Dünn sein beginnt im Kopf

Wenn der Körper abnimmt, die Psyche jedoch auf „zu dick“ programmiert bleibt, zeigen Diäten keinen bleibenden Erfolg. Beginnt die Diät jedoch im Kopf, kann Abnehmen nicht nur dauerhaft geschehen, sondern ziemlich mühelos!

Mirja M. wollte unbedingt schlank sein. Nachdem sie von ihren Brüder im Teenageralter immer als „Pummel“ gehänselt worden war, ging sie dazu über, sich von Kaffee und Zigaretten zu ernähren und ab und zu mal etwas Schokolade. „Das kann ja wohl nicht fünfzig Jahre lang so weitergehen“, dämmerte es ihr eines Tages. Da war sie 22 und stieß auf eine Methode, die ihr Leben verändern sollte.

Heute ist Mirja Ende dreißig. Wenn sie morgens um sechs aufsteht, ißt sie ein Brot mit Konfitüre und trinkt einen Kaffee. Dasselbe nochmals um acht Uhr, gefolgt von einem selbst geschroteten Müsli um zehn. Mittags gibt’s ein volles Essen – beispielsweise Würstchen mit Kartoffeln und Salat, um vier Uhr begnügt sie sich mit einem Brötchen oder auch was Süßem und abends – nein, da fastet Mirja nicht etwa, da ißt sie ein volles Essen: Beispielsweise Rahmschnitzel mit Nudeln und Gemüse, aber immer einen Teller, den andere Leute höchstens am Mittag zu vertilgen wagen.

Bei all dem ist Mirja heute dünner als zu Kaffee-und-Zigaretten-Zeiten, und das, obwohl sie nicht mehr raucht. Sie trägt bei einer Größe von 1.60 Metern Größe 34 bis 36, und seit über 15 Jahren hat sie niemals mehr mit schlechtem Gewissen gegessen, oder gar auf Essen verzichtet. „Es gibt doch nichts schlimmeres, als mit dem Mann schön auszugehen und sich dann auf der Karte das kleinste, kalorienärmste Mahl auszusuchen, von dem man dann mit schlechtem Gewissen höchstens zwei Drittel ißt.“

"Schosshündchen vermisst": Humor ist, wenn man trotzdem lacht: Werbung der eher deftigen Art für Eistee light.

Mirja existiert tatsächlich und ist nicht etwa eine Ausgeburt ausgeflippter Phantasie. Mirjas großes, erfolgreiches Aha-Erlebnis war ein Buch mit dem Titel „Schlank durch positives Denken“ von Sondra Ray (leider vergriffen). Im Vorwort schreibt sie dort: „Durch den Versuch, zuerst den physischen Körper zu verändern, zäumen diese Menschen das Pferd von hinten auf. Ihr Körper läßt sich nicht von dem Bild trennen, das sie von sich selbst haben. Ganz zuerst müssen Sie ein vollendetes, positives Bild von sich selbst entwickeln. Sie müssen mit sich selbst in Frieden leben, sich und andere mögen und sich liebevoll behandeln, statt zu bestrafen. Ihr Körper erhält seine Form nicht direkt von dem, was Sie mit ihm tun, also was Sie essen oder wie Sie trainieren. Ihr Körperselbst reagiert eher auf die Einstellung, die Sie ihm gegenüber haben. Sobald Ihr Selbstbild sich verbessert, können Sie damit anfangen, die innere Spannung zu reduzieren und Ihren Körper von seinem äußeren Fett zu befreien. Ihr Körper wird von Ihrem Geist beeinflußt, oder, mit anderen Worten, Ihr Geist herrscht immer über Ihren Körper.“

Tatsächlich braucht es zuerst eine Veränderung im Denken – und die Veränderung der Form wird folgen und vor allem dauerhaft bleiben können.

Wie der Kopf den Körper sabotiert

Betrachten wir einmal, was die meisten Frauen mit ihrem Körper heute anstellen:

