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GVO-Baumwolle von »Monsanto« bringt tödliche Pflanzenschädlinge nach Indien

»Monsanto«, der weltgrößte Lieferant genetisch veränderter sogenannter GVO-Samen, wird beschuldigt, einen tödlichen Pflanzenbazillus, der allgemein als »Schmierlaus« bezeichnet wird, mit der genveränderten Bt-Baumwollpflanze nach Indien und China eingeführt zu haben. Seit 2007, nach der Übernahme des Unternehmens »Delta & Pine Land« in Scott, Mississippi, hält »Monsanto« weltweit die meisten Patente auf verschiedene Arten von GVO-Baumwollsamen. Bei der Berichterstattung in der Finanzpresse über die Übernahme von »Delta & Pine Land« ging meistens der wichtigste Aspekt unter, nämlich dass »Monsanto« damit das exklusive Patentrecht auf die sogenannte Terminator-Technologie übernahm. Diese Kombination ist mehr als ein Grund, Alarm zu schlagen, besonders da die deutsche Regierung anscheinend die Zulassung für den Mon810-Mais von »Monsanto« erteilen will, trotz aller Anzeichen dafür, dass dieser ungeheuren Schaden anrichten kann, und trotz der Tatsache, dass ihn die französische Regierung nach wie vor verbietet, bis umfangreiche Gesundheitstest seine Unbedenklichkeit erwiesen haben. Der Fall Indien ist ein erneuter Hinweis darauf, dass ein finsterer Plan hinter der weltweiten Verbreitung von GVOs steckt.

GMO BaumwolleKishor Tiwari, der Präsident der landwirtschaftlichen Interessenvereinigung Vidarbha Jan Andolan Samiti (VJAS) schreibt, die Schmierlaus sei ein Schädling, der mit der von Monsanto vertriebenen Bt-Baumwolle ins Land gekommen sei. In der kommenden Saison werde sie eine sehr große Fläche und fast die gesamte Ernte befallen; im nächsten Jahr könne sie nicht nur die Baumwollernte, sondern auch andere Nahrungsmittelernten heimsuchen.

VJAS bedrängt den indischen Premierminister Manmohan Singh, Monsanto-Bt-Baumwollsamen zu verbieten und so die Krise zu stoppen, die die Landwirtschaft in West-Vidarbha trifft, wo mehr als drei Millionen notleidende und verschuldete Baumwollbauern leben.

Das Londoner Institute of Science in Society (ISIS, Institut für Wissenschaft in der Gesellschaft) hat einen Brief von Ram Kalaspurkar veröffentlich, der sich auf eine Studie bezieht, wonach »organische Baumwolle in Indien der Bt-Baumwolle überlegen ist«. Sie setzen sich dafür ein, zur organischen Baumwolle zurückzukehren, man sollte nicht in die Falle der Bt-Baumwolle tappen. In dem vom ISIS veröffentlichten Artikel gibt es Fotos von Pflanzen mit Schmierlaus-Befall.

Alle befallenen Felder trugen das Etikett Bollgard, ein von Monsanto hergestelltes genetisch spezifisches Schädlingsbekämpfungsmittel, das bei ihrer GVO Bt-Baumwolle wirksam sein soll. Vor der Einführung von Monsanto Bt-Baumwolle hatte es in der Region nie einen Befall mit Schmierläusen gegeben. Die Schmierlaus wurde zwei Jahre zuvor auch in China gefunden. Nach dem Absterben der Baumwollpflanzen geht die Laus auf benachbarte Pflanzen über. Es wird berichtet, dass sie bereits auf das sogenannte Congress-Unkraut und andere Unkräuter und Feldfrüchte auf nahegelegenen Feldern übergegriffen hätte.

In der Provinz Tamil Nadu fordert die Bezirksregierung von der Firma Mahyco, die Samen für GVO-Baumwolle produziert, bereits Schadensersatz für die Bauern wegen des Ausfalls der Baumwollernte in dieser Saison. Die Ernte von Bt-Baumwolle in Dharampuri, dem größten Baumwollanbaugebiet in dem Bundesstaat, ist ausgefallen. Die Bauern und die örtliche nichtstaatliche Organisation Pasumai Vakatan hatten sich schon beim Steuereinnehmer und später auch bei Duraisamy, dem für Dharampuri zuständigen Direktor für Landwirtschaft, beschwert.

Duraisamy hatte am 22. Dezember 2006 die Wissenschaftler an der Landwirtschaftlichen Universität Coimbatore gebeten, die Fakten zu bestätigen. Die Wissenschaftler nahmen Bodenproben von den Anbauflächen und von dem ausgesäten Saatgut.

