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Erhöhtes Risiko von Unfruchtbarkeit

Männer, die ein Mobiltelefon benutzen, stehen einem erhöhten Risiko von Unfruchtbarkeit gegenüber.

Von Jenny Jope - übersetzt von Evi Gaigg

Männer, die ein Mobiltelefon benutzen, könnten ihre Fruchtbarkeit riskieren, warnen Forscher. Eine neue Studie zeigt einen Besorgnis erregenden Zusammenhang zwischen mangelhaften Spermien und der Anzahl Stunden, die ein Mann pro Tag sein Handy benutzt. Jene, die während vier Stunden pro Tag mit dem Handy telefonierten, wiesen gemäss den veröffentlichten Resultaten der American Society for Reproductive Medicine anlässlich des Jahresmeetings in New Orleans die geringste Spermienzahl und die schlechteste Spermienqualität auf.

Die Ärzte glauben, die Schädigung könnte durch die elektromagnetische Strahlung von Handys ausgehen oder der Wärme, die von ihnen erzeugt wird. Die Ergebnisse lassen vermuten, dass Millionen von Männern, die Vater werden wollen, wegen des weit verbreiteten Gebrauchs von Handys auf Schwierigkeiten stossen und bieten eine andere plausible Erklärung für die stark rückläufigen Raten der Zeugungsfähigkeit britischer Männer. Die Spermienzahl britischer Männer ist während der letzten zehn Jahre um 29 Prozent gesunken. Ein Absinken, an dem auch die gestiegene Fettleibigkeit, Rauchen, Stress, Umweltverschmutzung und die Fruchtbarkeit schädigende Chemikalien, die das Hormonsystem stören, Schuld ist.

Die letzte Studie sichert die vorgehende Forschung, die darauf hindeutet, dass es eine Verbindung zwischen Mobiltelefongebrauch und der Spermienqualität gibt, aber es ist die grösste mit dem heute besten Design. US-Forscher in Cleveland und New Orleans und Ärzte in Mumbai, Indien, beobachteten 360 Männer, die sich einem Check in einer Fertilitätsklinik unterzogen, wo sie je nach ihrer Spermienzahl in drei Gruppen eingeteilt wurden. Männer, die während mehr als vier Stunden pro Tag ein Mobiltelefon benutzten, hatten eine um 25 Prozent geringerer Spermienzahl als Männer, die kein Handy benutzten. Die Männer mit dem längsten Gebrauch hatten grössere Probleme, bis hinunter zu einem Drittel der Qualität der Spermien und deren Schwimmfähigkeit (Beweglichkeit) - ein entscheidender Faktor bei der Befruchtung. Sie wiesen 50 Prozent Verlust bei der Anzahl von richtig ausgebildeten Spermien auf, welche gerade nur zu einem Fünftel unter dem Mikroskop normal aussahen.

Professor Ashok Agarwal, der Direktor des Reproductive Research Centre in der Cleveland-Clinic, Ohio, der die Studie leitete, sagte: „Fast eine Milliarde Menschen benutzen weltweit Mobiltelefone und die Zahl steigt in vielen Ländern von 20 bis 30 Prozent pro Jahr. „In weiteren fünf Jahren wird sich diese Zahl verdoppeln. Menschen benutzen Mobiltelefone, ohne zweimal darüber nachzudenken, was dies für Konsequenzen haben kann.“ „Es ist so, als benutzten sie eine Zahnbürste, aber Handys könnten eine verheerende Wirkung auf die Fruchtbarkeit haben. Es muss erst noch bewiesen werden, aber es könnte einen gewaltigen Einfluss haben, denn Handys sind sosehr ein Teil unseres Lebens geworden.“

Alles in allem wurden 361 Männer in vier Gruppen eingeteilt, mit 40, die nie ein Handy benutzen, 107 Männer benutzten es weniger als 2 Stunden pro Tag, 100 Männer benutzten es zwei bis vier Stunden täglich und 114 telefonierten vier Stunden und mehr pro Tag. Das Hauptergebnis war, dass es bei vier Messungen der Spermien-Potenzzahl, der Beweglichkeit, der Lebensfähigkeit und Morphologie oder beim Aussehen, signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen gab. Je stärker der Handygebrauch war, desto grösser war die Reduktion bei jeder Messung. Prof. Agarwal sagte: „Das war ganz klar und ganz signifikant. Viele in der Gruppe mit der kleinsten Spermienzahl wären unter dem Normalfall, wie er von der Weltgesundheitsorganisation WHO definiert ist, gelegen.“ Die WHO sagt, die normale Zahl von Spermien ist über 20 Millionen pro Milliliter der Samenflüssigkeit. „Das war eine signifikante Verminderung bei den wichtigsten Messungen von Spermiengesundheit bei Handygebrauch und darüber sollte bei einer Abnahme der Fruchtbarkeit nachgedacht werden.“ sagte er.

