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von Mohammad OmerIch bin ein palästinensischer Journalist aus Gaza. Im Alter von 17 bewaffnete ich mich mit einer Kamera und einem Stift, der korrekten Berichterstattung aus Gaza verpflichtet fühlend. Ich habe Berichte eingereicht, während israelische Kampfflugzeuge Gaza-Stadt bombardiert haben Ich interviewte Mütter, während diese ihre Kinder in Krankenhäusern sterben sahen, die aufgrund des israelischen Embargo nicht ausreichend ausgerüstet waren, um ihnen zu helfen. Für meine Reportagen fand ich sogar in den Vereinigten Staaten und Großbritannien Anerkennung, wo ich zwei internationale Preise gewann. Ich wurde von israelischen Soldaten geschlagen und gefoltert. Diesen Sommer, im Alter von 24, fühlte ich mich geehrt zu erfahren, dass ich als jüngster Journalist den Martha Gellhorn Journalismus-Preis gewonnen hatte, benannt nach der berühmten amerikanischen Kriegsberichterstatterin und verliehen an Journalisten, die Propaganda mit Wahrheit bekämpfen. Obwohl Israel Gazas 1,5 Millionen Palästinenser in dem, was viele der Welt größtes Freiluftgefängnis nennen, abgeriegelt hat, setzte sich der niederländische Abgeordnete Hans Van Baalen bei der israelischen Regierung für mich ein, sodass ich meine Auszeichnung persönlich erhalten konnte. Als ich aus London zurückkehrte, umzingelten mich israelische Sicherheitskräfte. Mit vorgehaltener Waffe wurde ich nackt ausgezogen, untersucht, getreten und geschlagen für mehr als vier Stunden. Zu einem Zeitpunkt verlor ich das Bewusstsein und erwachte, als sich Fingernägel ins Fleisch unter meinen Augen bohrten. Ein Beamter stieß mein Nacken unter seinen Stiefel und drückte meine Brust auf den Boden. Andere traten und kniffen mich, während sie die ganze Zeit lachten. Sie zogen mich an meinen Füßen, fegten meinen Kopf durch mein eigenes Erbrochenes. Ich verlor das Bewusstsein. Später wurde mir erzählt, dass sie mich nur in ein Krankenhaus gebracht hatten, weil sie dachten ich könnte sterben. Heute hab ich Schwierigkeiten beim Atmen. Ich habe Schürfwunden und Kratzer an Brust und Nacken. Meine Hände funktionieren nicht richtig; tippen ist schwierig. Mein Doktor informierte mich, dass ich aufgrund des Nervenenschadens durch einen Tritt, unfähig sei Vater zu werden und eine Operation brauchen werde. Israelische Angriffe auf Journalisten sind weder neu noch selten. Im April wurde der Reuters-Kameramann Fadel Shana von einem israelischen Panzer getötet. Er befand sich in einem Auto, welches klar als Pressefahrzeug gekennzeichnet war. Amnesty International zufolge „scheint Fadel Shana vorsätzlich getötet worden sein, obwohl er ein Zivilist war, der an keinerlei Attacken auf israelische Truppen teilnahm.“ Reporter ohne Grenzen haben das umfassende „missbrauchende Verhalten“ der israelischen Armee gegenüber palästinensischen Journalisten verurteilt. Und das Komitee zum Schutz von Journalisten berichtet, dass Journalisten, die über israelische Militäraktionen im Westjordanland und Gazastreifen berichten, „mit kontinuierlichen Misshandlungen durch israelische Truppen zurechtkommen müssen.“ Allein im Jahr 2007 erschossen israelische Soldaten Fotografen Agence France-Press, der Zeitung Al-Ayam und Al-Aqsa TV. Der Fernsehkameramann Imad Ghanem fiel verletzt zu Boden. Israelische Soldaten schossen ihm noch zweimal in die Beine. Beide Beine mussten amputiert werden. Könnte es sein, dass trotz ihrer Panzer, Kampfflugzeuge und Atomwaffen, Israel durch unsere Kameras und Computer, die der Welt Zugang zu den Bildern und Informationen über die militärische Besatzung der Palästinenser verschafft, bedroht ist? In der Tat, diesen Monat filmte ein palästinensisches Mädchen einen israelischen Soldaten, der aus kürzester Entfernung mit einem Gummigeschoss auf einen Palästinenser schoss, dessen Augen verbunden waren. Das Video wurde neben andere Medienunternehmen auf CNN, NBC News und BBC ausgestrahlt. Obwohl Palästinenser täglich solcher Gewalt ausgesetzt sind, reisen die Bilder und Geschichten nur selten über unsere Grenzen. Israel scheint zu beabsichtigen, seine Unterdrückung der Palästinenser unter seiner Herrschaft zu verbergen – darunter fällt auch sein duales Rechtssystem, welches Israelis bürgerliche, politische und soziale Rechte gibt und Palästinensern unter Besatzung diese Rechte verweigert. Dieses System erlaubt es jüdischen Siedlern im Westjordanland Bewegungsfreiheit und Zugang zum Gesundheits- und Bildungssystem zu genießen, während palästinensische Kinder in Gaza an heilbaren Krankheiten sterben, nur weil den Krankenhäusern die Medikamente ausgegangen sind. Martha Gellhorn brachte die Gräuel des Zweiten Weltkrieges und des Vietnamkrieges ans Licht. In ihrer Tradition bleibe ich der korrekten Berichterstattung aus Gaza heute verpflichtet. Dafür werde ich vielleicht an lebenslangen Folgen leiden – werde Israel die Notwendigkeit einschärfen, die Rechte von Reportern zu respektieren. Ich bin stolz mich einen Palästinenser und Journalisten nennen zu können. Die Macht der israelischen Armee wird meinen Stift nicht verstummen und meine Kameralinse nicht verdunkeln. Mohammad Omer ist ein mehrfach ausgezeichneter Fotograf und Journalist aus dem Flüchtlingslager Rafah im südlichen Gazastreifen.
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