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Die Krankheit zur Tablette

Ein Bericht des britischen Observer vom Sonntag beleuchtet ein Problem der Krankenversorgung in Großbritannien, das mit größter Sicherheit ebenfalls in anderen Ländern ebenso vorhanden ist.

Demnach werden Medikamente zunehmend nicht mehr entwickelt, um Linderung oder gar Heilung für Krankheiten zu bringen, sondern vielmehr werden möglichst passende Krankheitsbilder beziehungsweise Gesundheitszustände für existierende Medikamente gesucht, um diese dann entsprechend vermarkten zu können. Der Artikel beruft sich dabei auf eine Untersuchung des Sonderausschusses für Gesundheit des britischen Unterhauses, deren Ergebnis in den nächsten Tagen veröffentlicht werden soll. Als Beispiele für derart "passende Erkrankungen" wurden leichte Depressionen und mangelnder Sexualtrieb bei Frauen genannt. Diese seien dann zu Krankheiten erklärt worden, die medikamentös behandelt werden müßten. Zwar ist es Pharmaunternehmen auch in Großbritannien untersagt, direkt Produkte zu bewerben, über das auch in Deutschland bereits bekannte System von "Seminaren" für Ärzte in attraktiven Urlaubsgebieten hinaus gibt es aber offenbar weitere Möglichkeiten der Beeinflussung. So werden demnach unter anderem entsprechende Wohlfahrtsverbände massiv finanziell unterstützt, was letztlich sicherlich zu einer derart großen Abhängigkeit führen kann, daß die Unternehmensziele und die Ziele der Wohlfahrtsorganisationen beginnen, sich zu decken. So erhält beispielsweise die britische Organisation "Depression Alliance" 80 Prozent ihrer jährlichen Unterstützung von Arzneimittelherstellern und auch "Arthritis Care" erhält Zuwendungen von Merck Sharp und Dohme, dem Hersteller von Vioxx. Die Aussage von Dr. Richard Horton, dem Herausgeber der Medizinzeitschrift "The Lancet", man habe ihm Bestechungsgelder für positive Berichte über Medikamente in Höhe von weit über einer halben Million Euro angeboten kann hier sicherlich nicht mehr verwundern. Quelle: freece.de, 03.04.2005 Lesen Sie weitere interessante Artikel auf unserer News-Seite