  • Jedesmal, wenn sie essen, sorgen sie sich darüber, daß sie ihrem Körper jetzt wieder Kalorien zuführen, denn Kalorien bedeuten in unserem verqueren Denken heute automatisch Gewichtszunahme.
  • Ißt Frau etwas Kalorienreiches, gibt sie mit ihren Gedanken an ihren Körper ständig das Signal „das macht mich dick“ weiter. Der Körper reagiert folgsam und speichert das Gegessene als Fett.
  • Ißt Frau nur Salat und Gemüse, führt sie ihrem Körper eigentlich zu wenige Kalorien zu. Für den Körper heißt dies: Vorsicht, Hungersnot droht! Soviel speichern wie nur irgend möglich! Daher wirken Diäten oft nur in den ersten Tagen, worauf das Abnehmen plötzlich viel schwieriger wird – und stellt sich bei der Rückkehr zu normaler Nahrung der Jojo-Effekt ein: Der Körper schaufelt nun ins Depot, was das Zeug hält, um bei der nächsten Hungersnot (= Diät) gewappnet zu sein.
  • Die Bekömmlichkeit und die segensreichen Wirkungen der Nahrung werden durch die ständig sie begleitenden schlechten Gedanken ebenfalls vermindert. Das Licht der Nahrung wird sozusagen durch unsere eigene Negativität „gedimmt“. Der Körper erhält nicht wirklich, was er braucht und verlangt daher nach mehr.
  • Verspürt die Frau jedoch noch häufiger Hungergefühle, haßt sie sich um so stärker für ihre vermeintliche Verfressenheit. Sie entwickelt eine ausgeprägte Feindseligkeit zum eigenen Körper, an dem sie nur Mängel und Unvollkommenheit wahrnimmt. Dabei ist der Körper nur der geschundene, leidende Diener eines außer Rand und Band geratenen „Herrn“.

Denn der Körper spiegelt das Wesen seines Bewohners wider. Wie wir gesehen haben, neigt der masochistische Typ am ehesten zur Korpulenz: Also der gefühlstiefe, verletzliche, gutmütige Diener und Helfer, der niemals „Nein“ sagen kann – außer zu sich selbst. Die Rundungen, die sein Körper sich zugelegt hat, sind im Grunde Schutzwälle vor den Verletzungen durch die Außenwelt, und solange nicht die Ursache dafür im Charakter des Menschen erlöst wird, wird auch das Fett nicht dauerhaft weichen.

Wollen Sie wirklich dünn sein?

Am Anfang eines jeden Vorsatzes, dünn zu werden, sollte also erst einmal der feste Wille stehen, ohne Schutzpanzer durchs Leben zu gehen. Ist das aber nicht gefährlich? Können wir das wagen? Werden wir dann noch wahrgenommen? Oder werden wir dann gar regelrecht überrannt von Angriffen durch das andere Geschlecht?
Sie sehen schon: Wer innerlich nicht am Punkt ist, sich aus dem Schutzwall herauszubegeben, der sollte sich einfach dazu durchringen können zu sagen – „Ich bin dick, na und?“ – und sich wohl fühlen damit. Denn natürlich sind dünne Menschen nicht besser als dicke, und ein dicker Mensch, der sich selbst voll und ganz akzeptiert, wird auch von seiner Umgebung angenommen werden. Die abschätzigen Bemerkungen, die Geringschätzung, welche dicke Menschen oft erfahren, sind meist ein Spiegel ihrer eigenen Geringschätzung sich selbst gegenüber.

Verfallen Sie also nicht einfach dem überall (gerade jetzt im Frühjahr) gepredigten Diätwahn, sondern prüfen Sie sich ganz zuerst selbst: Will ich wirklich ein Dünnes Ich sein? Oder habe ich das Gefühl, ein dickes Ich repräsentiert mich wahrhaftiger? Wenn Sie die Entscheidung getroffen haben – dann leben Sie sie tatkräftig und freudig. Seien Sie ein fröhlicher, tiefgründiger, mitfühlender, weiser dicker Mensch und sich Ihres ganz besonderen Wertes bewußt. Isabella Rossellini, die Tochter von Ingrid Bergman und Roberto Rossellini, beispielsweise, liebt dicke Männer, weil ihr Vater dick war – und weise und geistreich und gebildet. Für sie bedeutet daher Dicksein Muße zum Lesen und Studieren und Denken, während sie dünne Menschen eher mit Rastlosigkeit und Oberflächlichkeit assoziiert. Sie sehen also: Auch dicke Menschen sind gefragt. Sie müssen nur nicht sich selbst andauernd in Frage stellen.

Sollten Sie sich aber entscheiden, ein schlanker Mensch sein zu wollen, dann müssen Sie dies Ihrem Körper mitteilen. Geben Sie Ihrem Körperelementarwesen einen Namen und sprechen Sie mit ihm: „Lieber Arnold, liebe Amanda (oder wie auch immer es heißt): Ich habe vor, mein Gewicht bis zu dem und dem Zeitpunkt auf so und so viele Kilos zu reduzieren. Ich bitte dich, alle Körperfunktionen entsprechend umzustellen, damit dies möglich wird. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, daß du einer Hungersnot ausgesetzt bist. Dies wird niemals eintreffen; du wirst immer genug zu essen haben. Ich möchte, daß wir Freunde sind, und daß ich in Zukunft essen kann, was ich will und dabei mein Zielgewicht niemals mehr überschreite.“