Der Landwirtschaftsminister von Tamil Nadu, Veera Pandi Arumugam, bestätigte: »Die Behörden haben mich darüber informiert, dass ungeeignetes Saatgut für die Probleme verantwortlich ist. Ich habe angeordnet, dass es dem besagten Unternehmen in Tamil Nadu untersagt wird, Saatgut aller Art zu verkaufen. Wir haben das Unternehmen angewiesen, den betroffenen Bauern eine Entschädigung zu bezahlen.«

In ganz Indien begehen Bauern Selbstmord, weil sie vor dem Bankrott und damit öffentlicher Demütigung stehen, da sie der Reklame von Monsanto und anderen GVO-Saatgutlieferanten geglaubt haben. Im Baumwollanbaugebiet von West-Vidarbha wurden in den ersten vier Monaten 2007 insgesamt 350 Selbstmorde von Bauern gezählt. In diesem Gebiet wird Bt-Baumwolle von Monsanto angebaut. Die indischen Saatguthändler vor Ort, die mit multinationalen Unternehmen wie Monsanto zusammenarbeiten, handeln als Geldgeber, die den verschuldeten Bauern Bt-Baumwollsamen auf Kredit geben und ihnen versichern, die nächste Ernte werde genug abwerfen, um die Schulden zu bezahlen.

Laut Monsanto ist alles in Ordnung

Wie ich in meinem Buch Saat der Zerstörung: Die dunkle Seite der Gen-Manipulation ausführlich beschrieben habe, ist Monsanto für seine Lügen, Vertuschungen und Verdrehungen wissenschaftlicher Fakten über die Gefährlichkeit ihrer Produkte bekannt. Die Firma wurde bei der Fälschung von Statistiken über tödlich verlaufene Krebserkrankungen bei ihren Angestellten ertappt, die der tödlichen Chemikalie Dioxin ausgesetzt waren. Sie weigerte sich, die toxische Wirkung ihres Produkts Agent Orange zuzugeben, die sie während des Vietnamkriegs für das Pentagon produziert hatte und die Ende der 1960er-Jahre zur Entlaubung riesiger Waldflächen in Vietnam eingesetzt worden war. Sie ist wiederholt der Lügen über die Auswirkungen ihrer GVO-Pflanzen auf die Ökologie von Menschen und Pflanzen überführt worden.

Auf ihrer Internetseite behauptet die Firma Monsanto, »die Bollgard II-Technologie bietet Baumwollanbauern effiziente und effektive Schädlingsbekämpfung mit geringerem Einsatz von Pestiziden als bei der konventionellen Baumwollernte«.

Das ist nur ein Beispiel für falsche Propaganda von Monsanto. Rhea Gala berichtet aus dem südindischen Bundesstaat Andhra Pradesh: »In den fruchtbaren Gebieten von Andhra Pradesh hatten Monokulturen des ›weißen Goldes‹ – die ertragreichen Hybride der Baumwolle aus der ›Grünen Revolution‹ – den Bundesstaat bereits vor der Einführung von genveränderter Bt-Baumwolle in die Pestizid-Hauptstadt der Welt verwandelt. Aber jetzt schließt sich der Kreis der Revolution, denn mehr und mehr Bauern entschließen sich, organische Anbaumethoden zu verwenden, die zwar weniger ertragreich, dafür aber gesünder und wirtschaftlich lohnender sind.«

In ganz Indien kehren immer mehr Bauern zu einem chemiefreien organischen Anbau zurück. Sattemma, Präsidentin einer Frauen-Selbsthilfegruppe, berichtet, ihre Familie habe früher Bt-Baumwolle von Monsanto angebaut: »Ich war nie glücklich mit der Bt-Baumwolle. Im Dorf sind einige Ziegen gestorben, nachdem sie auf abgeerntete Bt-Baumwollfeldern gegrast hatten. Dann waren das noch die Schädlingsbekämpfungsmittel. Zu Hause wurden wir deswegen krank. Seit wir sie nicht mehr benutzen, geht es uns allen viel besser. Wir geben auch viel weniger Geld für Medizin und Ärzte aus. Insgesamt bin ich heute viel glücklicher.«

Die Wahrheit über die »Grüne Revolution«

Während der indischen »Grünen Revolution« in den 1960er-Jahren führten die Rockefeller- und die Ford-Stiftung mit Hilfe der US-Agribusiness-Unternehmen DuPont, Dow und Monsanto moderne amerikanische Agribusiness-Techniken in die indische traditionelle Landwirtschaft ein, darunter Mechanisierung, chemische Düngemittel sowie Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel. In den ersten ein oder zwei Jahren sah es so aus, als stiege der Ernteertrag erheblich an. Doch dann sanken die Erträge wieder; ein höherer Einsatz von Pestiziden zur Bekämpfung von Insekten wurde nötig.

