Das vergessene Wort

Wir begeben uns hier auf die Suche nach einem Wort, das nicht im Trend ist. Einem Aschenputtel-Wort. Einem Wort, das wir fast ganz aus unserem Vokabular ausgerottet haben, ohne jeden Artenschutz. Weil die meisten froh über sein allmähliches Verschwinden sind. Bloß: Die Welt gerät immer mehr aus den Fugen, gerade weil wir dieses Wort aus unserem Leben verbannt haben.

„Die Marine nimmt jetzt bevorzugt Nichtschwimmer in ihren Dienst, weil die im Ernstfall die Schiffe länger verteidigen.” – (Unbekannt)

Angenommen, die Sonne ginge morgen früh nicht mehr auf. Angenommen, der nächste Frühling fände nicht statt – und damit auch keine Ernte im Herbst. Angenommen, wir würden morgen früh erwachen und unsere Umgebung nicht mehr erkennen, weil sich Bäume und Büsche und Blumen, Bäche und Berge davongemacht hätten. Angenommen, wir freuen uns auf die Sommerferien im Sü­­den, und dann finden sie nicht statt, weil Papa ausgezogen und Mama tieftraurig ist. Angenommen, wir freuen uns auf die in Aussicht gestellte Beförderung und finden im Briefumschlag die Kündigung. Angenommen, Mutti hält es nicht länger bei der Familie aus und verlässt ihre Kinder. Wie Maren K.1 es tat. Ihre Kinder waren 10 und 13 Jahre alt. Darf man das?

Wie würden wir reagieren, bräche die Natur um uns herum auseinander oder zöge ewige Nacht herauf oder ein steter Winter? Verstört? Panisch? Verzweifelt? – Wie reagieren Kinder, wenn ihre Welt auseinanderbricht, weil die Eltern Bock auf eine Veränderung haben und keine Lust, an der Beziehung zu arbeiten? – Wie der Familienvater, den man aus Kostengründen wegrationiert hat? – Wie die Kinder, wenn die Mutter lieber allein wohnt? Sie schenken ihrer Mutter einen ausgesägten Schriftzug: „Supermama“. „Ein wunderbares Gefühl“, sagt Mama Maren. Und: „Ich würde es wieder tun.“ Sie tat es, weil ihr der Alltagstrott – Haus, Kinder, Urlaub – zu viel wurde: „Dafür hast du dich abgemüht, hast halbtags in der Bibliothek gearbeitet und den Rest des Tages Kakaobecher gespült, Schulbrote geschmiert, Turnbeutel gepackt – dafür. Für so! wenig?!“, be­­schreibt der Stern ihren inneren Kampf.

Also zog sie aus, nach längerem Ringen. War zwar trotzdem noch für die Kinder da, aber eben auf Besuchsbasis, nicht als feste Institution. Und hat auch nicht vor, wieder unters Familiendach zu ziehen.

Darf man das? So egoistisch und hart seinem Glück nachjagen, ohne Rücksicht auf Verluste? Darf man die Welt von Kindern in die Brüche gehen lassen oder müsste man ebenso verlässlich sein wie die Sonne, der Frühling, die Bäume, Büsche, Blumen, Bäche und Berge, die unsere Welt auch dann noch intakt erscheinen lassen, wenn wir so viele Wunden in sie geschlagen haben? Uns nähren und erfreuen, uns verpflegen und erfrischen, auch wenn wir ihnen wenig Dankbarkeit entgegenbringen und ihren Wert oft nur in Zahlen messen?

Etwas Fundamentales unterscheidet die Natur vom willkürlichen Menschen: Ihre absolute Verpflichtung. Richtig, das ist das Wort, um das es hier geht. Wer denkt, Natur wuchere ungeordnet und ungebändigt, wo immer der Mensch nicht eingreife, irrt sich. Die Natur unterliegt einer höheren Ordnung, Weisheit, einem Plan, und sie hat sich verpflichtet, dem Menschen zu dienen, ohne Rücksicht auf (ei­­gene) Verluste. Meistens we­­nigstens. Das Wasser-Element hat eine gewisse Freiheit bekommen und zeigt dem Menschen ab und zu, wer die größere Macht hat. Die Natur ist ein einziger offenbarter Gott − mit einer Hierarchie, die vom kleinsten Lebewesen bis zu den mächtigen Erbauern der Gestalt – in der Bibel „die sieben Geister, die vor dem Throne stehen“ genannt – reicht, welche die Planeten erschaffen haben und sie erhalten.

Nichts geschieht zufällig in der Natur. Alles hat seinen Sinn – die Göttliche Welt verschwendet keine Energie! Die großen Wanderungen der Tiere in Afrika haben eine tiefere Bedeutung – sie bringen feinstoffliche Qualitäten in den Boden und die Steppen, welche diese zur Erhaltung ihrer Lebendigkeit benötigen. Doch dann kommt der Mensch, baut Zäune, und die Zebras in Botswana dezimieren sich innerhalb von zwei Jahrzehnten von über hunderttausend auf bloße sechzehntausend. Der Mensch rodet die Wälder – ob in Amazonien, Indonesien oder Australien – und wundert sich dann, dass sich Wüsten breitmachen.

