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Handys: Am Tropf der Abhängigkeit

Immer mehr Kinder verbringen ihre Freizeit am Computer, im Internet und vor dem Fernsehen - und glauben erst noch, ständig auf dem Handy erreichbar sein zu müssen.

Knapp die Hälfte aller Schüler haben ihr Handy während des Unterrichts eingeschaltet. Die Netzwerkkinder - die 6- bis 14-Jährigen, die mit Handy, Internet, Computer und Fernsehen aufwachsen - verbindet der Wunsch, Zeit und Raum auszudehnen. Sie wollen via neue Medien und Technologien erreichbar sein, andere erreichen können und mit realen oder virtuellen Freunden in Kontakt bleiben. Und das auch während der Schulstunde: 48 Prozent aller Schüler zwischen 6 und 14 Jahren lassen während der Stunde ihr Handy eingeschaltet. Zu diesem Schluss kommt die 'Netzwerkkinder'-Studie der Mobilkom Austria, durchgeführt von Sensor Marktforschung. 200 Kinder und Jugendliche aus ganz Österreich wurden im Mai und Juni 2003 in persönlichen Gesprächen befragt.

Untersucht wurde in der Studie der Umgang der Kinder mit den Medien Handy, Computer, Radio und Fernsehen im Tagesverlauf. Das Medium Radio dominiert deutlich am Morgen: 62 Prozent der Kinder und Jugendlichen hören beim Frühstück Radio; ein Viertel der Kinder sieht fern, während nur fünf Prozent den Computer einschalten. Ab dem Nachmittag steigt die Medienkurve steil an: Computer und Fernsehen sind die eindeutigen Favoriten. 78 Prozent aller Netzwerkkinder sind nach der Schule online im World Wide Web unterwegs, 79 Prozent sehen fern.

Jugendliche bevorzugen dabei MTV und VIVA, die jüngeren Super RTL und KIKA. Der Radiokonsum, der am Morgen seinen Höhepunkt hatte, sinkt im Laufe des Tages, bis er am Abend bei 40 Prozent stagniert. "Medien und neue Technologien sind für Kinder keine Arbeitsgeräte, die sie zu einer bestimmten Tagszeit ein- und gleich wieder ausschalten. Sie sind Alltagsbegleiter", erklärt Dipl.-Ing. Dr. Boris Nemsic, Auftraggeber der Studie und Generaldirektor von Mobilkom Austria.

Am deutlichsten wird der Aspekt der Alltagsbegleitung beim Handy: Jedes dritte Kind mit Handy ist "always on". Für 24 Prozent der Kinder ist das Handy - immer neben dem Bett am Nachtkästchen - gleichzeitig ihr Wecker. "Vor allem zum Zweck der Interaktion und zur Koordination von Treffen ist das Handy ein unabdingbares Muss. Drei von vier Kindern und Jugendlichen verabreden sich am Nachmittag über das Handy" , resümiert die Studienautorin Daniela Heininger, Geschäftsführerin Sensor Marktforschung.

Die Studie hat neben der Mediennutzung auch das soziale Umfeld der Kinder betrachtet. Das Wertesystem der Eltern wird von den Kindern akzeptiert: Auch sie legen Wert auf Pünktlichkeit, gutes Benehmen und Selbständigkeit. Bei den bis 10-Jährigen ist es außerdem wichtig, in der Schule gute Noten zu haben. Für Jugendliche ab 11 Jahre zählt Verantwortungsbewusstsein. "75 Prozent der Netzwerkkinder möchten die eigenen Kinder später genauso erziehen, wie sie erzogen werden. Elf Prozent würden vieles, aber nicht alles übernehmen. 12 Prozent empfinden die eigene Erziehung als zu streng oder fehlerhaft und möchten sie nicht wiederholen", berichtet Heininger.

Waren früher Eltern als Experten und Antwortgeber akzeptiert und geschätzt, geben sich Kinder heute Antworten per Internet selbst. Sie kennen sich mit neuen Technologien besser aus als Erwachsene und schätzen diese Kenntnisse auch. Demnach benoten Jugendliche ihre Fähigkeit, mit dem Computer umzugehen, mit einer 'Zwei' im Schulnotensystem. Die Väter werden noch eher als technologieaffin mit 2 bis 3 benotet, die Mütter aber technologieschwach mit 3 minus. Übrigens habe sich kein einziges befragtes Kind auf die Frage nach den Kenntnissen am PC selbst negativ beurteilt.

Mehr über das Symposium "Netzwerkkinder - kreative Couchpotatoes? Gefangen zwischen Handy, Internet und Kabel-TV?" finden Sie unter:
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In vier Themenkonferenzen werden das Beziehungsleben der Jugendlichen, ihre Kreativität und der Einsatz von Computer in der Schule untersucht.