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Vorsicht! Hier ist Elfenland

In Island haben sie ihren Hauptwohnsitz: Elfen, Zwerge und Trolle. Ihr Sprachrohr ist die hellsichtige Erla Stefánsdóttir. Die 72-Jährige sorgt dafür, dass kein Elfen-Zuhause zerstört wird.

Der Schutz elfischer Häuser und Wohnorte ist in Island von Amts wegen angeordnet. Denn hier sind die Märchen- und Fabelwesen gleichberechtigte Insel-Mitbewohner, ihr Zuhause die Steine, Hügel oder Häuschen entlang des Waldrandes. Und Stefánsdóttir ist das Medium, das zwischen den Volksgruppen vermittelt. Für Isländer sind die Wesen nicht nur solche aus Märchen, Fabeln und Geschichten wie wir sie aus „Herr der Ringe“ oder aus Neuseeland kennen. Kaum einer zweifelt hier an ihrer Existenz, immerhin 54 Prozent der Bevölkerung glauben fest an sie. „Die Wesen sind da!“, sagt Stefánsdóttir überzeugt. Selbst in ihrem Haus wohne eine Elfe. Zu denen, die glauben, gehört die Regierung. Auf der nordischen Insel bitten das Bauamt von Reykjavik und Bauherren oft um die Hilfe des Mediums. Sie suchen bei Stefánsdóttir Rat beim Straßenbau oder bei der Errichtung von Park- und Golfplätzen. Denn stört ein neuer Bau eine Elfe, könne es zu unangenehmen Zwischenfällen kommen. Bagger würden um- oder ausfallen, Arbeiter würden verletzt, sagt das Elfen-Medium.

Elfen-Umleitung beim Bau
Das passiere immer wieder, nicht nur in Einzelfällen. In der Gemeinde Kópavogur, in der Nähe der Inselhauptstadt Reykjavik musste beim Bau einer breiten Straße ein grasbewachsener Felsen verschont und umrundet werden. Dieser sei von Elfen bewohnt, die etwas gegen die Zerstörung ihres Heims hätten, sagt Stefánsdóttir. Der passende Name der Straße: „Álfshólfsvegur“ oder Elfenhügelweg.

Elfen in Nr. 84
Elfenwohnstätten kann kurzerhand auch eine eigene Hausnummer zugeteilt werden, damit die verborgenen Wesen sich nicht benachteiligt fühlen. So geschehen in der Inselstadt Grundarfjördur, wo zwischen den Hausnummern 82 und 86 ein großer Felsen aufragt. Hier, auf Nummer 84, wohnen Elfen. Anfang der 1990er-Jahre hatte der deutsche Journalist Wolfgang Müller der hellsichtigen Stefánsdóttir in einem Artikel den Titel „Elfenbeauftragte“ für ihre Hilfe in der Elfenkommunikation verliehen. Ein Titel, der das weltweit einzigartige Phänomen gut beschreibt, obwohl die Klavierlehrerin ihren Lebensunterhalt mit Musikunterricht verdient. Darüberhinaus ist sie vielbeschäftigt: Sie vermittelt zwischen Menschen und Elfen, schreibt Bücher über ihre wundersamen Begegnungen und zeichnet Wanderkarten, auf denen Elfen-Wohnorte verzeichnet sind. Besonders Neugierige können den Elfen noch näher kommen. Für sie werden spezielle Elfen-Führungen oder gleich ein eigenes „Elfinistik“-Studium angeboten.

Gefragt: Die „Elfinistik“
Seit 14 Jahren gibt es eine Elfenschule, die „Álfaskólinn“ in Reykjavik. Sie wird von Magnús Skarphedinsson geleitet, der jeden Sommer Vorlesungen zum Thema hält. Mittlerweile ist die Studentenanzahl auf 2000 angewachsen. Der Elfenexperte ist zwar kein Medium wie Stefánsdóttir, hat aber mit mehr als 700 Isländern über ihre Begegnungen mit den Wesen gesprochen und die Erzählungen gesammelt. „Ich beurteile die Geschichten nicht, sondern sammle sie nur“, sagt Skarphedinsson. Sobald er die Elfen-Begegnungen aller hellsichtigen Isländer beisammen hat, will er ein Buch darüber publizieren. Darin finden sich dann die gesammelten Geschichten über Treffen mit „Huldufolks“ (den versteckten Leuten), über die „Tivar“ (Berggeister) und Lichtfeen.

Auch die ZeitenSchrift publiziert immer wieder Artikel über Elfen, Feen, Devas und viele andere Naturgeister. Schauen Sie sich einfach in unserem Artikel-Verzeichnis zum Stichwort Naturgeister um.

Quellenangaben

OÖNachrichten vom 26.01.2008