Das ist ja zum Lachen!

Achtung! Langweilig! Unpolitisch! Nicht lesen! Hier wird über Humor geschrieben! – Eine kleine Anatomie über das Lachen - durchaus ernst gemeint!

Könntest Du vielleicht ein paar Zeilen zum Thema "Humor" schreiben?"- "Das soll wohl ein Witz sein", denke ich. Gibt es etwas Langweiligeres als eine Abhandlung über Humor zu schreiben? Nun gut, ich versuche es.

Wann lachen wir? Eine Grundbedingung zum Lachen ist die Überraschung in der Sache, um die es geht – gleichgültig, ob diese Sache einem humoristischen oder einem ernsthaften Zweck dient. Der eine Zweck schließt den anderen nicht aus. Der effektive Gag ist immer einfach. Nehmen wir das Beispiel des Clowns: Er tritt auf den Besen, der Stiel schlägt hoch und dem Clown mitten ins Gesicht. Nun folgt die Reaktion des Clowns und die mehrfache Wiederholung der Situation, an der selbstverständlich der Besen der Schuldige ist. Etwa nach der siebten Wiederholung stoppt der Clown plötzlich vor dem Besen ab und schreitet mit exponiertem Schritt darüber hinweg.

Jeder kennt diese Situation. Die meisten haben sie schon oft gesehen und wenn es gut gemacht ist, lachen wir immer wieder über diese einfache Geschichte. Falls Sie sich doch entschlossen haben, diesen Artikel zu lesen, können Sie sich wahrscheinlich gar nicht mehr vorstellen, über so etwas zu lachen - ich im Augenblick auch nicht.

Aber nun zu wirklich ernsthaften Betrachtungen: Worüber lachen wir? Konkret lachen wir über die lebendige Reaktion des Clowns in seiner Situation. Gleichzeitig werden wir an die Mißgeschicke unseres eigenen Alltags erinnert. Wir bekommen gespiegelt, wie wir in den Dingen unseres Alltags immer wieder die gleichen Fehler machen und dann häufig die anderen dafür beschuldigen. Doch nicht nur das. Es wird uns auch mit geteilt, daß wir diejenigen sind, die ihre eigene verkorkste Lebensrealität immer wieder selbst herstellen; solange bis wir endlich bereit sind, uns von unserem alten, 'liebgewonnen', schmerzenden Gewohnheiten zu verabschieden, indem wir uns die Bahn für die nächste Begegnung freimachen. Vielleicht sollten Sie diesen Artikel doch lieber nicht weiter lesen. Es wird uns in dem Beispiel unmißverständlich gezeigt, daß jeder Mensch die Ursache für die Auswirkungen seiner Bemühungen ist. Da gibt es kein Drumherum. Wir machen uns solange die eigene Hölle, bis wir die Nase davon voll haben. Bis dahin brauchen wir Geduld mit uns selbst; was nur eine Frage der Zeit ist. Das hat doch nichts mit Humor zu tun. Damit wären wir beim nächsten Thema: Stellen Sie sich einen Clown vor, der 'qualifiziert' wartet.

Aber Halt! Vielleicht kommen Sie gerade ärgerlich, mit verbundener Hand vom Arzt, weil Sie sich schon wieder mit dem Messer bis auf den Knochen in den Daumen geschnitten haben. Dann werden Sie möglicherweise überhaupt nicht lachen können, sondern ärgerlich oder sogar wütend auf diese Blödheit reagieren. Diese Reaktion erklärt einen weiteren wichtigen Punkt: Wir brauchen auch die Fähigkeit des vorübergehenden inneren Zurücktretens von einer Situation, die Fähigkeit des intuitiven Reflektierens. Ansonsten identifizieren wir uns völlig mit der dargebotenen Szene und das wäre doch wohl eine Illusion. Sie haben nämlich einen kaputten Finger und keinen Besen vor dem Kopf.

Wir lachen also über uns selbst und geben dabei oft vor, über den anderen Menschen zu lachen – wenn wir selbst nicht all zu tief in dem Thema drin' stecken; sonst wird's ärgerlich. Eine andere Art des Betrachtens kann auch Mitgefühl hervorrufen.

Dazu folgende Alltagssituation: Großmutter und Mutter streiten sich bei laufendem Staubsauger über das Staubsaugen. Die dreijährige Tochter schaut sich die Szene eine Weile an und zieht überraschend den Stecker aus der Steckdose. Ruhe! Ihre größere Schwester und ein Gast lachen und amüsieren sich köstlich über die gelungene Aktion. Jetzt beschuldigen Großmutter und Mutter die Tochter für ungehorsames Verhalten, die daraufhin anfängt zu weinen. Die eher als Betrachter anwesende größere Schwester und der Gast reagieren mitfühlend auf die Situation.

Sie haben sich als Leser/in natürlich längst mit einer Figur in der Geschichte solidarisiert; treten Sie bitte jetzt innerlich von Ihrem eigenen inneren Gefühlssalat zurück… und nehmen sich einen Moment Zeit für diese Geschichte. – Gut. Sie sollten an dieser Stelle dringend das Lesen beenden. Ab jetzt wird es ein Mitspielartikel!

Setzen Sie in Ihrer Phantasie nun allen Beteiligten der obigen Geschichte eine dicke rote Clownsnase auf und erlauben jeder Figur in den Handlungen der Geschichte übertrieben groß zu gestikulieren…Dabei sehen Sie sich selbst als Zuschauer. Sie sind ein(e) echt aktive(r) Leser(in).

Mit dieser Vorstellung der Figuren lassen Sie als Betrachter die Szene einmal vor Ihrer inneren Leinwand an sich vorüberziehen. – Wenn Sie das Experiment jetzt praktisch ausprobieren, werden Sie feststellen,… Halt! Lesen Sie nicht weiter; probieren Sie es aus. Jetzt – Film ab!!!

Wenn Sie das Experiment jetzt praktisch ausprobiert haben, werden sie feststellen, daß sich Spaß und Ernst stärker polarisieren. Die Geschichte als Clownsszene ermöglicht auf diese Weise ein tieferes und bewußteres Verstehen für die Situation. Wenn Sie sich über das praktische Probieren in die Geschichte eingefühlt und so Erfahrungen gesammelt haben, werden Sie einige inhaltliche Aspekte verstehen.

Für diejenigen, die die Übung nicht probiert haben, weil sie nur ihr Mentalbewußtsein füttern wollen und mit dem Lesen trotzdem bis hierher durchgehalten haben, folgt jetzt zur Belohnung 'Verstehen zum Nachlesen'.