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IWF und WHO - ein unheilvolles Gespann

Das chilenische Gesundheitssystem war bis vor kurzem noch eines der besten in ganz Lateinamerika. Doch nun ist die Situation in den Spitälern Chiles chaotisch, denn das Gesundheitsbudget ist erschöpft.

Die Regierung will keine zusätzlichen Gelder zur Verfügung stellen, denn es sind nicht genügend Mittel vorhanden, um Auslands-Schulden in Milliardenhöhe zu bezahlen. Die Regierung stellt die Bevölkerung vor die "Alternative", entweder die medizinische Betreuung im gleichen Umfang wie bisher weiterzuführen und alle Krankheiten zu behandeln, sich damit aber bis ins Unendliche zu verschulden, oder aber die Betreuung zu reduzieren, um die Schulden in den Griff zu bekommen. Diese "Gesundheits-Reform" nach dem Kosten-Nutzen-Prinzip bedeutet die Übernahme des "neuen Orientierungsrahmens der Gesundheitspolitik", das sogenannte "Neue Gesundheitsparadigma der WHO". Das Prioritätensystem der chilenischen Gesundheitsreform ist Bestandteil eines globalen Plans, der auf internationaler Ebene von der WHO seit 1992 durchgesetzt wird. Als Rechtfertigung werden der Mangel an Ressourcen und Budgetdefizite vorgegeben, die zuvor vom IWF provoziert und in die Wege geleitet wurden. All dies führt das chilenische Gesundheitssystem ins Chaos. Nach Meinung der von der Regierung unabhängigen Experten wären die Probleme lösbar, ohne gleich die Behandlung vieler Patienten zu streichen bzw. drastisch einzuschränken. Sie schlagen vor, die bekannten Mängel zu beheben, die Schulden umzugestalten und Steuern auf Alkohol, Tabak zu erheben oder die Mehrwertsteuer zu erhöhen. Die Ärzteschaft und der größte Teil des medizinischen Personals kämpfen gegen diese Missstände an. Dies um so mehr, seit sie über die Zusammenhänge mit den globalen Plänen der UNO respektive der WHO aufgeklärt wurden. Der Mangel an Geld ist die Rechtfertigung dafür, dass nur noch "prioritäre" Krankheiten behandelt werden dürfen. Vorsorge-Medizin gibt es nicht mehr, chronisch Kranke werden nicht länger behandelt. Quelle: Dr. María-Isabel Pérez de Pio "Bankrottes Gesundheitswesen in Chile" in Zeit-Fragen 23/2003