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Die Unaussprechliche Quelle des Terrorismus

Von den blutigen Händen und der dunklen Geschichte des Staates Israel..

Von John Pilger Die gegenwärtige Drohung mit Anschlägen in Ländern, deren Regierungen enge Verbindungen mit Washington haben, ist das letzte Stadium in einem langen Kampf gegen die Imperien des Westens, ihre raffgierigen Kreuzzüge und ihre Vorherrschaft. Die Motivation derer, die Bomben in Eisenbahnwagen legen, stammt direkt von dieser Wahrheit ab. Was heute anders ist, ist, dass die Schwachen gelernt haben, wie man die Starken angreift, und der jüngste Kolonialterrorismus der Kreuzritter des Westens (mit 55,000 getöteten Irakern) setzt "uns" dieser Vergeltung aus. Eine Quelle dieser Gefahr ist Israel. Als Schöpfung, dann Statthalter des Imperiums des Westens im Mittleren Osten, bleibt der zionistische Staat die Ursache von mehr regionalem Ungemach und nackten Terror als alle moslemischen Staaten zusammen. Lesen Sie den düsteren 'Palestinian Monitor' im Internet; er notiert Gleiches von Madrids Horror-Woche, Monat für Monat, allerdings im besetzten Palästina. Keine Titelseiten im Westen nehmen dies fortdauernde Blutbad zur Kenntnis, ganz zu schweigen davon, dass auch dessen Opfer betrauert werden. Mehr noch, die israelische Armee, nach allen Maßstäben der Vernunft eine terroristische Organisation, wird im Westen geschützt und belohnt. In seinem gegenwärtigen Bericht zu den Menschenrechten kritisiert das [britische] Außenministerium Israel für seine "beunruhigende Missachtung für Menschenrechte" und "die Auswirkungen, welche die andauernde israelische Okkupation und die damit verbundene militärische Besetzung auf das Leben normaler Palästinenser" gehabt hat. Dennoch hat die Blair-Regierung heimlich den Verkauf riesiger Mengen von Waffen und Terrorausrüstung nach Israel autorisiert. Diese schließt Bein-Eisen, Elektroschock-Gürtel sowie chemische und biologische Kampfstoffe ein. Dabei ist es völlig bedeutungslos, dass Israel gegen mehr Beschlüsse der Vereinten Nationen verstoßen hat und verstößt als jeder andere Staat seit der Gründung der Weltorganisation. Im letzten Oktober hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen mit 144 gegen 4 Stimmen die Mauer verurteilt, die Israel mitten durch das Herz des Westjordanlandes geschnitten hat und dadurch das ertragreichste landwirtschaftliche Anbaugebiet einschließlich des Bewässerungssystems annektierte, welches den größten Teil der Wasserversorgung in Palästina sicherstellt. Israel ignorierte wie gewöhnlich die Welt. Israel ist der Wachhund der Pläne Amerikas für den Mittleren Osten. Die ehemaligen CIA-Analytiker Kathleen und Bill Christison haben beschrieben, wie sich "zwei Stränge des jüdischen und christlichen Fundamentalismus genau ergänzend auf weitgesteckte Ziele eines imperialistischen Projektes eingelassen haben, um den Mittleren Osten umzugestalten. Diese Ambitionen werden weiter verstärkt durch den glücklichen Zufall, dass große Ölvorkommen dadurch einem Zugriff offen stehen und ein Präsident und Vizepräsidenten [zufällig] schwer in Öl investiert haben". Die "Neocons", die das Regime von Bush anführen, haben allesamt enge Beziehungen zur Likud-Regierung in Tel Aviv und zu den zionistischen Lobbygruppen in Washington. 1997 erklärte das jüdische Institut für Staatssicherheit (Jinsa) offen: "Jinsa hat eng mit dem Führer des Irakischen Nationalrats Dr. Ahmad Chalabi zusammen gearbeitet, um die Eliminierung von Saddam Hussein aus seinem Amt zu fördern..." Chalabi ist nicht nur der Strohmann der CIA und wegen Unterschlagung rechtskräftig verurteilt, sondern gegenwärtig dabei, die nächste "demokratische" Regierung in Bagdad zu organisieren. Bis vor kurzem hatte eine Gruppe von Zionisten ihren eigenen Geheimdienst innerhalb des Pentagons. Es war als Office of Special Plans bekannt und wurde durch Douglas Feith geleitet, einem Unterstaatssekretär für Verteidigung und extremen Zionisten sowie Gegner eines jeden verhandelten Friedens mit den Palästinensern. Es war meist dies Office of Special Plans, welches Downing Street mit vielen der dort verbreiteten Gerüchte über Iraks Massenvernichtungswaffen versorgte; die ursprüngliche Quelle war also jeweils Israel. Israel kann ebenfalls die Verantwortlichkeit für das vom US-Congress verabschiedete Gesetz beanspruchen, welches Syrien Sanktionen auferlegt und es mit demselben Schicksal