Kennedy: "Der Kleptokratie das Handwerk legen"

Mit Robert Francis Kennedy Jr. bewirbt sich in den USA nach vielen Jahrzehnten erstmals wieder ein Kennedy ums Präsidentenamt. Sein Mut ist ebenso groß, wie es seine Ideale sind.

Robert F. Kennedy Jr. will 2024 US-Präsident werden.

Robert F. Kennedy Jr. will 2024 US-Präsident werden.

Er ist der Neffe eines ermordeten USPräsidenten und der Sohn eines ermordeten Präsidentschaftskandidaten. Sein Vetter John F. Kennedy Jr. war der höchstwahrscheinlich ermordete „Prinz Amerikas“, der ebenfalls in die Politik gehen wollte (siehe John F. Kennedy Jr.: Der Wahrheit zu nahegekommen). Nun hat RFK Jr., wie er häufig genannt wird, am 19. April 2023 offiziell angekündigt, dass er als Kandidat der Demokraten ins Rennen um die Präsidentschaft einsteigt. Laut Umfragen stehen bereits zwanzig Prozent der demokratischen Wähler hinter ihm und er kommt auch bei den Republikanern gut an.

Das Democratic National Committee (DNC) ist entsetzt. Es wäre die Aufgabe des nationalen Organisationsgremiums der Demokratischen Partei, für eine ausgewogene innerparteiliche Debatte unter allen Präsidentschaftsanwärtern zu sorgen. Stattdessen tut man so, als würde Kennedy überhaupt nicht existieren. Mit dem amtierenden Präsidenten Joe Biden habe man bereits die beste aller Lösungen für eine weitere Amtsperiode, wird den Parteimitgliedern beschieden.

Kennedy könnte den Machteliten bald so verhasst – und gefährlich – werden, wie es JFK, der 35. Präsident der USA, einst war. Amerika befinde sich im Würgegriff von Wirtschaftsinteressen und dem Deep State, einem nichtgewählten Schattenstaat im Staat, warnt RFK Jr. die Menschen. Seine Wahlkampfreden hält er frei und ohne jegliche Notizen. Die Botschaft ist ihm zu wichtig, als dass er auf Zettel oder gar einen Teleprompter angewiesen wäre. Das amerikanische Volk verliere nach und nach seine verfassungsmäßig garantierten Freiheiten, und sein Wohlstand werde von einer skrupellosen Clique der Herrschenden geplündert. Kennedy spricht von „Kleptokratie“. Seiner Meinung nach ächzt die mächtigste Nation der Welt unter einer „Herrschaft von Dieben“ (das ist die Bedeutung dieses Begriffs), die einer Bananenrepublik in nichts nachsteht.

Das sah bereits sein Onkel ganz ähnlich. Präsident Kennedy prangerte am 27. April 1961 in seiner berühmten New Yorker Rede vor der Verlegervereinigung American Newspaper Publishers Association diesen Machtklüngel öffentlich an. Es sei „eine skrupellose Verschwörung“ aus „geheimen Gesellschaften, geheimen Schwüren und geheimen Verhandlungen“ im Gang, eine „hocheffiziente Maschinerie, welche das Militär, die Diplomatie, Geheimdienste, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik vereint“.

Eine Verschwörung der eigenen Leute

Für den Neffen ist klar, dass diese Kreise John F. Kennedy töten ließen (mehr dazu im Artikel ab Seite 46). Zwar seien viele Leute darin verstrickt gewesen, doch die meisten Untersuchungsbeamten hätten die Hauptverantwortung für das Attentat schon damals beim Auslandsgeheimdienst CIA gesehen, sagte RFK Jr. am 9. Mai 2023 in der Talkshow Hannity auf Fox News. Der Präsident habe sich nämlich unwiderruflich mit der CIA überworfen. Auch deshalb sei die Warren-Kommission, welche JFKs Ermordung hätte untersuchen sollen, eine Farce gewesen. „Sie wurde im Hintergrund von Allen Dulles kontrolliert, den mein Onkel als CIA-Chef gefeuert hatte“, betonte Kennedy im Fernsehen. Noch immer befänden sich Tausende Seiten über die Verschwörung unter Verschluss, obwohl seinerzeit sogar Joe Biden noch als Senator dafür gestimmt habe, dass sämtliche Akten zum Kennedy-Mord bis spätestens 2017 freigegeben werden müssten. „Als mein Vater vom Attentat erfuhr, dachte auch er sofort, die CIA müsse dahinterstecken“, erinnert sich Kennedy.

