JA zum Schutz vor Mobilfunkstrahlung!

Eine Volksinitiative in der Schweiz will 5G und moderne Telekommunikation nicht einschränken oder verhindern, sondern vielmehr Mensch und Umwelt vor hoher Strahlenbelastung schützen – ihr Ansinnen kann auch für andere Länder ein gangbarer Weg sein.

Durchaus machbar: dafür zu sorgen, dass Mobilfunkstrahlung uns und die Natur möglichst wenig belastet.

Durchaus machbar: dafür zu sorgen, dass Mobilfunkstrahlung uns und die Natur möglichst wenig belastet.

Die Einführung der 5. Mobilfunkgeneration hat die Sorgen zahlreicher Menschen über die Auswirkungen von Mobilfunkstrahlung und Elektrosmog verstärkt. Dies kommt in der Umfrage des Schweizer Umweltpanels der ETH Zürich1 von 2021 mit rund 7'000 Teilnehmenden deutlich zum Ausdruck. So fühlen sich 60 % der Schweizer unzureichend vor Mobilfunkstrahlung geschützt. 40,5 % sind an ihrem Wohnort durch elektromagnetische Strahlung belastet und 10,6 % geben an, elektrosensibel zu sein – das ist bereits jede zehnte Person.

Die Sorgen werden auch von wissenschaftlicher Seite gestützt. So publizierte beispielsweise im Januar 2021 die beratende Expertengruppe der Schweizer Landesregierung in ihrem Newsletter das Fazit einer Übersichtsstudie, welche vom Bundesamt für Umwelt in Auftrag gegeben worden war. Darin sind die Ergebnisse von 150 neueren Tier- und Zellstudien zusammenfasst und bewertet.3 Es geht um den Zusammenhang der Belastung durch elektromagnetische Felder mit oxidativem Stress, d. h. mit einem Ungleichgewicht der Stoffwechsellage. Dieser oxidative Stress kann Körperzellen beschädigen, was negative Wirkungen auf die Gesundheit haben kann. Die Mehrzahl der genannten Studien geben auch im niedrigen Dosisbereich (also bei einem Strahlungswert, der allgemein als unbedenklich gilt) Hinweise auf vermehrten oxidativen Stress.

Schon 2019 hatte dasselbe Bundesamt in einem Brief an die Kantone3 geschrieben, dass eine „begrenzte Evidenz“ besteht für

⦿ eine Beeinflussung der Durchblutung des Gehirns,

⦿ eine Beeinträchtigung der Spermienqualität,

⦿ eine Destabilisierung der Erbinformation sowie

⦿ Auswirkungen auf die Expression von Genen, den programmierten Zelltod und oxidativen Zellstress.

Es ist zu erwarten, dass bei Menschen mit Immunschwäche oder Erkrankungen und auch bei jungen und alten Menschen das Immunsystem weniger gut auf oxidativen Stress reagieren kann und daher vermehrt gesundheitlich negative Effekte auftreten.

Doch auch die Natur und die Tiere sind von den schädlichen Auswirkungen der nichtionisierenden Strahlung betroffen, wie man schon lange weiß.4 Dies zeigen beispielsweise Berichte und Studien über die Anhäufung blind geborener Kälber in der unmittelbaren Umgebung von Mobilfunkantennen5 und negativer Einflüsse auf die Orientierung, Fortpflanzung und Nahrungssuche von Insekten und Bienen6 , welche wegen der elektromagnetischen Strahlung nicht mehr zu ihrem Stock zurückfinden.7

Grundsätzlich bedeuten diese Forschungsergebnisse, dass die elektromagnetische Strahlung in unserem Alltag stark reduziert werden sollte. Aus der unabhängigen Forschung und der Umweltmedizin stammen zuverlässige, in der Praxis erhärtete Strahlungs-Richtwerte8 , die je nach Funkquelle und Risikogruppe 100- bis 10'000-fach tiefer sind als der aktuelle internationale Grenzwert, der bei einer Mobilfunksendeanlage einzuhalten ist.

