Islam: Wie eine Religion zur Bedrohung wurde

War die Entwicklung, die der Islam in den Augen des Westens durchgemacht hat, unvermeidlich – oder vielleicht geschürt von jenen Kräften, die den Clash of Civilizations – den „Zusammenprall der Kulturen“ heraufbeschwören wollen?

Hätte Mohammed Ibn Abd-ul Wahhab nicht anno 1744 auf der arabischen Halbinsel den örtlichen Herrscher Mohammad Ibn Saud kennen gelernt – es ist fraglich, ob dann T. E. Lawrence zweihundert Jahre später hätte den Anstoß geben können, dass heute Länder wie Syrien, Libanon oder Saudi Arabien auf der Landkarte existieren. Oder dass nochmals achtzig Jahre später ein Mann namens Zbigniew Brzezinski in Pakistan den Startschuss zu einer Organisation geben konnte, deren Name einmal zum Schreckgespenst der Bewohner der zivilisierten Welt werden sollte. Kleine Ursachen können manchmal verheerende Auswirkungen haben – wie der harmlose Hüftschwung im Tiefschnee, der eine Minute später ein ganzes Dorf unter sich begräbt.

Eigentlich sollte dies eine Abhandlung über Fanatismus werden – jene Entgleisung der Gefühle, die heute wie eine tödliche Lawine die Vernunft, die Mäßigung, die Nächstenliebe und den gesunden Menschenverstand unter sich begräbt. Zwar stellt sich bei genauerem Hinsehen heraus, dass die Welt vielleicht von inszenierter, aber doch zunehmender Hysterie geschüttelt wird – doch der Fanatismus, der entpuppt sich als Phantom. Als organisiert und durchkalkuliert. Als Mittel zur Macht und Einschüchterung, eingeträufelt von Menschen, die keine seelischen Wurzeln haben und keinen Boden, der sie nährt; ja, es zeigt sich, dass der Fanatismus ein genauso unnatürliches, künstlich erzeugtes Gewächs ist wie das Hors-Sol-Gemüse aus dem Treibhaus. Denn der organisierte Fanatismus ist immer genau das: Von Dritten organisiert und gewissen „höheren“, sprich verborgenen Interessen dienend.

Wie eine Religion zur Bedrohung wurde

Zu dieser Erkenntnis kam kürzlich auch eine Studie der deutschen Forschungsstelle Terrorismus/Extremismus im Bundeskriminalamt1 . Praktisch keines der Mitglieder einer so genannt fanatischen Vereinigung war ursprünglich ein radikaler Ideologe, der wie ein einsamer Wolf nach einem Rudel gesucht hatte, das seinen extremen Gefühlen gewaltsamen Nachdruck verleihen würde. Nein, die Erkenntnis ist niederschmetternd – oder auch hoffungsvoll, je nachdem aus welcher Perspektive man blickt: Mitglieder extremer Gruppierungen kommen meist über Freunde und Bekannte eher zufällig dazu – es könnte auch ein Skat- oder Kegelclub sein –, auf der Suche nach Wärme und Geborgenheit, Aufgehobensein und Gemeinsamkeit. Dass dies dann irgendwann in Bombenlegen ausartet, war nicht geplant, wird aber als Preis bezahlt, um im vertrauten Umfeld verbleiben zu können. Hinzu kommt das dem Menschen offenbar innewohnende Streben nach Erfolg und Bestätigung – innerhalb der Gruppe oder vielleicht auch beim Vater, der nie viel von einem gehalten hatte. Und so wird aus Rudi Normalverbraucher auf einmal ein Extremist. Ein Terrorist. Eine tödliche Bedrohung.

Extrem sind nur die anderen

Merke: Der Extremist gibt sich bloß so. Er unterscheidet sich nur insofern von einem Geschäftsmann, als dass er seine Befriedigung eher im Wirbel findet, den er verursacht, und nicht in der Lohntüte, die er nach Hause bringt. Abgesehen vielleicht von Selbstmordattentätern – doch würden die sich auch dann noch umbringen, wenn ihnen dafür ein Schmoren in der Hölle versprochen würde und nicht zweiundsiebzig Jungfrauen?