Sogar der Mord an seinem Vater „Bobby“ Kennedy stehe damit in Zusammenhang, erklärte der Präsidentschaftskandidat unlängst gegenüber dem Magazin Tablet. Er ist überzeugt, dass der seit über fünfzig Jahren für dieses Verbrechen in Haft sitzende Sirhan Sirhan unschuldig ist und freigelassen werden muss. Der wahre Mörder sei ein Personenschützer gewesen, der tags zuvor von der CIA eingeteilt worden war. Der Geheimdienst habe seinen Vater auf dem Gewissen, weil dieser die Wiedereinsetzung des Warren-Untersuchungsausschusses zu den Umständen des Attentats auf JFK gefordert habe, glaubt Kennedy, der 14 Jahre alt war, als sein Vater erschossen wurde.

Allerdings: Ein anderer Ex-Präsident lebt noch. Und will erneut ins Weiße Haus wie nun auch Kennedy. Man mag von Donald Trump halten, was man will. Fakt ist: Demokraten, FBI, CIA und weitere Geheimdienste hatten sich mit der Obama-Regierung und dem Wahlkampfteam von Hillary Clinton verschworen, um Trump des Hochverrats zu bezichtigen. Er solle sich während seines Wahlkampfs gesetzeswidrig mit Russland verbündet und so die Präsidentenwahl gestohlen haben, behaupteten seine Widersacher. Doch das von der Demokratischen Partei erzwungene Amtsenthebungsverfahren scheiterte kläglich, die massiven Vorwürfe erwiesen sich im Nachhinein als haltlos. Zu diesem Schluss kommt nach vier Jahren der Mitte Mai 2023 veröffentlichte Bericht des Sonderermittlers John Durham.

Das schockiert Kennedy zwar, aber es überrascht ihn nicht. Zu gut kennt er die Abgründe der Washingtoner Politik.

Alles Geld dem Volk!

RFK Jr. besitzt noch eine weitere Gemeinsamkeit mit seinem tragisch-berühmten Onkel: Er will die finanzielle Unabhängigkeit der amerikanischen Nation wiederherstellen. Präsident Kennedy hatte bereits in seinem ersten Amtsjahr den Verkauf amerikanischer Silberreserven gestoppt. Sie sollten künftig als Sicherheit dienen für staatliche „Silberzertifikate“ – faktisch Geldscheine –, die das US-Finanzministerium ohne Einmischung oder Überwachung durch die in Privatbesitz befindliche Notenbank Federal Reserve hätte herausgeben sollen. Das entsprechende präsidiale Dekret, die „Executive Order 11110“, wurde von Kennedy am 4. Juni 1963 unterzeichnet, wenige Monate vor seinem Tod.

Hundert Jahre früher hatte Präsident Abraham Lincoln dasselbe Ziel und führte die „Greenbacks“ ein – neue US-Banknoten, die nicht länger von den Finanzoligarchen der Londoner City kontrolliert wurden. Noch kurz vor seiner Ermordung im April 1865 hatte Lincoln stolz verkündet: „Wir gaben der Bevölkerung dieser Republik den größten Segen, den sie je hatte – ihr eigenes Papiergeld, um damit ihre eigenen Schulden zu bezahlen.“ Doch kaum war der Präsident unter der Erde, machte ein eingeschüchterter US-Kongress das Greenback-Gesetz wieder rückgängig.

Kennedy hat die Vision von Lincoln und seinem Onkel auf das digitale Zeitalter adaptiert. RFK Jr. verlässt sich für die Finanzierung seines Wahlkampfs nicht nur auf Crowd-Funding übers Internet, er macht sich auch für unabhängige Kryptowährungen wie Bitcoin stark. Tatsächlich ist er der erste Präsidentschaftskandidat überhaupt, der als Spenden sogar Bitcoins akzeptiert. Diese sind der herrschenden Elite ein Dorn im Auge, weil sie dank der Blockchain-Technologie nicht vom Staat kontrolliert werden können. Wie wir in einer früheren ZS-Ausgabe bereits ausführlich darlegten, will die internationale Hochfinanz stattdessen selber auf der ganzen Welt digitale Zentralbankwährungen einführen (Central Bank Digital Currencies, kurz CBDC). Das ist genau dasselbe wie Kryptowährungen – aber mit dem alles entscheidenden Unterschied, dass diese digitalen Dollars, Euros und Yen der absoluten Kontrolle durch die Hochfinanz und ihrer staatlichen Handlangerbehörden unterliegen werden. Und zwar bis zu dem Punkt, dass man uns Bürger jederzeit vom Geldfluss abschneiden und damit unserer wirtschaftlichen Existenz berauben kann.1

Quellenangaben