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Israelische Wasserräuber

Israel raubt seit 1967 das palästinensische Wasser und weigert sich bis heute, das Recht der Palästinenser auf die Nutzung ihrer eigenen Wasserressourcen anzuerkennen.

Während die Palästinenser unter einer katastrophalen Trinkwasserknappheit leiden, verschwenden die Israelis das Trinkwasser, indem sie es auf die Felder und in die Gärten der illegalen Siedlungen in der Westbank und im Gazastreifen pumpen. Ein Israeli verfügt im Jahr über schätzungsweise 1600 Kubikmeter Wasser, ein Palästinenser nur über 450 Kubikmeter:

75 Prozent der Israelis leben an der Mittelmeerküste und sind vom Grundwasser abhängig, das jedoch Experten zufolge zur Neige geht. Die Hälfte aller Grundwasservorräte aus der Westbank wird von israelischen Städten genutzt, während die Palästinenser ihren Wasserbedarf durch Brunnen in den ländlichen Gebieten decken und in anderen Gebieten keine neuen Brunnen graben dürfen. (...)
Experten für Wasserfragen gehen davon aus, dass das Grundwasser in Israel in den kommenden fünf Jahren infolge der intensiven Nutzung, des Bevölkerungswachstums und der Erschöpfung der unterhalb des Meeresspiegels gelegenen Wasservorräte austrocknen oder zumindest absinken wird. Die Israelis verbrauchen, palästinensischen Experten zufolge, mehr als 88 Prozent des gesamten Wassers der Westbank, die Palästinenser aber weniger als zwölf Prozent. Ein Israeli verbraucht durchschnittlich sechsmal soviel Wasser wie ein Palästinenser. Zudem zahlen die Palästinenser einen sehr viel höheren Wasserpreis als die Israelis, haben aber ein sehr viel geringeres Einkommen. Der palästinensische Wasserexperte Dr. Abd el-Rahman al-Tamimi meint, dass Israel durch den Bau der Trennmauer auf die Kontrolle des noch verbliebenen palästinensischen Wassers abzielt. (...) Israel sichert sich durch den Bau der Mauer die vollständige Kontrolle über das westliche Wasserbecken, das jährlich 430 Millionen Kubikmeter Wasser liefert. Es gilt als das einzige Grundwasserreservoir, das Wachstum und Entwicklung der Palästinenser gewährleisten kann. Der Experte fügt hinzu, dass das östliche Becken, das zwischen 65 und 70 Millionen Kubikmeter Wasser liefert, bereits in seiner vollen Kapazität genutzt wird. Der Bau der Mauer wird die Landwirtschaft und die damit verbundene Produktion in den Städten und Dörfern von Dschenin, Kalkilia und Tulkarem so stark beeinträchtigen, dass sie in ihrer Existenz bedroht sind, ganz im Sinne Israels. (...)
Abd el-Rahman al-Tamimi betont, dass Israel (...) vollendete Tatsachen schaffen will. (...) Er sagt, dass sich Israel durch die Trennmauer zunächst 43 und später 50 der in der Westbank vorhandenen Brunnen einverleibt und die vollständige Kontrolle über das westliche Becken sichert. Er bestätigt, dass Israel eine Pipeline legt, um Wasser aus der Westbank in die Region Salfit in Nordisrael zu leiten, um die Entwicklung dieses Gebietes für die nächsten 50 Jahre zu sichern. (...)
Al-Tamimi meint, dass die israelische Regierung die Intifada ausgenutzt hat, um palästinensische Wasseranlagen zu zerstören und israelischen Giftmüll in den palästinensischen Autonomiegebieten zu vergraben. Israel hat mindestens 203 Brunnen, 775 Wassertanks und Bewässerungssysteme im Gazastreifen und mehr als das Doppelte in der Westbank zerstört. (...)

Der Gazastreifen leidet nicht nur unter Wasserknappheit, sondern auch unter Problemen der Wasserqualität. (...) Da der Grundwasserspiegel gesunken ist, wird das Wasser den tieferen salzhaltigeren Schichten entnommen. Infolgedessen hat sich der Salzgehalt des Wassers auf 500 bis 1500 Milligramm pro Liter erhöht, während er den Vorgaben der WHO zufolge 250 Milligramm nicht übersteigen soll. Aus dem Bericht des für den Internationalen Wassertag gebildeten Wasserkomitees geht hervor, dass 90 Prozent des Wassers im Gazastreifen nach den Maßstäben der WHO und der palästinensischen Behörde wegen ihres hohen Chlorid- und Nitratgehalts als Trinkwasser ungeeignet sind.

Quelle: Junge Welt vom 2. September 2003