In den vergangenen Jahren sind neben Monsanto auch die Großkonzerne Bayer, Syngenta und DuPont in Scharen nach Indien geeilt, wo sie Saatguthändler vor Ort anheuern, die den Dorfbauern auf Kredit im »Paket« von ihnen gelieferte Hybridsamen, Düngemittel und Schädlingsbekämpfungsmittel verkaufen. Das Saatgut ist patentiert und zwingt die Bauern, jedes Jahr neues zu kaufen. Ihnen ist vertraglich untersagt, einen Teil der vorhergehenden Ernte für die neue Aussaat zurückzulegen, wie es Bauern seit Jahrtausenden tun. Sie sind praktisch zu »Saat-Sklaven« von Monsanto und den anderen Konzernen geworden. Anschließend müssen die Dorfbewohner ihre Ernten an die Mittelsmänner der Händler verkaufen, damit sie ihre Kredite zurückzahlen können.

Wie Bauer Malliah erklärt, ist der Kredit für Kleinbauern äußerst riskant. »Vor wenigen Jahren gab es einen schweren Hagelsturm«, sagt er. »Er zerstörte die gesamte Ernte. Einige Bauern in der Gegend hatten ihre chemischen Pestizide und Düngemittel auf Kredit gekauft. Sie haben ihre Ernte verloren, aber jetzt hatten sie die doppelte Schuldenlast und keine Möglichkeit zur Rückzahlung der Schulden.« Nur allzu oft ist diese erste Zahlungsunfähigkeit der erste Schritt in die Schuldenfalle, die die Bauern in die Verzweiflung und schließlich zum Selbstmord treibt. Es gibt aber noch andere Probleme mit dem Chemieeinsatz in der Landwirtschaft. Pestizide werden häufig in viel zu hoher Dosierung ausgebracht. Viele Bauern sind Analphabeten und können die Gebrauchsanweisungen nicht lesen. Andere erhöhen die Dosis, weil sie versuchen, resistent gewordene Schädlinge bekämpfen.

Studie belegt: Organische Baumwolle besser als Bt von Monsanto

Bisher hat die indische Regierung den Baumwollanbau mit massivem Einsatz von Chemikalien bundes- und landesweit unterstützt, und das war das falsche Signal an Indiens Bauern. Fälschlicherweise wird damit geworben, GVO-Baumwolle sei der Weg, den Einsatz von Pestiziden zu verringern; das ist einer der vielen Gründe, warum Bauern dem Druck nachgeben, GVO-Baumwolle anzubauen.

Ursprünglich dachten die Bauern, dass die Methoden der industriellen Landwirtschaft Zeit einsparten und weniger Kenntnisse über Bodenbeschaffenheit und Schädlinge erforderten. Doch schon bald erwiesen sie sich jedoch als endlose Tretmühle. Diese Methoden laugten die Böden aus, erschöpften knappe Wasservorräte und führten zur Ausbreitung von Baumwoll-Schädlingen, die sich die Bauern in ihren schlimmsten Albträumen nicht hätten ausmalen können. Gleichzeitig sanken Ertrag und Profit zunehmend.

Die Forschungsergebnisse plädieren für den Anbau von organischer Baumwolle. Eine Studie mit dem Titel Bt-Baumwolle gegen giftstofffreies Baumwollmanagement: Ergebnisse einer Studie des Zentrums für Nachhaltige Landwirtschaft 2004–2005 vergleicht Bt und (giftstofffreie) NPM-Baumwolle in Andhra Pradesh. Die Ergebnisse sprechen eindeutig für die organische Baumwolle. Unzählige Nützlinge, quasi »nützliche Insekten«, werden von der GVO-Bt-Baumwolle getötet. Diese Nützlinge aber sind Räuber, die die meisten Schädlinge vertilgen.

Diese Forschungsergebnisse sind das genaue Gegenteil von dem, was Monsanto behauptet, denn die Studie »berichtet schlüssig, dass Bt-Baumwolle anfälliger für Pflänzenschädlinge und -krankheiten ist, und das es bei giftstofffreier Baumwolle mehr Nützlinge gibt. Sie berichtet auch, dass die Kosten der Schädlingsbekämpfung bei Bt-Baumwolle 690 Prozent höher sind als bei giftstofffreiem Anbau; außerdem sind die Kosten für das Saatgut bei Bt-Baumwolle 355 Prozent höher als bei den konventionellen Sorten.«

Quellenangaben

Quelle: William F. Engdahl Copyright: Kopp Verlag