Einer, der hautnah zu dieser Erkenntnis kam, heißt Jon Ronson und war Journalist beim Londoner Guardian. Während einiger Jahre fragte er berühmte Extremisten aller Couleur – islamistische, esoterische, katholische, rassistische, politische – ob er sie ein wenig bei ihrem Tagewerk begleiten dürfe. Seine Erkenntnisse packte er zwischen zwei Buchdeckel, die er mit dem Titel Them – Adventures with Extremists (deutscher Titel: Radikal – Abenteuer mit Extremisten)2 versah. Ronson schreibt in derselben Art über seine Exkursionen zu Extremisten, wie Woody Allen seine Filmprotagonisten durchs Drebuch stolpern lässt – mit einer Schläue, die sich als Begriffsstutzigkeit tarnt und als Naivität, und im Tonfall der Alltäglichkeit, der ihre radikalen Ziele und Absichten einfach nur noch absurd und, ja, ein wenig treudoof erscheinen lässt.

Im ersten Kapitel hat Omar Bakri seinen Auftritt. Ronson zieht den Vorhang mit folgenden Sätzen hoch:

„Es war Sommer, ein milder Samstagnachmittag auf dem Trafalgar Square, und Omar Mohammed Bakri erklärte Großbritannien den Heiligen Krieg. Er stand auf einem Podest vor Nelsons Säule und erklärte, er werde nicht ruhen, bevor nicht die schwarze Flagge des Islam über der Downing Street weht. Er erntete viele Beifallsrufe. Das Podest wurde ihm von der Bezirksverwaltung von Westminster vermietet.“

Ronson umreißt, was für ein Großbritannien Bakri den fünftausend erschienenen Anhängern verhieß: „Wer Homosexualität, Ehebruch, Unzucht oder Sex mit Tieren praktizierte, den würde man steinigen (oder vom höchsten Berg stürzen). Weihnachtsschmuck und Schaufensterpuppen wären verboten. Es gäbe keine freie Durchmischung der Geschlechter mehr. Kneipen würden geschlossen werden. Den Vermietern würde man eine andere Anstellung anbieten, die der islamischen Gesellschaft diente, und wenn sie ablehnten, so würde man sie verhaften. Bilder von Frauenbeinen auf den Verpackungen von Strumpfhosen wären verboten. Man könnte zwar immer noch Netzstrümpfe kaufen, aber sie wären bloß mit dem Wort ‚Netzstrümpfe’ ausgezeichnet.“

Seine Zeit verbrachte Omar, der Extremist, mit Flugblattaktionen, Kundgebungen und Geldsammeln. Obwohl Omar zugegebenermaßen ein Fundamentalist war, zeigte er Humor: „Der Koran regelt alle Aspekte meines Lebens“ bekannte er einmal Ronson gegenüber. „Er sagt mir, wie ich essen soll, wie ich schlafen soll, wie ich kämpfen soll, selbst wie ich sterben soll.“ Omar hielt inne. „Weißt du“, fügte er hinzu, „der Koran sagt mir sogar in welche Richtung ich furzen soll.“ Es gab ein kurzes Schweigen. Dann klärte Omar Ronson auf, in welche Richtung er furzte: „In die Richtung des Ungläubigen“, antwortete Omar. „’Hahaha! In die Richtung des Ungläubigen!’ Omar lachte herzhaft und lange und klopfte mir auf die Schulter.“

Sich selbst übertraf Omar Bakri jedoch mit seinem Meisterstück: Der größten je durchgeführten islamischen Kundgebung in Großbritannien, die in der vierzehntausend Menschen fassenden London Arena stattfinden sollte. „Als wir inmitten der riesigen leeren London Arena standen, konnte ich mir nicht vorstellen, wie Omar diese vierzehntausend Sitzplätze füllen wollte“, schreibt Ronson. „Und dann erläuterte er mir seinen Plan. Die Kundgebung würde Videobotschaften und Auftritte einer außerordentlichen Zusammenstellung von islamischen Extremisten bieten. Da war der Blinde Scheich, Omars alter Freund, der eine lebenslängliche Strafe für die ‚Anstiftung’ des World-Trade-Center-Attentats von 1993 absaß. Da war der spirituelle Führer der Hisbollah, Mohammed Hussein Fadlallah. Da war Osama Bin Laden. Da war Dr. Mohammed Al-Masri, der saudische Dissident, der zur Ausrottung der Juden aufgerufen hatte. Und so weiter.“

Nur schon Omars Ankündigung versetzte die halbe Welt in Hysterie. Die ägyptische Regierung lud den Attaché der britischen Botschaft vor und verlangte eine Erklärung. Sanktionen gegen Großbritannien waren im Gespräch. Ein Kommuniqué des algerischen Außenministeriums drückte Algeriens Missbilligung der Kundgebung aus. Schwulengruppen und der Abgeordnetenrat der britischen Juden forderten das Innenministerium auf, die Kundgebung zu verbieten. Das Außenministerium beschied dem Parlament, die Kundgebung könne nicht verboten werden, wenn kein Gesetz gebrochen werde, und bis jetzt sei kein Gesetz gebrochen worden. Das Innenministerium zeigte sich mutig und schrieb einen offenen Brief an Omar Bakri, dass die Regierung jegliche Unterstützungsbekundungen für Terrorismus verurteile und an der Kundgebung Beweise gegen jeden sammeln werde, der gegen das Gesetz verstoße.

Omar Bakri wurde innerhalb einer Woche mit 634 Interviewanfragen zugeschüttet. Weltweit war er in den Schlagzeilen. Die Mail on Sunday zeterte: „Dieser Mann ist entschlossen, die westliche Gesellschaft zu zerschlagen. Er erhält 200 Pfund Sozialhilfe pro Woche und hat die britische Staatsbürgerschaft beantragt.“

Kurz darauf klebten Omar und seine Leute Plakate für die Kundgebung. Innerhalb der nächsten Tage erhielt die London Arena Beschwerden von achtundzwanzig Bezirksverwaltungen wegen der Plakataktionen. Es gab Bombendrohungen, und die Arena kündigte an, dass Omar zusätzliche 18’000 Pfund für Sicherheitsmaßnahmen bezahlen müsse. Omars Büro wurde nun von Reportern und Fernsehteams belagert. Zwar wetterten die Medien gegen ihn, und gab es auch telefonische Bedrohungen – manche mit arabischem Akzent – „trotzdem hatte ich Omar noch nie so glücklich gesehen.“ Omar durfte seine Botschaft auch in einer Talkshow vertreten.

Am Tag vor der Kundgebung klärt Omar Jon Ronson auf: „Weißt du, Jon, es gab immer Pläne. Und die ersten beiden Pläne sind jetzt umgesetzt. Plan A war die Ankündigung der Kundgebung. Die Kundgebung haben wir angekündigt. Plan B war, die Welt in Aufruhr zu versetzen. Und wir haben die Welt in Aufruhr versetzt.“ Insgesamt, eröffnete Omar Jon, gebe es vier Pläne. Plan C beinhalte, dass Omar Bakri – nachdem er 640 Anfragen für ein Interview bekommen hatte – bekannt geben würde, dass kein einziger Journalist (nicht einmal Ronson) bei der Kundgebung zugelassen werde. Denn die Konferenz richte sich ausschließlich an Muslime.

Omar wurde kurz zu seinem Stellvertreter gerufen. Mit ernster Miene kam er nach einer Weile zurück. „Omar kündigte es nicht so an, aber dies war Plan D. ‚Die Kundgebung’, erklärte Omar, ‚wird abgesagt. Es ist vorüber. Es wird keine Kundgebung geben. Sie haben uns erpresst. Die London Arena hat die Muslime erpresst. Sie wollen uns die Höchstkosten für Sicherheit berechnen. Sie wissen, dass wir uns das nicht leisten können. Die Schuld liegt nicht bei uns. Wir wurden erpresst. Fragen?’

‚Bist du enttäuscht?’ fragte ich Omar.

‚Oh nein’, sagte Omar. ‚Dies ist ein großer Sieg für Muslime auf der ganzen Welt. Es ist ein Sieg, weil wir uns vorgenommen hatten, die ganze Welt aufzurütteln, und das haben wir getan. Wir versprachen, dass es eine historische Kundgebung werden würde, und es wurde eine historische Kundgebung. Die ganze Welt stand Kopf.’

‚Und finanziell?’, fragte ich. ‚War dies eine teure Unternehmung?’

‚Oh nein’, sagte Omar. ‚Ich habe ein Recht auf volle Rückvergütung durch die London Arena.’“

Das ist PR in ihrer höchsten Kunstfertigkeit: Eine weltaufrüttelnde Kampagne, die am Ende keinen einzigen Cent gekostet hat!

All dies hatte sich vor dem 11. September 2001 abgespielt. Am 13. September 2001 gab Omar Bakri der britischen Daily Mail ein Interview, in dem er sagte: „Als ich zuerst davon hörte, freute ich mich. Ich erhielt einen Anruf: ‚Wow, die Vereinigten Staaten werden angegriffen.’ Es war aufregend.“

Nachdem Scotland Yard Bakri verhaftet und am selben Tag wieder freigelassen hatte – er hatte kein Verbrechen begangen – rief Ronson ihn am Abend an. „’Das ist schrecklich’, erzählte er mir. ‚Die Polizei sagt, sie würden mich vielleicht ausweisen. Weshalb bringen die Leute mich mit Bin Laden in Verbindung? Ich kenne den Mann nicht. Weshalb sagen die Leute, ich sei Bin Ladens Mann in Großbritannien?’

