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Sharon: "Wir kontrollieren Amerika"

Am 3. Oktober 2001 soll der israelische Premierminister Ariel Scharon gemäß Radio Islam eine Aussage gemacht haben, die an Deutlichkeit nicht überboten werden kann - und wohl deshalb von den Massenmedien ignoriert wurde. Der in Belgien wegen möglicher Kriegsverbrechen eingeklagte Scharon wird mit den Worten zitiert:"Jedesmal, wenn wir etwas unternehmen, warnt ihr mich, Amerika wird das tun, Amerika wird jenes tun... Ich will euch jetzt etwas ganz klar sagen: Macht euch keine Sorgen wegen eines amerikanischen Druckes auf Israel. Wir, das jüdische Volk, kontrollieren Amerika - und die Amerikaner wissen es." Dieselbe Ansicht vertrat auch William Fulbright (1905-1995). Fulbright war von 1945-74 Mitglied im US-Senat und einer der führenden amerikanischen Politiker. Der 1993 von Präsident Clinton mit der Presidential Medal of Freedom geehrte Senator sagte einst: "Israel kontrolliert die Vereinigten Staaten." Wohl deshalb ist Israel das einzige Land der Welt, das sich seit Jahren ungestraft über UNO-Resolutionen hinwegsetzen kann. Es würde auch erklären, weshalb die USA in der Vergangenheit fast jegliche Kritik der UNO an Israel mit einem Veto belegten. In dieser einseitig pro-israelischen Haltung der USA liegt auch der Haß fundamentalistischer Araber auf die Amerikaner begründet. Dies zeigte sich jüngst wieder bei der infamen Entführung und Ermordung des US-Journalisten Daniel Pearl in Pakistan. Pearl war Südostasien-Korrespondent des Wall Street Journal gewesen. Die internationale Presse verschwieg indes bis nach seinem Tod (und darüber hinaus), daß Pearl Jude und amerikanisch-israelischer Doppelbürger gewesen war - aus Angst, damit sein Leben zu gefährden. Seine Entführer brachten Pearl denn auch mit der Behauptung um, er sei ein Agent des israelischen Geheimdienstes Mossad gewesen. Dieses Zensurbeispiel verdeutlicht einmal mehr den globalen Einfluß, den israeltreue Interessen auf die westlichen Massenmedien ausüben.

Was hat die Balfour-Deklaration von 1917 mit dem 11. September 2001 zu tun?

Sehr viel, wenn man die Geschichte betrachtet. Mit dieser Deklaration "versprach" eine Nation feierlich einer zweiten Nation das Land einer dritten Nation" (Arthur Koestler, jüdischer Schriftsteller). Damals sicherte der britische Außenminister Balfour den Zionisten einen eigenen Staat Israel in Palästina zu - Palästina, das zu jener Zeit sogar zu einer vierten Nation gehörte, dem türkischen Reich. Treibende Kraft war der britische Premier Lloyd George (richtig: David Levy-Löwit), der wegen unsauberen Insidergeschäften mit Marconi-Aktien in der Schuld des zionistischen Anwalts Rufus Isaacs stand. Isaacs hatte dies vertuscht und wurde sechs Monate später mit dem Posten des Obersten Richters (Lord Chief Justice) und Adelstiteln belohnt. Aber Palästina war zwei Jahre zuvor schon den Palästinensern versprochen worden: Es existiert nämlich ein lange geheim gehaltenes Dokument der Siegermächte nach dem 1. Weltkrieg, woraus hervorgeht, daß man den Arabern (darunter auch den Palästinensern) 1915 die Unabhängigkeit zugesichert hatte. Dies sollte die Belohnung dafür sein, daß sich die arabischen Stämme im ersten Weltkrieg gegen die Türken erhoben und gemeinsam mit den Briten gegen das türkische Reich gekämpft hatten, welches sich bekanntlich mit Deutschland verbündet hatte. Dieses Versprechen ist sogar im weltberühmten Kinofilm Lawrence of Arabia mit Peter O'Toole enthalten. Die Geschichte zeigt, daß es zugunsten der Zionisten gebrochen wurde. Man hatte die Araber verraten - vielleicht aus Angst vor dem jüdischen Einfluß? William Yale war damals Agent des US-Außenministeriums in Nahost. 1919 wurde er von US-Präsident Woodrow Wilson gebeten, mit den für die Zukunft des Nahen Ostens wichtigsten Personen zu sprechen, darunter auch Chaim Weizmann, dem künftigen Präsidenten Israels. Später gab Yale zu Protokoll, er habe Weizmann gefragt, was er machen würde, wenn die Briten die Balfour-Deklaration und die Gründung eines jüdischen Nationalstaates nicht unterstützten. "Weizmann schlug mit der Faust auf den Tisch, daß die Teetassen hüpften", erinnerte sich Yale, "und sagte: ‚Wenn sie es nicht tun, dann werden wir das britische Empire zerschmettern, wie wir das russische Reich zerschmettert haben!" Die britische Historikerin Elizabeth Monroe kommt in ihrer Studie Britain's Moment in the Middle East zum Schluß, daß "die Balfour-Deklaration einer der größten Fehler in unserer imperialen Geschichte" war. Und Sir Arnold Toynbee, Historiker und Delegierter an der Pariser Friedenskonferenz von 1919, schrieb Worte, die heute - nach dem 11. September 2001 - geradezu prophetisch klingen: "Die Tragödie in Palästina ist keine lokale. Es ist eine Tragödie für die ganze Welt, weil es eine Ungerechtigkeit ist, welche den Weltfrieden bedroht."