Holistische Psychologie: Erkenne, was du bist!

Fast jeder von uns hat in der Kindheit seelische Verletzungen erlitten, die unser Leben nachhaltig beeinflussen. Die dramatische Folge: Wir sind nicht, wer wir zu sein glauben! Der Weg zurück zu unserem authentischen Selbst ist echte Selbstheilung. Dabei helfen uns die Erkenntnisse der neuen Holistischen Psychologie.

Herauszufinden, wer wir wirklich sind, ist unsere wahre Bestimmung. Es ist eine Reise, die keine Abkürzungen kennt.

Eigentlich hatte sie das Ziel erreicht, von dem sie als Mädchen geträumt hatte: Gerade mal dreißig Jahre alt, führte Dr. Nicole LePera in der amerikanischen Stadt Philadelphia ihre eigene psychotherapeutische Privatpraxis. Unzählige Menschen suchten sie wegen ihrer seelischen Leiden auf, wobei die meisten von ihnen (wenn nicht alle) unter den Folgen von traumatischen Erlebnissen in der Kindheit litten. Nicole LePera arbeitete mit den Menschen nach den Regeln der klassischen Psychologie, etwa mit Kognitiver Verhaltenstherapie oder mit der Psychoanalyse.

Zunehmend frustriert musste sie jedoch feststellen, dass ihre Patientinnen und Patienten kaum Fortschritte machten. Und sie ärgerte sich über ihre eigene Unzulänglichkeit, die sie daran hinderte, besser für das Wohl der Menschen, die sich ihr anvertrauten, zu sorgen. Sie begann, ihre Arbeit immer mehr als inhaltsleer zu empfinden und gar an der Sinnhaftigkeit des ganzen Lebens zu zweifeln.

Ziemlich erschöpft nahm sie sich eines Tages zusammen mit ihrer Partnerin eine Auszeit vom stressigen Stadtleben in Philadelphia. Im ländlichen Norden des Bundesstaates New York wollte sie für die nötige Erholung sorgen. Eines Morgens, in ihrer Blockhütte, löffelte Nicole LePera eine Schüssel Haferbrei und blätterte gleichzeitig in einem Buch, das von den langfristigen Auswirkungen von Kindheitstraumata handelte. Die Worte, die sie da las, lösten in ihr eine emotionale Reaktion aus, die ebenso heftig wie unerwartet war. Nicole LePera brach in hemmungsloses Schluchzen aus. Jene Zeit bezeichnet die Psychologin rückblickend als ihre „dunkle Nacht der Seele“, denn in diesem Augenblick wurde sie mit ihrem eigenen Kindheitstrauma konfrontiert, das sie unbewusst so lange von sich weggeschoben und unterdrückt hatte. Ein Trauma, von dem sie gar glaubte, dass es nicht existieren würde. Im erwähnten Buch fand sie eine umfassendere Definition von „Trauma“, die auch die tiefgehenden spirituellen Auswirkungen berücksichtigte, welche Stress und negative Erfahrungen in der Kindheit auf unser Nervensystem haben, und erkannte so, dass ihre eigenen ungelösten Kindheitstraumata sie immer noch jeden Tag ihres Lebens beeinträchtigten.

Jener Tag war der Beginn eines grundlegenden Wandels im Leben von Nicole LePera. Fest entschlossen, mit ihrer Vergangenheit ins Reine zu kommen, begann sie, Werkzeuge und Methoden zu schaffen, mit denen sich nicht nur erfolgreich neue Gewohnheiten entwickeln lassen, sondern die Menschen auch helfen, andere Menschen besser zu verstehen, und die es Menschen ermöglichen, sich von der Vorstellung zu lösen, dass der eigene Wert von anderen Menschen oder Dingen abhängt.

Tatsächlich hat die US-Amerikanerin mit ihrer Online-Plattform „The Holistic Psychologist“ nicht weniger als eine Revolution auf dem Psychologie-Sektor begründet. Ziel ist es, sowohl den Körper als auch das Nervensystem ins Gleichgewicht zu bringen und ungelöste emotionale Verletzungen zu heilen. Die praktikablen Methoden, die jeder für sich selbst anwenden kann, ohne einen Psychotherapeuten aufsuchen zu müssen, sprechen den Körper an (zum Beispiel Atemübungen und Körperarbeit), die Psyche (durch eine veränderte Beziehung zu unseren Gedanken, Gefühlen und früheren Erfahrungen) und auch den spirituellen Teil in uns (durch die Verbindung zu unserem authentischen Selbst und zum großen Ganzen). Dass diese Techniken funktionieren und, beginnend im Jahr 2019, innerhalb weniger Jahre bereits enorme Wellen geschlagen haben, zeigen die über sieben Millionen Menschen, die sich seither mit Dr. LePeras Selbstheilungs-Ansatz befasst haben. Schauen wir uns also ein paar der wichtigsten Grundsätze und Mittel dieser neuen Holistischen Psychologie an.

