Der Tag, an dem die Panzer am Zoo von Rafah ankamen
rw. Der grausame Krieg der israelischen Militärmacht gegen die palästinensische Bevölkerung im Gaza-Streifen unter dem Vorwand der Suche nach geheimen Tunneln für Waffenschmuggel hat unsägliches menschliches Elend verursacht.
Augenzeugen berichten etwa folgendes: Häuser wurden den Menschen fast über ihren Köpfen abgerissen, nachdem sie ein paar Minuten Zeit gehabt hatten, sich zu retten. Mütter und Väter rannten, ihre Kinder an den Händen, durch die Strassen, oft unter dem Feuer israelischer Gewehre. Ihr ganzes Hab und Gut haben sie verloren. Ein Vater konnte gerade noch die Schulbücher seiner Kinder retten. Eine Frau zeigte auf ein von einem Bulldozer plattgedrücktes gelbes Taxi: Es war die Grundlage ihrer Existenz gewesen. Ein Mann musste seine alte Mutter an einem Seil aus dem zweiten Stock klettern lassen. Eine andere Familie, die sich vor den Beschiessungen in den einzigen betonierten Raum im Haus verschanzt hatte - die Toilette -, musste die Nachbarn um Hilfe rufen, damit diese noch rechtzeitig ein Loch in die Hauswand bohren konnten, bevor das ganze Haus über ihnen zusammenstürzte. Unter den Opfern der Rafah-Attacke befinden sich wiederum eine grosse Zahl Kinder und Jugendlicher (siehe Amnesty-Bericht). Was ist der Sinn davon? Scharfschützen zielten zeitweise auf alles, was sich bewegte. An den Checkpoints wurden Palästinenser, ob alt oder jung, ob gesund oder krank, stunden- und tagelang warten gelassen, nebst vielen anderen Arten von Demütigungen, die sie erdulden müssen. Tausende von Menschen sind bereits vor der Operation "Regenbogen" geflohen - viele nicht das erste Mal in ihrem Leben. Augenzeugen und Geschichtskundige, wie zum Beispiel Uri Avnery, erinnert der Exodus an die "Nakhba" 1948 ... Auch vor dem kleinen Kinder-Zoo in Rafah machten die Panzer der israelischen Armee nicht halt. Die Zerstörung des winzigen und einzigen Zoos im Gaza-Streifen ist für viele der obdachlos gemachten Menschen zu einem Symbol für das mitleidlose Vorgehen der israelischen Armee geworden. Der abgeschlachtete Strauss, das in einer Ecke kauernde versteinerte Känguruh, die von Tanks erdrückten Schildkröten - alle sind ein Beweis dafür. "Menschen sind wichtiger als Tiere", sagt der Besitzer des Zoos, Mohammed Ahmed Juma, dessen Haus ebenfalls zerstört worden ist. "Aber der Zoo ist der einzige Ort in Rafah, an dem die Kinder der geladenen Atmosphäre entgehen konnten. Es gab Dias und Spiele für Kinder. Wir hatten einen kleinen Swimmingpool. Ich weiss, es ist kaum zu glauben, wenn man all dies jetzt sieht, aber es war wunderschön. Warum konnten sie dies zerstören? Weil sie alles von uns zerstören wollen."
Quellen: Zeit-Fragen Nr.21 vom 1.6.2004, The Guardian vom 21.5.04; Augenzeugenberichte von Amira Hass, Haaretz; btselem; gush-shalom; www.countercurrents.org Lesen Sie weitere interessante Artikel auf unserer
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