Dabei gibt es ohne Bäume keinen höheren Grund dafür, dass Wolken ausregnen. Mehr noch: Wie das Genfer Forschungszentrum Cern herausgefunden hat, gebären Bäume Wolken! Unter dem Titel „Poesie am Himmel“ staunte das Nachrichtenmagazin Der Spiegel: „Wundersam, fast übersinnlich klingt, was ein Forscherteam um den britischen Physiker Jasper Kirkby entdeckt hat. In einer zylinderförmigen Stahlkammer am Teilchenforschungszentrum Cern bei Genf simulierten die Wissenschaftler eine Atmosphäre, wie sie auf der Erde vor Beginn der Industrialisierung herrschte. Die Luft war möglichst naturgetreu zusammengesetzt; eine Partikelkanone am Cern schoss Teilchen hinein und übernahm damit die Rolle der kosmischen Strahlung, die unablässig die Erdatmosphäre bombardiert. So brodelte das Luftgebräu eine Weile vor sich hin. Dann beobachteten die Forscher darin einen bislang unbekannten Effekt, der Wolken auf natürliche Weise sprießen lässt. Als Geburtshelfer dient: der Duft von Nadelbäumen. Jene ätherischen Stoffe, die Kiefern-, Fichten- und Tannenwälder ausdünsten, wirken am Himmel offenbar als Keime, an denen Wasserdampf kondensiert. Messungen am 3'500 Meter hohen Jungfraujoch in den Berner Alpen haben diesen Mechanismus inzwischen auch in der Natur nachgewiesen. Bäume zaubern Wolken in die Luft – ein fast poetisches Bild. Doch wozu haben sie diese Fähigkeit? Erschaffen sich Wälder, wie Kirkby im Magazin Nature spekulierte, ein ihnen genehmes Wetter?“ Ja und nein: Sie erschaffen ein Wetter, das ihnen genehm ist, doch nicht nur ihnen, sondern auch all den Bewohnern des Waldes und den Menschen, denen zu dienen sich diese hoch entwickelten Naturwesen verpflichtet haben. Rottet man sie aus, gibt es über ihren Grabfeldern keine Wolkenbildung, keinen Humus und damit keine Lebensgrundlage mehr für den Menschen.

Selbst die Klimaerwärmung hat Gründe – und wenn auch der Mensch die Atmosphäre mit zu viel CO2 verpestet, so liegen sie woanders, als wir vermuten.3 Nämlich im kosmischen Rhythmus des Werdens und Vergehens: Die Erde selbst durchgeht große Veränderungen, und wie selbst die Wissenschaft festgestellt hat, wird sie nä­her zur Sonne (ihrem Muttergestirn) gezogen. Nach dem Ausatmen der Planeten hat jetzt deren Einatmung begonnen, das „Näher, mein Gott, zu Dir“.4

Leserstimmen zum Artikel

Wie immer habe ich auch die Beiträge der neuesten Ausgabe der „ZeitenSchrift“ mit großem Wissensdurst gelesen. Besten Dank!!!

Zu Ihrem Beitrag „Das vergessene Wort“ habe ich eine Frage bezüglich Ihrer Quellen zur Abschaffung der Reinkarnation. Das Thema interessiert mich außerordentlich und ich habe – bis auf Ihren Artikel – diesbezüglich noch nie etwas gelesen oder gehört. Auch bei Rudolf Steiner habe ich nichts darüber gelesen. Er beschreibt ja mehrmals die Auswirkungen des Konzils von Konstantinopel im Jahr 869. Können Sie mir bitte weiterhelfen, wo ich noch ausführlichere und detailliertere Angaben zu diesem Thema finden kann?

Einen herzlichen Dank an all die Mitwirkenden der „ZeitenSchrift“.

[Anmerkung der Redaktion: Mehr über die Abschaffung der Reinkarnation finden Sie hier Reinkarnation: Die größte Lüge der Kirche]

Ursula F.

Ihr Artikel in der ZeitenSchrift 87 'Das vergessene Wort' – phantastisch geschrieben, mit Dunkelheit und Licht, Bewußtseinsebene... das hat mich sehr angesprochen. Weiter so!! :-)

Liebe Grüße

Annette W.

Quellenangaben

  • 1 Name geändert; das Beispiel erschien im Stern vom 16. Juni 2016.
  • 2 Der Spiegel 25/2016, Seite 111
  • 3 Lesen Sie unseren großen Report über den Schwindel rund um den Klimawandel: Klimawandel: Alles nur heisse Luft?
  • 4 Mehr über die kosmischen Weltenzyklen erfahren Sie unter anderem in der ZeitenSchrift Nr. 44: Das wahre Wesen der Erde