wie den Irak bedroht, wenn es den Forderungen Tel Avivs nicht nachkommt. Israel ist die führende Hand hinter der kriegerischen Kampagne von Bush gegen die "nukleare Bedrohung" durch den Iran. Heute, im besetzten Irak, unterrichten israelische Special Forces die Amerikaner, wie man eine feindliche Bevölkerung 'einmauert', genauso nämlich, wie Israel die Palästinenser eingemauert hat in der Verfolgung des zionistischen Traums eines Apartheidstaates. Der Autor David Hirst beschreibt die "Israelisation der US-Außenpolitik" als "jetzt in einem operativen sowie ideologischen Zustand befindlich". Um Israels andauernde koloniale Rolle im Mittleren Osten zu verstehen, ist es zu vereinfachend, die Verbrechen von Ariel Sharon als Ausdruck einer irregeleiteten Version von Demokratie zu sehen, die vom Weg abgekommen ist. Die Mythen, die im jüdischen Mittelstand in Großbritannien über Israels heroische, edle Geburt reichlich anzutreffen sind, wurden lange durch einen "liberalen" oder "linken" Zionismus ebenso bösartig und im Kern destruktiv verbreitet wie vom Likud-Block. In den letzten Jahren ist die Wahrheit von Israels eigenen "neuen Historikern" gekommen, die enthüllt haben, dass die zionistischen "Idealisten" von 1948 gar nicht die Absicht hatten, die Palästinenser gesetzmäßig und menschenwürdig zu behandeln, sondern diese stattdessen systematisch und oft mörderisch aus ihren Häusern vertrieben haben. Der mutigste dieser Historiker ist Ilan Pappe, ein israelischer Professor an der Universität von Haifa, der bei Veröffentlichung jedes seiner bahnbrechenden Bücher sowohl bejubelt als auch angefeindet wurde. Das letzte ist Eine Geschichte des Modernen Palästinas, in dem er die Ausweisung von Palästinensern als ein durchgeplantes Verbrechen der ethnischen Säuberung dokumentiert, welches friedlich zusammenlebende Juden und Araber auseinander riss. Den modernen "Friedensprozess" beschreibt er als einen in den Verträgen von Oslo 1993 verfassten Plan liberaler Zionisten in der israelischen Partei der Labour Party, um Palästinenser in aus Südafrika bekannten so genannten 'Bantustans' einzusperren. Dass ihnen dabei durch eine verzweifelte palästinensische Führung geholfen wurde, machte den "Frieden" und seinen "Misserfolg" (wofür die Palästinenser verantwortlich gemacht werden) nicht weniger zu einem Betrug. Während der Jahre der Verhandlung und wachsender Hoffnungen verdoppelten die Regierungen im Tel Aviv insgeheim die Zahl von ungesetzlichen jüdischen Ansiedlungen auf palästinensischem Land, verstärkten die militärische Besatzung und vollendeten die Zersplitterung der 22 Prozent des historischen Palästinas, das die Befreiungsorganisation von Palästina bereit gewesen war, als Gegenleistung für die Anerkennung des Staates Israels zu akzeptieren. Zusammen mit dem verstorbenen Edward Said ist Ilan Pappe der eloquenteste Autor über palästinensische Geschichte. Er ist auch einer der wissenschaftlichsten. Diese Kombination hat ihm viele Bewunderer, aber auch Feinde unter Israels akademischen liberalen Märchenerzählern in Großbritannien eingebracht, von denen einem, Stephen Howe, das Pappe-Buch übergeben wurde, um es im 'New Statesman' vom 8. März zu besprechen. Howe erscheint oft auf diesen Seiten; sein Stil ist es, mit schwachen Lob zu verdammen und vorsichtig die Grenzen der Debatte über das 'Imperium' zu setzen, sei es irische Geschichte, der Mittlere Osten oder der "Krieg gegen den Terror". Im Fall von Pappe kennt der Leser nicht die persönliche Verbindung von Howe zum israelischen Establishment; und was Howe in seiner Rezension nicht sagt, ist, dass hier zum ersten Mal ein Lehrbuch über Palästina erscheint, das die wirkliche Geschichte erzählt, so wie es geschah: eine nicht-zionistische Version des Zionismus. Er beschuldigt Pappe "sachlicher Fehler", liefert aber selbst keinerlei Gegenbeweise, verunglimpft dann das Buch, indem er es als einen Kommentar zu einem anderen Buch des israelischen Historikers Benny Morris abtut, der lange für sein eigenes revisionistisches Werk gebüßt hat. Cambridge University Press ist zugute zu halten, die nun zugängliche Pionierarbeit von Pappe als eine Respekt einflößende Geschichtsbetrachtung veröffentlicht zu haben. Das bedeutet, dass die "Debatte" über Israels Ursprünge unabhängig davon endet, was die Apologeten des 'Imperiums' sagen. Quelle: New Statesman / ZNet 20.03.2004 Lesen Sie weitere interessante Artikel auf unserer News-Seite