dann an der Wurzel zu bekämpfen.”

Das britische ‘Department for Environment, Food and Rural Affairs’ (DEFRA) hat den Export von lebendem Vieh, Schweinen, Schafen, Gänsen und Kadavern sowie Milch und Fleisch verboten. Außerdem wurden alle Tiertransporte innerhalb des Landes untersagt.

Damit war die Behörde einem Beschluss der Europäischen Union (EU) zuvorgekommen. Am Montag (6. August) wird voraussichtlich auch die EU den Export britischer Rinderprodukte vorläufig blockieren. Die Vereinigten Staaten von Amerika (USA) und Japan sperren sich wegen der Bovinen Spongiösen Enzephalopathie (BSE) immer noch gegen britisches Fleisch und Milchprodukte. Dort ist British Beef bereits seit mehr als 15 Jahren verboten.

MKS macht katastrophale Sorgen

Im Gegensatz zu BSE ist die Maul- und Klauenseuche für Menschen harmlos. Bei Rindern, Pferden, Schweinen und Schafen verursacht sie Fieber, Läsionen am Maul und den Hufen. Für Tiere kann diese Krankheit tödlich enden. Menschen befällt der Virus jedoch nicht.

Eine Herstellung von Impfstoffen gegen MKS ist sehr schwierig, weil viele unterschiedliche Virenstämme bekannt sind, die mit einem einzigen Impfstoff nicht gemeinsam bekämpft werden können. Deswegen arbeiten die Forscher hier bevorzugt mit gentechnischen Methoden. Bereits 1981 ist der erste gentechnisch hergestellte MKS-Impfstoff in den USA vorgestellt worden.

Üblich ist bei der Impfstoff-Herstellung weltweit die gentechnische Manipulation der Krankheitserreger zu sogenannten “Vaccine-Impfstoffen”. Dabei werden den Viren die krank machenden Eigenschaften gentechnisch entnommen, sodass sie nur noch genauso aussehen und sich ansonsten genauso verhalten wie die ursprünglichen Viren, deren gesundheitsschädigende Wirkung aber nicht mehr auslösen. Diese “amputierten” Viren werden dann als Impfstoff vermarktet.

Die Gen-Gefahr lauert mitten unter uns

Die Anwendung gentechnischer Methoden hat in den vergangenen 25 Jahren um sich gegriffen wie ein Flächenbrand. Allein in Marburg arbeiten knapp 100 zugelassene Gen-Anlagen. Damit ist die Kneipendichte in der mittelhessischen Universitätsstadt kaum höher als die der Gen-Labore.

Kein Biologie-Student kommt heutzutage an der Gentechnik vorbei. Die Wissenschaftler forschen in Marburg unter anderem auch an hochpathogenen Krankheitserregern wie dem “ Marburg-Virus“, Ebola oder dem Vogelgrippe-Erreger “H5N1″. Nicht auszudenken wären die Folgen, wenn solche Viren aus dem Labor hinaus ins Freie gelangten.

Eine absolute Sicherheit gibt es hier nicht. Und es kann sie auch nicht geben. Die Beruhigungspillen der Betreiber sind deswegen reine Placebos.

Ora et Labora

Auch den vermeintlich “niederen” Viren scheint der Freiheitsdrang aller Lebewesen eigen zu sein: Die neuerliche MKS-Epidemie in Südengland ist wahrscheinlich nicht die erste, die auf einen Laborstamm zurückzuführen ist.

Auch der Ausbruch der Vogelgrippe im Januar 2006 auf der Insel Rügen deutet auf eine Verstrickung des benachbarten Bundesforschungsinstituts für Tiergesundheit auf der Insel Riems hin. Immerhin ist diese Insel nur fünf Kilometer von Rügen entfernt. Im Friedrich-Loeffler-Institut forschen die Biologen dort genau an jenem Virus H5N1, das auf Rügen zahlreiche Wild- und Zuchtvögel hinweggerafft hat.

Ist AIDS ein Laborprodukt?

Auch die Immunschwäche AIDS hält der Berliner Molekularbiologe Prof. Dr. Jakob Segal für ein Erzeugnis aus dem Gen-Labor. “Das HIV ist ein rekombinantes Virus”, schrieb er schon vor Jahren. Es bestehe im wesentlichen aus einem Visna-Virus, in dessen Genom durch Gen-Manipulation ein Abschnitt des Genoms vom krebserregenden Virus HTLV-I eingefügt worden sei.

Die Konstruktion des HIV erfolgte nach seiner Auffassung im Hochsicherheitslabor vom Typ B4 im Gebäude Nummer 550 in Fort Derrick, dem zentralen biologischen Laboratorium des Pentagons, das im Herbst 1977 eröffnet wurde.

Die Infektion könne man immer nach Amerika zurückverfolgen, erklärte Segal. Sie erfolge teils durch den Kontakt mit nordamerikanischen Homosexuellen, teils durch Blutprodukte aus den USA.

AIDS trat erstmals 1979 in New York auf. 1981 bis 1982 wurde es in Westeuropa erstmals registriert. 1983 wurde AIDS in Zentralafrika festgestellt. Einiges spricht also durchaus für Segals These.

Da er jedoch der Top-Gentechniker der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) war, schenkten ihm viele keinen Glauben. Schließlich schien es ja auch wirklich unglaublich, dass das US-Army Medical Research Institute of Infectious Diseases (USAMRID) AIDS als Bio-Waffe entwickelt haben könnte.