Doch allen Warnungen zum Trotz hält man an einem schnellen Ausbau der 5G-Netze weiter fest. Weder die zunehmende Gefährdung der Gesundheit und die Schäden an der Umwelt noch die enormen Strommengen, welche von der Netzinfrastruktur verschlungen werden, können zu einem Umdenken bewegen.

Moderne Telekommunikation UND Gesundheitsschutz

Unsere Technologiegesellschaft ist auf eine gute und schnelle Datenübertragung angewiesen. In den nächsten Jahren wird das Bedürfnis bezüglich Datenübertragungsmenge und Übertragungsgeschwindigkeit weiter zunehmen. Diese Entwicklung muss durch emissions- und energiearme Übertagungstechnologien in nachhaltigere Bahnen gelenkt werden.

Die in der Schweiz lancierte Volksinitiative (SaferPhone-Initiative) sieht genau das vor. Sie verlangt:

⦿ dass der gesundheitliche Schutz von Mensch, Tier und Natur vor Elektrosmog und Mobilfunkstrahlung in der Schweizer Verfassung verankert wird,

⦿ dass der Festnetzanschluss mit einem leistungsfähigen und sicheren Glasfasernetz gewährleistet wird,

⦿ dass die Informations- und Kommunikations- Infrastruktur nach dem Grundsatz der tiefstmöglichen Exposition so strahlungsarm wie möglich gehalten ist und somit die Grenzwerte nicht mehr angehoben, sondern in Folge reduziert werden können,

⦿ dass Anlagen und Geräte die geringstmögliche Strahlenbelastung einhalten, damit die persönliche Strahlenbelastung beim Smartphone erheblich reduziert und so das Vorsorgeprinzip gestärkt wird,

⦿ dass der Einsatz von funkfreien Techniken in allen Anwendungsbereichen gefördert wird, damit wir uns, unsere Kinder und unsere Umwelt so wenig als möglich der Strahlung und den damit verbundenen Risiken aussetzen müssen,

⦿ dass die Kommunikationstechnologien bei der Energiestrategie und den Klimazielen Berücksichtigung finden, weil durch weniger Strahlung auch weniger Energie verbraucht wird.

Eine erfolgreiche Umsetzung der Initiative wird die Behörden und die Industrie zu einer Zusammenarbeit mit Umwelt- und Strahlenschutzorganisationen zwingen und kann ein Vorbild für andere Länder werden. Weitere Informationen sowie den Initiativtext finden Sie online: www.saferphone-initiative.ch

Quellenangaben

  • 1 Schweizer Umweltpanel. Fünfte Erhebungswelle: 5G, ETH, 2021
  • 2 Schürmann/Mevissen: Vom Menschen erzeugte elektromagnetische Felder und oxidativer Stress – Biologische Effekte und Folgen für die Gesundheit, 2021. – Zusammenfassung im BERENIS-Newsletter Sonderausgabe Januar 2021
  • 3 Mobilfunk und Strahlung: Aufbau der 5G-Netze in der Schweiz, BAFU, 17.04.2019
  • 4 Ulrich Warnke: Die Zerstörung der Natur durch ‚Elektrosmog‘, 2007
  • 5 K-Tipp: Handyantennen machen Kälber krank, publiziert am 23.04.2014
  • 6 Biologische Wirkungen elektromagnetischer Felder auf Insekten, Umwelt-Medizin-Gesellschaft, Alain Thill, Sonderbeilage in Ausgabe 3-2020
  • 7 Stever et al: Verhaltensänderung der Honigbiene unter elektromagnetischer Strahlung, Universität Koblenz, 2006
  • 8 Leitlinie zur Prävention Diagnostik und Therapie EMF-bedingter Beschwerden und Krankheiten, EUROPAEM, 2016