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Greenpeace kritisiert Patent auf Weizen und Kekse

Das Europäische Patentamt in München hat nach Angaben der Umweltorganisation Greenpeace ein Patent auf speziellen Weizen erteilt, das auch die daraus gebackenen Kekse und Kuchen umfasst.

Hamburg/München (dpa) - Damit könne die innehabende Firma Monsanto künftig nicht nur Bauern für den Anbau, sondern auch Konditoreien für das Backen mit dem Getreide verklagen, kritisierte Greenpeace am Montag in Hamburg. Der Agrarkonzern Monsanto verteidigte sein Schutzrecht in einer Stellungnahme.

Bei dem Patent geht es um eine Weizen-Eigenschaft, die das Getreide besonders gut für Biskuits geeignet macht. Dazu war eine alte indische Weizensorte mit anderen Pflanzen gekreuzt worden. Hierbei handele es sich um eine normale Züchtung und nicht um eine patentierbare Erfindung, argumentierte Greenpeace-Patentexperte Christoph Then. Monsanto erklärte dagegen, das Patent sei von einem US-Weizenzüchter übernommen worden, der erfinderisch tätig gewesen sei, weil er die Eigenschaften des Weizens identifiziert habe.

Geschützt ist mit dem am 21. Mai dieses Jahres erteilten Patent EP 445929 die Weizen-Eigenschaft, besonders wenig eines bestimmten Eiweißes zu produzieren, wodurch der Teig besonders elastisch wird. Das Patent umfasse Weizen unabhängig von der Sorte bis zur "Herstellung von knusprigen, mehlhaltigen, essbaren Produkten wie Biskuits oder ähnlichem", berichtete Greenpeace. Schon 1988 seien Untersuchungen veröffentlicht worden, in denen die besonderen Backeigenschaften des indischen Weizens Nap Hal beschrieben worden seien. Neu sei die Kreuzung mit anderen Pflanzen.

Dieser Fall zeigt, welche Dimensionen Patente auf Leben erreicht haben. Nicht nur gentechnisch veränderte, sondern auch ganz normale Pflanzen und Tiere werden patentiert, wenn in ihnen Gene von wirtschaftlichem Interesse entdeckt werden", meint Christoph Then, Patentexperte von Greenpeace Deutschland.

Mit dem Patent fördere das Europäische Patentamt die Biopiraterie, denn es liege praktisch ein Diebstahl der züchterischen Leistung indischer Landwirte vor, kritisierte die Umweltorganisation. "Die Firma kann in den Ländern, in denen das Patent erteilt wird, jeglichen Handel, Anbau und Verarbeitung der Ernte kontrollieren." Zudem könne die Firma den freien Austausch des Saatguts blockieren. Monsanto-Anwälte bezeichneten es als unrichtig, dass mit dem Schutzrecht indische Landwirte bestohlen würden.

Greenpeace erneuerte die Forderung nach einem Verbot jeglicher Patente auf Lebewesen und ihre Gene und kündigte einen Einspruch gegen das Weizen-Patent an. Die Organisation kritisierte zudem die Europäische Patentrichtlinie, die eine Erteilung des Schutzrechts erst ermöglicht habe. Zuvor habe es in solchen Fällen nur die Möglichkeit des Sortenschutzes gegeben, der die Vermarktungsrechte regelt. Beim Europäischen Patentamt war am Montag keine Stellungnahme zum aktuellen Fall zu erhalten.