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Markus Wolff von US-Homeland Security eingestellt

Eine Reihe gefährlicher, leichtsinniger Ernennungen

Die Aufnahme des berüchtigten ehemaligen Chefs des Ministeriums für Staatssicherheit (Stasi), Markus Wolff, in die rasch wachsende Gehaltsliste der Berater für das Ministerium für Innere Sicherheit (Department for Homeland Security) zum Jahreswechsel ist ein weiterer «grosser Sprung nach vorne», der den Ruf der Vereinigten Staaten, sie würden die Intentionen anderer Staaten ungeheuerlich missverstehen, festigt. Diese Aufnahme folgte der Ernennung von Yevgeny Primakov [KGB-Chef, ab 1996 Aussenminister und zuletzt Premierminister Russlands] auf einen ähnlichen Posten. Primakov war der Architekt der sowjetischen Nahoststrategie. Während nahezu drei Jahrzehnten leitete Markus Wolff die Hauptverwaltung Aufklärung (HVA), den Auslandgeheimdienst des ostdeutschen Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), kurz Stasi genannt. Zwischen 1958 und 1987 führte die HVA ein Netzwerk von rund 4000 Agenten ausserhalb der DDR. Die berüchtigsten Infiltrationen galten den Nato-Hauptquartieren und der Administration von Willy Brandt. Wolfs Vater war hochangesehener Autor von Theaterstücken und führender kommunistischer Intellektueller in der Weimarer Republik. Während des Zweiten Weltkrieges wartete er das Ende des Krieges in der Sowjetunion ab, wo Markus aufwuchs. Markus verliess die Sowjetunion als junger Mann und ging in die DDR, wo er an der Formulierung von Strategien zur massenhaften Infiltration westdeutscher Strukturen beteiligt war. Wolf war auch der Architekt der ausgedehnten DDR-internen Spionagestrukturen, einer Schlüsselfunktion des Repressionsapparates, die darauf basierte, dass beinahe die Hälfte der Bevölkerung den restlichen Teil ausspionierte. Sein Name war Synonym für die Repression und die übelsten Merkmale des Chefagenten. Ausgerechnet an diesen kommunistischen Meisterspion und Agenten der Propaganda - er begann als Redaktor und Moderator einer deutschsprachigen Radiosendung der UdSSR - hat sich nun das US-Ministerium für Innere Sicherheit gewendet, um Sachkenntnis für den Aufbau eines vergleichbaren internen Repressions- und Spionagenetzwerks in den Vereinigten Staaten zu erhalten. Laut zuverlässigen Berichten, für die wir kürzlich eine Bestätigung erhielten, gehört Markus Wolf seit dem 1. Januar zur Gehaltsliste des entstehenden US-Ministeriums für Staatssicherheit. Seine Sachkenntnis wird für den neuen Chef der Inneren Sicherheit, Michael Chertoff, von unschätzbarem Wert sein - letzterer wird sich auch auf die bezahlten Beraterdienste von Yevgeny Primakov, dem Architekten der sowjetischen Irak- und Nahoststrategie, auf General Aleksandr Karpov, dem früheren KGB-Gesandten in Washington, und Oleg Kalugin, einem früheren gegen die USA eingesetzten Topagenten, der bis 31. Dezember 2004 auf der erwähnten Gehaltsliste stand, stützen können. <br><br> Könnte jemand, der eine Diktatur plant, irgendwo besseren Rat erhalten? <br><br> Quelle: Global Analyst, January-February 2005, Volume 2, S. 1. Lesen Sie weitere interessante Artikel auf unserer News-Seite