Der konditionierte Geist

Wenn wir auf die Welt kommen, gleicht unser Gehirn einem Schwamm. Wir saugen alles auf, was uns umgibt. So lernen wir Sprache, Anpassung an die Gesellschaft und wie wir mit anderen und der Umwelt interagieren. Als Säuglinge sind wir komplett abhängig von unseren unmittelbaren Bezugspersonen. Sie sorgen für die Erfüllung unserer Bedürfnisse – Essen, Liebe, Geborgenheit – und bilden unser frühestes Umfeld. Was uns unsere Bezugspersonen hier vorleben, prägt unsere Welt, und wir übernehmen, was wir beobachten. Bald machen wir uns genau die gleichen Überzeugungen, Muster und Verhaltensweisen zu eigen. Das nennt man Konditionierung. Vielen Erwachsenen ist jedoch nicht bewusst, dass ihre Gewohnheiten und Überzeugungen in eben diesen frühen Erfahrungen wurzeln und nicht einer bewussten Entscheidung entspringen.

Konditionierung findet immer unbewusst statt. Es ist kein rein geistiger Prozess, denn diese Muster werden über neuronale Pfade ganz konkret im Körper gespeichert. Das wohl grundlegendste Bedürfnis eines Kindes ist jenes nach Sicherheit. (Bitte merken Sie sich diesen Satz, denn das Thema Sicherheit ist ein wichtiger Schlüssel zur Selbstheilung, wie wir noch sehen werden.) Sind unsere ersten Beziehungen sicher und vorhersagbar, ist unser Nervensystem resilient und wird gut mit Stress fertig. Falls nicht, wird es überwachsam, weil es ständig Gefahr wittert. Mit der Zeit entwickelt ein solch hochreaktives Nervensystem dysfunktionale Bewältigungsstrategien, die lebenslang erhalten bleiben können. Wer sich sowohl als Kind als auch als Erwachsener in seinem Körper nicht sicher fühlt, möchte unbewusst dieses unsichere Gebäude verlassen. Mögliche Verhaltensweisen sind in der Folge Substanzmissbrauch, überschießende Reaktivität, Selbstsabotage, Workaholismus, die Unfähigkeit, sich selbst oder anderen zu vertrauen, oder die Neigung zur Isolation. Den Prozess, der hier meist beteiligt ist, nennt man Dissoziation. Das ist ein Zustand, in dem unsere Wahrnehmung, unser Denken, Handeln und Fühlen getrennt sind von unserem inneren authentischen Selbst. Indem wir so lernen zu überleben (statt zu leben) und uns dem Ungewissen zu stellen, verstärken wir ständig unsere vom Ego gesteuerte Getrenntheit und lernen, wie wir uns in Beziehung zu anderen definieren: Wir sind so, aber nicht so. Wir mögen dies und nicht jenes. Diese Trennung entsteht als Geschichte über uns selbst, indem wir unser Ich dem anderen gegenüberstellen.

Nicole LePera hat (wie auch alle großen Mystiker und Weisen der Geschichte) erkannt, dass wir auf dem Weg der Heilung zurück in die Verbindung mit unserem authentischen Selbst der Kindheit gehen müssen. Viele Menschen sehen sich jedoch nicht in der Lage, in diesen Zustand der Verwundbarkeit zurückzukehren, weil das Ego so empfindlich ist, so sehr darauf ausgerichtet, uns Sicherheit zu geben (jedoch eine falsche Form der Sicherheit, da sie auf Angst basiert), dass die Geschichte unseres Ichs untrennbar verknüpft mit dem Gegensatz des „anderen“ zu sein scheint. In diesem Zustand fühlen wir uns nicht sicher genug, um in dieses kollektive „Wir“ einzutauchen, das aus der Vernetztheit aller Wesen auf diesem Planeten resultiert. Lernen wir aber, unsere Konditionierungen und die daraus resultierenden Grundüberzeugungen zu erkennen, uns davon zu verabschieden und stattdessen unsere körperlichen Zustände zu registrieren, dann werden wir fähig sein, unser Einssein nicht nur mit jenen Menschen zu schätzen, die wir lieben, sondern mit unserer Gemeinschaft und der Welt im Großen und Ganzen.

Eine konditionierte Grundüberzeugung entsteht zum Beispiel aus folgender Situation: Unsere wichtigsten Bezugspersonen haben kaum Zeit für uns oder zeigen Suchtverhalten, sodass sie sich nicht um uns kümmern. Das Kind verinnerlicht so die Überzeugung: „Ich bin es nicht wert, von meinen Eltern Zeit und Aufmerksamkeit zu bekommen.“ Das Kind hat die Tendenz, den Fehler bei sich selbst zu suchen und nicht bei den Eltern, denn sein Überleben hängt schließlich von ihnen ab. Die Eltern müssen daher aus seiner Sicht „gut“ sein. Anders ausgedrückt beziehen wir in dieser Entwicklungsphase (der egozentrischen Phase) alles, was wir erleben, auf uns selbst. Was wir oder andere tun, sagt für uns etwas darüber aus, wer wir sind. Wer eine Bezugsperson hatte, die grob war, jähzornig oder an allem etwas auszusetzen hatte, hat vielleicht verinnerlicht: „Ich bin schlecht und verdiene es, bestraft zu werden.“ Ohne die emotionale Reife, die uns solche Erfahrungen aus einer umfassenderen Perspektive sehen lässt, entwickeln wir auf diese Weise schädliche Überzeugungen, die sich ein Leben lang halten – wenn wir sie nicht verändern.

 

Die drei Bücher der Bestseller-Autorin Nicole LePera über die holistische Psychologie, die auch Ihr Leben positiv verändern werden, finden Sie hier: