Neokonservative: Dollar versus Euro

War der Irakkrieg auch ein Kampf um die Vorherrschaft des Dollars im Ölgeschäft?

Ein starker Euro ist für die US-Wirtschaft gefährlich!

Ein starker Euro ist für die US-Wirtschaft gefährlich!

Die USA sind die größte Schuldnernation der Welt mit einem Staatsdefizit von gegen 400 Milliarden Dollar. Wegen der Globalisierung liegt auch die amerikanische Wirtschaft am Boden. Deshalb benötigt Washington immer mehr Geldzuflüsse aus dem Ausland, um mangels eigener Produktivität seine Importe bezahlen zu können. Es entsteht ein Leistungsbilanzdefizit, das auf Dauer nicht getragen werden kann.
Schon im Frühjahr 2002 schrieb Die Welt, daß Amerika wohl nicht für immer in der Lage sein werde, genügend ausländisches Kapital anzulocken, um die hohen Importe zu bezahlen. Die US-Wirtschaft braucht pro Minute eine Million Dollar (aus dem Ausland), um das Loch zwischen Exporten und Importen zu stopfen.

Deshalb ist ein starker US-Dollar, der die Währungen der Welt dominiert, unverzichtbar - und ein starker Euro dementsprechend gefährlich. "Amerikas Wohlstand beruht darauf, daß genügend Menschen in aller Welt Dollar kaufen", analysierte Der Spiegel unlängst (15/2003). "Nur so läßt sich das Loch in der US-Handelsbilanz stopfen. Und solange Öl, der wichtigste Rohstoff der Weltwirtschaft, in Dollar - und nur in Dollar - gehandelt wird, bleibt die Nachfrage nach der US-Währung auf hohem Niveau."

Aus diesem Grund mußte Saddam Hussein dringend von der Bildfläche verschwinden. Er bedrohte die USA nämlich nicht durch seine angeblichen Massenvernichtungswaffen - die bis heute nicht gefunden wurden -, sondern durch seine Öl-Exportpolitik: Als erste Nation der Welt begann der Irak nämlich schon im Herbst 2000, sämtliche Rohölexporte nicht mehr in Dollar, sondern in Euro abzurechnen. Sein Beispiel machte Schule: "Indonesiens staatliche Ölgesellschaft setzt voll auf den Euro. Geschäfte werden möglicherweise bald in der europäischen Einheitswährung abgewickelt. (…) Sollten andere asiatische Staaten dem Beispiel folgen, könnte das die amerikanischen Aktien- und Anleihemärkte langfristig belasten. Die möglichen Folgen einer Dollar-Abkehr sind für die weltgrößte Volkswirtschaft beachtlich", stand am 22. April 2003 in Die Welt zu lesen.

Kurz darauf begann der Irakkrieg und Amerika stellte sicher, daß irakisches Öl nicht länger in Euro verkauft wird. Wie prekär die Lage für den US-Haushalt ist, zeigt auch die anhaltende Dollarschwäche. Unter dem Titel ‚Währung als Waffe' stand im April 2003 im Spiegel zu lesen: "Anleger, Fonds und Banken denken neu: Rein in den Dollar? Nein, rein in den Euro. Selbst die sonst eher bedächtigen Notenbanken schichten ihre Devisenreserven inzwischen Stück für Stück um - und setzen, wie in China, Rußland, Taiwan oder Kanada, zunehmend auf den Euro. Dann kommt es zum großen Knall. (…) Der Dollar stürzt ab - und die amerikanische Wirtschaft gleich mit."

Amerikas Drohgebärden gegenüber den arabischen Staaten ist also auch eine Warnung, den Dollar als Leitwährung des Öls ja nicht durch den Euro ersetzen zu wollen.

Und die Verstimmung zwischen der USA und der Europäischen Union nicht zuletzt auch Ausdruck eines verdeckten Wirtschaftskrieges um die wirtschaftliche Vormacht in der Ölregion Nahost.

Wenn ein starker Euro dem Dollar gefährlich werden kann, so müssen die Amerikaner umgekehrt alles daran setzen, den Euro zu schwächen, wollen sie die Macht der Dollar-Leitwährung erhalten. Der Euro steht und fällt jedoch mit der deutschen Volkswirtschaft, dem größten Nettozahler in der EU. Wird Deutschland in den wirtschaftlichen Bankrott getrieben, dann kollabiert auch der Euro. Deutschland ist bereits fast pleite. Derzeit belaufen sich die Schulden der Bundesrepublik offiziell auf über zwei Billionen (2'000 Milliarden!) Euro. Das bedeutet eine Zinslast von 1'400 Euro pro Sekunde.

Von diesem Schuldenberg gibt es dank Zinseszins kein Entrinnen mehr. Daß nach offiziellen Angaben in den nächsten zwei Jahren 126 Milliarden Euro im Staatshaushalt fehlen werden, ist unter diesem Gesichtspunkt nur logisch.

Wenn nun US-Präsident Bush darauf drängt, daß die Türkei und andere Oststaaten möglichst schnell der EU beitreten dürfen, so will er damit den wirtschaftlichen Kollaps der Union beschleunigen, weil diese neuen Mitgliedstaaten allesamt Nettoempfänger wären und von Deutschland, Frankreich etc. zusätzlich ‚durchgefüttert' werden müßten. Damit aber wäre Europa als ernsthafte wirtschaftliche Konkurrenz zu Amerika ausgeschaltet.

Wie sagte doch Alan Greenspan, Chef der US-Notenbank, im Januar 2002 selbstsicher: "Der Euro wird kommen, aber er wird keinen Bestand haben."