Messungen der Beweglichkeit und Schwimmfähigkeit von Spermien, Messungen der Lebensfähigkeit, ob nichtschwimmende Spermien noch leben, während die Morphologie das Erscheinungsbild ist, das mit der Norm verglichen wird. Obwohl die Männer in der Klinik in Mumbai Behandlung ihrer Fertilitätsprobleme suchten, könnten nicht alle ein Problem gehabt haben – es könnte auch bei ihren Partnerinnen gelegen haben, fügte er hinzu. Professor Argawal sagte, der wahrscheinlichste Mechanismus war eine Schädigung der Spermien erzeugenden Zellen in den Hoden, verursacht durch elektromagnetische Strahlung oder Hitze, obwohl ein Abfall der Hormonproduktion die Spermienbeweglichkeit und die Spermien DNA beeinträchtigen konnte. Er sagte: „Diese Zellen in den Hoden haben bei Tierversuchen gezeigt, dass sie auf elektromagnetische Wellen empfindlich reagieren und einen Abfall der Spermienproduktion verursachen.“ Mobiltelefone können auch die Temperatur in der Leistengegend erhöhen, wenn es ein Mann am Gurt oder in der Tasche mit sich herumträgt. Professor Argawal sagte, es war zu früh, den Männern, die eine Familie gründen wollten, zu raten,ob sie ihren Handygebrauch begrenzen sollten. Er sagte: „ Wir müssen noch einen langen Weg zurücklegen, bis wir das beweisen können, aber wir hatten gerade eine andere Studie, die das beweisen wird.“

Man denkt, dass 40 Millionen Briten ein Handy benutzen. Alasdair Philips, der Direktor des Konsumenten – Interessenverbands Powerwatch sagte: „ Es gibt einen plausiblen Link zwischen der Verlängerung der Zeit, in der ein Handy benutzt wird und einer möglichen Auswirkung auf die männliche Fruchtbarkeit. „Die Augen, Brüste und Hoden sind die Teile des Körpers, die wahrscheinlich die meiste Energie absorbieren und die Männer tragen ihre Handys eng am Gürtel.“ Das Senden von Nachrichten benötigt weniger Leistung als das Sprechen, aber es kann eine intensivere Strahlungsemission bewirken, speziell in Zügen, sagte er. „Ich habe Männer im Zug gesehen, die zwei oder drei Stunden kontinuierlich Texte schrieben, mit dem Telefon im Schoss und sie drückten „Senden“ in derselben Position, wenn es anfing, ein Signal zu senden.“ „Dies benötigt einen beträchtlichen Anstieg von Leistung, weil es effektiv eine Metallschalung ist. Wir empfehlen den Leuten, einen Text mit ausgestrecktem Arm in Richtung Fenster zu senden, wenn sie im Zug fahren“ fügte er hinzu. Er sagte, eine durch ein Mobiltelefon erzeugte lokale Erwärmung der Leistengegend kann auch bei der Beeinträchtigung der Spermienqualität beteiligt sein. „Spermien sind sehr temperaturempfindlich, wie viele Studien zeigen, und ein kurzzeitiger Temperaturanstieg könnte verantwortlich sein“ fügte er hinzu.

Jedoch sagte Dr. Allan Pacey, der führende Dozent für Andrologie an der Universität Sheffield: „Es ist eine Studie von guter Qualität, aber ich denke nicht, dass sie die Angelegenheit beendet." „Wenn Sie Ihr Telefon vier Stunden pro Tag benutzen, dann ist es voraussichtlich längerer Zeit nicht in der Tasche. Das wirft eine grosse Frage auf: Wie kann es dann zu einer angenommenen Hodenschädigung kommen?“ Er sagte, der Handygebrauch kann ein Wegweiser für andere Lifestyle-Faktoren sein, die die Spermienqualität beeinflussen. „Es kann sein, dass Leute, die ein Handy vier Stunden lang pro Tag benutzen, mehr Zeit verbringen, um in ihrem Auto zu sitzen, was heissen kann, dass es zu einer Erwärmung kommt. Es könnte sein, dass sie mehr gestresst sind oder mehr sitzen und vom Sitzen und Junk-Food-Essen fett werden. Das scheinen bessere Erklärungen zu sein als ein Telefon, das auf eine so grosse Distanz Schäden verursacht“ fügte er hinzu.

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Quellenangaben

Daily Mail, Jenny Jope