‚Weil du dich selbst während vieler Jahre als Bin Ladens Mann in Großbritannien bezeichnet hast’, antwortete ich.

‚Oh, Jon’, sagte Omar. ‚Weshalb glauben dir die Leute nicht, wenn du sagst, ich sei ein harmloser Clown?’

‚Ich habe dich nie für einen harmlosen Clown gehalten’, entgegnete ich.“

Es dauerte noch vier Jahre, bis Omar Bakri endgültig aus Großbritannien verbannt wurde. Ronson: „In der Zwischenzeit hatte er eine Konferenz mit dem Titel ‚Die glorreichen 19’ veranstaltet – zur Feier des Jahrestages des Angriffs vom 11.9. – sowie Reden gehalten, in denen er vorschlug, dass Zehnjährige Selbstmordattentate verüben und mit Flugzeugen die Downing Street und das Weiße Haus zerstören sollten. Nach den Angriffen vom 7. Juli 2005 in London erklärte er, die Bombenleger seien nun im Paradies. Mittlerweile waren die Gesetze geändert worden. Derartige Aussagen stellten nun ein Verbrechen dar.

Ich rief Omar am 8. Juli 2005 an. ‚Ah, mein alter Freund Jon Ronson’, sagte er. ‚Ich kann nicht glauben, dass Al-Kaida dich noch nicht umgebracht hat. Haha!’

Einige Wochen später“, schreibt Ronson, „machte Omar Urlaub bei seiner Mutter in Beirut. In seiner Abwesenheit und zu seinem großen Bedauern verbot ihm der britische Innenminister Charles Clarke, jemals wieder nach Großbritannien zurückzukehren.“

Der grausame Arm des Islam

Omar Bakri entspricht genau der Art von Muslim, den wir in Europa und Amerika fürchten: Fundamentalistisch, unberechenbar, gewaltbereit. Diese Radikalität war dem Islam aber nicht immer eigen. Die Wurzel des mittelalterlich-grausamen Islam, der einen Diebstahl mit dem Abschlagen der stehlenden Hand und einen Ehebruch mit Auspeitschung oder auch dem lebendigen Einmauern der Ehebrecherin bestraft, liegt im so genannten Wahhabismus, der Mitte des 18. Jahrhunderts durch einen Mann namens Muhammad Ibn Abd al-Wahhab entstand. „Er sah eine zunehmende Korruption der Gesellschaft, und wie jeder Führer einer Erweckungsbewegung sagte er, ‚wir sind von der wahren Religion abgekommen. Wir müssen deshalb zum Koran und zum Beispiel des Propheten zurückkehren’“, erläutert Professor John Esposito von der Georgetown University in Washington.

Wahhab ließ alle unorthodoxen Interpretationen des Koran verbieten. Er forderte Dinge wie das Steinigen von Ehebrechern und das Abhacken der Hände von Dieben. Dies sind Regeln, die im Koran geschrieben stehen, aber nicht konsequent angewendet werden. „Die Anhänger einer wörtlichen Lesart des Korans übersehen, dass diese Dinge in der Spätantike oder im frühen Mittelalter geschrieben wurden. Dass das so drin steht, heißt noch lange nicht, dass es genauso angewendet werden soll“, plädiert Tariq Ali, der Autor von Fundamentalismus im Kampf um die Weltordnung. Wahhab sprach sich auch gegen die Ausschweifungen der Bevölkerung aus. Berauschende Getränke, Tabak, Tanz, Musik und jeglicher Luxus waren für ihn des Teufels. Er wendete sich auch strikt gegen viele Formen des Volksglaubens, etwa die Verehrung von Heiligen, Wallfahrten zu Gräbern oder die jährliche Feier des Geburtstags des Propheten.

Vielleicht wären seine Ansichten mehr oder weniger privat geblieben, hätte er nicht 1744 im Nadschd, der zentralen Hochebene des heutigen Saudi-Arabien, wo er auch geboren war, den lokalen Emir Muhammad Ibn Saud kennen gelernt. Dessen großer Ehrgeiz war die Vereinigung von ganz Arabien. Mit der fundamentalistischen Lehre Wahhabs, so glaubte Ibn Saud, stehe ihm die Waffe des Glaubens zur Verfügung, um die Halbinsel zu erobern. „Sie unterzeichnen einen Vertrag: Du wirst der religiöse, ich der politische Führer; zusammen versuchen wir, die Halbinsel zu erobern“, erläutert der Schriftsteller Tariq Ali. Im heutigen Saudi Arabien ist der Wahhabismus die Staatsreligion und Staatsdoktrin zugleich; zudem fördert der saudische Staat wahhabitische und andere dogmatische sunnitische Organisationen in allen Teilen der Welt.

