Einem
Bericht des Christian Science Monitor vom Donnerstag zufolge ist das US-“Heimatschutzministerium“ derzeit mit der Errichtung eines Überwachungssystems beschäftigt, gegen den sich der von George Orwell in seinem Roman "
1984" erdachte Überwachungsstaat geradezu lächerlich unwissend ausnimmt. Das ADVISE (wörtlich übersetzt "beraten", steht für "Analysis, Dissemination, Visualization, Insight and Semantic Enhancement", "Analyse, Verteilung, Veranschaulichung, Erkenntnis und
semantische Verbesserung") genannte System soll Daten aus möglichst vielen Quellen, darunter einerseits offen zugängliche wie Einträge in Weblogs, aber auch offenbar durch abgehörte Kommunikation erlangte wie beispielsweise E-Mails, speichern, zusammenführen und bewerten. Ebenso fließen zweifellos alle Regierungsbehörden zugänglichen Daten, zum Beispiel von Finanzämtern, aber auch die nun im Rahmen der "Flugsicherheit" von allen Passagieren erhobenen Daten, in die Datenbank ein. Auf ADVISE angesprochen reagieren Mitarbeiter der verantwortlichen US-"Heimatschutzbehörde" sehr vorsichtig. "Ich habe davon gehört", sagte Peter Sand, Leiter für Datenschutztechnologie. "Ich kenne nicht den derzeitigen Status. Aber wenn es ein System ist, über das derzeit gesprochen wird, dann ist es etwas, in das wir auf einer Ebene eingebunden sind." Zentraler Punkt des Systems ist, die Daten dahingehend zu analysieren, daß automatisch "Warnungen" ausgegeben werden, die auf vermeintliche "terroristische Aktivitäten" oder auch Planungen hinweisen. Diese werden dann von einem menschlichen Mitarbeiter begutachtet und entsprechend eingestuft. Letztlich setzt dies aber bereits Kenntnisse über einen bevorstehenden Anschlag voraus. Vorausgesetzt, die US-Behörden hatten tatsächlich wie behauptet keinerlei Vorkenntnisse von den Anschlägen des 11. September 2001, so hätten diese auch nicht die entsprechenden Warnungen des Systems auslösen können. Selbst wenn man geneigt sein sollte, eine derartige Totalüberwachung einer menschlichen Gesellschaft zu akzeptieren, so ist dich nur zu offensichtlich, daß deren "Anwendungsmöglichkeiten" allein der derzeitigen Regierung dienen. Nicht zuletzt, da das System „verdächtige Verhaltensmuster“ innerhalb der gesammelten Daten erkennen soll, ist es zweifellos ein leichtes, Personen mit einer „abweichenden“ Meinung herauszufiltern. Auf dem Papier ist dies nichts anders als die "Rasterfahndung" im Deutschland der "RAF". Wie es auch dort wenig hilfreich war, jeden BMW-Fahrer des Terrorismus zu verdächtigen, sind auch derartige Maßnahmen sicherlich kaum geeignet, wirklich konspirative Kreise zu enttarnen, da dies entsprechende Maßnahmen ergreifen, um unerkannt zu bleiben. Andererseits dürfte es fast unmöglich sein, Personen habhaft zu werden, die sich einer solchen Überwachung bewußt sind. Dementsprechend würden durch solche "Ermittlungsmethoden" zahllose Bürger ins Visier der Ermittler gerückt, die sich bisher nicht zuschulden haben kommen lassen oder nur durch "unbequeme Meinungen" auffällig geworden sind. Während die Vorteile für den tatsächlichen Schutz eines demokratischen Grundordnung durch derartige Maßnahmen offensichtlich vernachlässigbar sind, wären sie ein äußerst gefundenes Fressen für einen an die Macht gekommenen Diktator. Nicht zuletzt aus diesem Grund stößt das System bei Bürgerrechtlern auf Widerstand. "Es betrifft zahlreiche Menschen, daß diese Programme und Software existieren. Wir wissen wirklich nicht, in welchem Ausmaß die Regierung diese privaten Daten erschließt", sagte Marcia Hofmann vom "Electronic Privacy Information Center" (EPIC) in Washington.
Quelle : www.freace.de, 09.02.2006 Lesen Sie weitere interessante Artikel auf unserer
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