Krieg um jeden Preis
Der Irak wollte den Krieg im letzten Moment durch weitreichende Angebote verhindern, doch die US-Regierung stellte sich taub. Offenbar wollte Amerika den Krieg ums Öl unter allen Umständen führen.
Der Irak wollte den Krieg im letzten Moment durch weitreichende Angebote verhindern, doch die US-Regierung stellte sich taub. Offenbar wollte Amerika den Krieg ums Öl unter allen Umständen führen. Der irakische Machthaber Saddam Hussein hat einem Bericht der ‚New York Times' zufolge noch kurz vor Beginn des Krieges versucht, mit Zugeständnissen an Washington den Waffengang zu verhindern. Er habe über einen libanesisch-amerikanischen Geschäftsmann der US-Regierung weit reichende Waffenkontrollen, die Auslieferung eines Terroristen und selbst freie Wahlen angeboten. "Die Iraker haben die militärische Bedrohung schließlich ernst genommen und Angebote gemacht, die sie ohne den Aufmarsch der US-Truppen niemals gemacht hätten", sagte der als Überbringer des irakischen Angebots eingesetzte Geschäftsmann Imad Hage der Zeitung.
Desinteresse in Washington Die Offerten über Hage wurden dem Bericht zufolge immerhin so ernst genommen worden, dass der einflussreiche ehemalige Vorsitzende des verteidigungspolitischen Beirats, Richard Perle, im März in London mit dem Geschäftsmann zusammengetroffen sei. Dieser habe dem Amerikaner direkte Gespräche mit irakischen Offiziellen angeboten. Perle habe sich daraufhin bei der CIA erkundigt, ob es Interesse an solchen Treffen gebe, sei jedoch nicht auf positive Reaktionen gestoßen. Man habe bereits diverse Kanäle dieser Art, so der Geheimstdienst laut ‚New York Times'. "Sag ihnen, wir sehen uns in Bagdad", habe die Botschaft des CIA dem Inhalt nach gelautet, zitiert die Zeitung Perle. Ein hochrangiger US-Geheimdienstmann bestätigte gegenüber der Zeitung, es habe sich bei diesem Vermittlungsversuch nicht um den einzigen Vorstoß aus Bagdad gehandelt. Vor dem Krieg habe es zahlreiche angebliche Angebote gegeben - übermittelt von Geheimdiensten, anderen Regierungen und allen möglichen Personen. Jedes sei auf seine Ernsthaftigkeit geprüft worden, allerdings ohne positives Ergebnis. Präsidentensprecher Scott McClellan wollte sich darüber nicht äußern, ob Präsident George W. Bush von den Bemühungen Bagdads wußte, in letzter Minute einen Angriff zu vermeiden.
Weit reichende Angebote irakischer Geheimdienstchefs Hage soll im irakischen Auftrag und mit Billigung Saddams gehandelt haben. Er traf sich nach eigenen Angaben im Februar in Beirut mit dem Auslandschef des irakischen Geheimdienstes, Hassan al Obeidi. Obeidi habe angeboten, dass die USA auch "2000 FBI-Agenten schicken könnten, die suchen dürfen, wo immer sie wollen", so Hage. Einen Rücktritt Saddams habe Obeidi zwar als Kapitulation angesehen, aber Wahlen in zwei Jahren in Aussicht gestellt. Auch mit dem irakischen Geheimdienstchef Tahir Dschalil Habbusch will sich der Geschäftsmann getroffen haben. Dieser soll den USA die Auslieferung von Abdul Rahman Yasin angeboten haben, eines der Planer des ersten Anschlages auf das World Trade Center in New York 1993.
Quelle: ARD-Tagesschau vom 6.11. 2003 Lesen Sie weitere interessante Artikel auf unserer
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