Kennzeichnend für den Einfluss der Wahhabiten sind unter anderem folgende Praktiken im öffentlichen Leben:

  • Verbot des Autofahrens für Frauen;
  • Verbot für Frauen, sich in der Öffentlichkeit mit fremden Männern zu zeigen;
  • Öffentliche Scharia-Strafen wie Hinrichtungen und Auspeitschungen;
  • Verbot der freien Religionsausübung;

Eine der Eigenheiten des saudischen Systems sind die Mutawas, die Religionspolizei. Mutawas sind – neben der regulären Polizei – Wächter, die die Einhaltung sittlicher Normen in der Öffentlichkeit kontrollieren sollen.

Der Kampf der Kulturen

Heute erscheint es dem westlichen Menschen, als ob es nur noch diesen extremen Islam gäbe. Und dies, obwohl sich der Islam jahrhundertelang durch eine große Toleranz anderen Religionen gegenüber auszeichnete. Nur unter der Herrschaft der Moslems war der umkämpften Stadt Jerusalem eine ruhige Zeit vergönnt gewesen. Was wir durch die Medien heutzutage wahrnehmen, sind jedoch nur noch äußerst erhitzte Gemüter, die das Schwert des „Dschihad“, des „Heiligen Krieges“ über unseren Köpfen schwingen – wie Omar Bakri, der prophezeite: „Oh ja, es wird eine Zeit kommen, wo im Vereinigten Königreich [Großbritannien] militärische Kämpfe stattfinden werden. Dschihad. Das heißt ‚Eroberung’. Ganz ohne Frage wird eines Tages das Vereinigte Königreich vom Islam beherrscht. Die Muslime in Großbritannien dürfen nicht naiv sein. Sie müssen bereit sein, sich militärisch zu verteidigen. Der Kampf, sage ich immer, ist ein Kampf zwischen zwei Zivilisationen, der Zivilisation der Menschen gegen die Zivilisation Gottes.“3

Womit wir beim Clash of Civilizations angekommen sind – dem vielbeschworenen Kampf der Kulturen (was man besser mit dem „Zusammenprall der Kulturen“ übersetzen würde). Angeblich planten freimaurerische und Illuminaten-Kreise schon im 19. Jahrhundert drei Weltkriege. Der erste sollte die alte Ordnung der Monarchien zerstören, der zweite zu einem Heimatland für die Juden führen, und der dritte einen großen Weltenbrand entfachen, in dem die korantreue muslimische Welt mit der hedonistisch gewordenen christlichen Welt zusammenprallen würde – an dessen dramatischem Ende die geschundene Menschheit dann dankbar eine Weltdiktatur vom erkorenen Weltzentrum Jerusalem aus annehmen würde. Noch vor wenigen Jahrzehnten wirkte solch ein Szenario vollkommen absurd. Seit etwa zwei Dekaden jedoch scheint man mit allen Mitteln diesen Zusammenprall der Kulturen anzuheizen: Die Medien schenken ihm ungebührlich hohe Aufmerksamkeit. Wie bei jenem fehlgeleiteten Priester im Hinterland von Florida, der mit Koranverbrennung drohte – und daraufhin tagelang die Schlagzeilen und Nachrichtensendungen weltweit beherrschte. Oder die von den Medien stark aufgebauschte weltweite Hysterie der islamischen Gemeinden nach Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen in Dänemark. Oder beim Aufschrei der Amerikaner nach der medial hochgeputschten Schlagzeile, dass die Muslims ein islamisches Gemeindezentrum in der Nähe von Ground Zero (wo einst das World Trade Center stand) zu erbauen planten.

Der Begriff Clash of Civilizationsgeht auf den US-Politwissenschaftler Samuel Phillips Huntington (1927-2008) zurück, der das gleichnamige Buch im Jahre 1993 veröffentlichte – ein Jahr, nachdem er Mitglied des amerikanischen Council of Foreign Relations geworden war, nach Insidermeinung eines der wichtigsten Illuminati-Gremien in Amerika.

Damit die Zivilisationen zusammenprallen, benötigt man ein generelles Klima der Verunsicherung, des Hasses und des Fanatismus’ – alles Kinder der Unwissenheit (oder der gezielten Desinformation) und der Angst. Die natürlichen Gegenmittel wären also wahres Wissen – sowohl um Zusammenhänge und Hintergründe, wie auch um die wahre Natur des Lebens – und Liebe zum Nächsten wie zu sich selbst.

Quellenangaben