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Große Autobombe in London entdeckt; wer hat das Motiv?

Britischer Geheimdienst MI5 an früheren Autobombenanschlägen beteiligt

Geheimdienstquellen schließen eine Verbindung zwischen Irland und einer an diesem Morgen mitten in London entdeckten Autobombe nicht aus. In dieser frühen Phase der Ermittlungen ergeben die Fakten noch kein klares Bild; eine Verbindung zur IRA oder deren Tochterorganisationen würde die Rolle des Geheimdienstes MI5 in vergangenen Terroranschlägen wieder ins Rampenlicht rücken, besonders Autobombenanschläge in Großbritannien und Irland in den vergangenen Jahrzehnten.

Der Zeitpunkt des versuchten Anschlages fällt zusammen mit der gestrigen Ablösung von Tony Blair durch den neuen Premierminister Gordon Brown.

"Die Bedrohung durch den Terror kehrte heute nach London zurück als eine große Autobombe im Herzen der Hauptstadt gefunden wurde," berichtete die Daily Mail

"Beamte der Bombenentschärfungseinheit entschärften den 'enormen' Sprengsatz nachdem die Polizei Berichte über ein verdächtiges Fahrzeug in den frühen Morgenstunden überprüfte."

"Laut einem Augenzeugen alarmierte das Türpersonal des Nachtclubs "Tiger, Tiger" die Polizei nachdem das Auto, angeblich ein silberner Mercedes, gegen Mülltonnen gefahren wurde und der Fahrer davonlief."

"Der Zeuge sagte das Auto sei "chaotisch" gefahren worden vor der leichten Kollision. Der Fahrer wurde nicht aufgehalten."

In jeder strafrechtlichen Ermittlung und besonders bei Fällen mit terroristischem Hintergrund ist es absolut zentral, zu sehen wer das Motiv und die Vorgeschichte hat um solch einen Anschlag durchzuführen.
Es ist wichtig zu betonen dass nicht jeder Terroranschlag notwendigerweise Teil eines ausgeklügelten Plans oder einer Verschwörung ist; gerade solche eher kleineren Vorfälle wie dieser sind gewöhnlich das Werk von isolierten Extremisten oder islamistischen Fundamentalisten die den Westen hassen.
  
Aber es wäre äußerst unklug, die Tatsache zu übersehen dass die britischen Geheimdienste an zahlreichen Terroranschlägen in Großbritannien in den letzten Jahrzehnten beteiligt gewesen waren, darunter einige Autobombenanschläge für die die IRA oder deren Tochterorganisationen verantwortlich gemacht wurden.
Dies ist besonders relevant in diesem aktuellen Fall da eine irische Verbindung nicht ausgeschlossen wurde.

Jeder größere IRA-Bombenanschlag in England und Nordirland ist übersät mit den Fingerabdrücken der britischen Regierung und der FRU.

Beginnend in den 1980er Jahren wurde der Spezialeinheit SAS und Agenten der britischen Militärgeheimdienste auf Routinebasis befohlen, sich in gewaltbereite Zweige der IRA einzuschleusen und Terroristen zu helfen, Anschläge durchzuführen.
Woher wir wissen dass dies geschah? Eines der Individuen der einen solchen Befehl erhalten hatte namens Kevin Fulton packte aus: Ihm wurde gesagt er hätte das Einverständnis des Premierministers, um Terroristen beim Bau von Bomben und bei politischen Attentaten zu helfen.
 
Darüberhinaus wurde zugelassen dass der Omagh-Bombenanschlag vom 15. August 1998 voranschreiten konnte obwohl der MI5 die echte IRA-Zelle vollständig infiltriert gehabt hatte, das Datum des Anschlags kannte und das Fahrzeug der Terroristen auf dem Weg zum Anschlag verfolgte. Wie auch in anderen Fällen hatte der MI5 einen seiner Agenten in der Bombenentschärfungstruppe. In diesem Fall ging der Anschlag vonstatten und 29 Menschen, darunter 2 Babies und neun weitere Kinder wurden beim Einkaufen in einer ruhigen Marktstraße getötet.
Dokumente die als Teil eines Gerichtsverfahrens gegen die britische Regierung von einem verärgerten Militärgeheimdienstagenten herausgegeben wurden, enthüllten ebenfalls dass ein Major der Force Research Unit (FRU) der Handhaber des berüchtigsten Agenten der britischen Armee in der IRA gewesen war, ein Mann mit dem Codenamen Stakeknife.
   
Stakeknife ist einer von Belfasts führenden Werkzeugen. Seine Handhaber vom Militär erlaubten ihm, eine große Anzahl von Morden durchzuführen um seine Deckung innerhalb der IRA zu schützen.

Die Zeitung London Observer enthüllte einige der Methoden die von der FRU in Nordirland eingesetzt wurden, u.a. die Technik namens "menschliche Bombe", bei der "Zivilisten gezwungen werden, mit Sprengstoff beladene Fahrzeuge in Armee-Checkpoints zu fahren".

Der ehemalige Counter-Terror-Beamte David Shayler sah Dokumente die stark darauf hindeuten dass die Israelis auf ihre eigene Botschaft in London im Jahr 1994 einen Bombenanschlag mit einem sprengstoffbefüllten Auto in Kensington verübt hatten.

Shayler präsentierte ebenfalls Beweise dafür dass der MI5 Vorwissen hatte von dem Bishopsgate-Autobombenanschlag im Jahr 1993 für den die IRA verantwortlich gemacht wurde. Der MI5 hätte die Bombenentschärfungseinheit heranziehen können, ließ den Anschlag aber geschehen.

Es wäre naiv, die bezeugte Geschichte der Beteiligung von den Geheimdiensten an Autobombenanschlägen und anderen Terrorattacken in Großbritannien und Nordirland
angesichts dieses neuen Zwischenfalls zu ignorieren. Im Lichte neuer Fakten über den versuchten Anschlag wird die Vergangenheit wohl wieder neu aufgerollt worden.