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# Die Flecken des Leoparden. Hat Sharon seine Haut gewechselt? Anscheinend. Er hat über die "Besatzung" gesprochen (und postwendend verleugnet) Er ist dabei, "Außenposten" abzubauen (aber nur Schein-"Außenposten") Er spricht von einem palästinensischen Staat (aber nicht von einem "Staat Palästina"). Also was ist geschehen? Ist er alt geworden? Verzweifelt? Weise?
Nichts von alledem. Als geborener Bauer ist er empfindlich für Wetterwechsel. Er bemerkt die neuen Winde aus Washington. Der lächelnde George W., sein großer Kumpel nimmt in privaten Gesprächen einen rauen Ton an. Statt zu diskutieren, diktiert er. Er setzt Ultimaten. Was soll nun getan werden? Sharon benimmt sich wie der Jude, der mit dem Tod bedroht wird, wenn er nicht dem geliebten Pferd des polnischen Edelmannes Lesen und Schreiben beibringt.. Der Jude bittet um drei Jahre Zeit, weil es ein schwerer Job sei "Bis dahin wird entweder das Pferd oder der Edelmann tot sein", beruhigt er sein jammerndes Weib. Sharon akzeptierte das Bush-Ultimatum, aber nur scheinbar. Er versucht, Zeit zu gewinnen, wenigstens bis nach den US-Wahlen.
Vielleicht wird Bush nicht wieder gewählt, vielleicht wird er andere Probleme haben, mit denen er sich beschäftigen muss. Inzwischen wird Sharon das unvermeidliche Minimum tun, all das verschieben, was verschoben werden kann, betrügen, wo betrogen werden kann, verändern, was verändert werden kann. Sein Hauptassistent Dov Weissglass ist ein großer Meister in all diesen Dingen. Sharons Endziel hat sich nicht geändert, und in Akaba hat er nichts gesagt, was dem widerspricht. Wenn die Araber nicht aus dem Lande fortgebracht werden können, dann müssen sie in isolierten Enklaven eingesperrt werden, die mit künstlich geschaffenen Streifen Land untereinander verbunden werden, um - wie versprochen - einen Zusammenhang herzustellen.
Er ist bereit, dies einen "palästinensischen Staat"zu nennen. Er wird aus 42% der besetzten Gebiete bestehen, die im Ganzen 22% des ursprünglichen Palästinas (also vor 1948) ausmachten. Die Hauptsiedlungsblöcke werden bleiben, wo sie sind und schließlich von Israel annektiert werden. Von Jerusalem und den Flüchtlingen wird gar nicht geredet. Wie wir viele Male gesagt haben: Hört nicht auf das, was Sharon sagt, schaut auf das, was seine Hände tun. Wird er die Siedlungen stoppen, wie der Fahrplan (Road Map) es verlangt? Wird er den Ausbau von Ma'ale Adumin stoppen, wo jetzt Hunderte von neuen Häusern geplant sind? Wird er den Bau des sog. "Trennungszauns" stoppen, dessen alleiniger Zweck es ist, große Teile der Westbank abzutrennen? Wird er sofort die 60 Siedlungs-Außenposten auflösen, die seit seiner Machtübernahme gebaut wurden? Wird er die Armee aus der Zone A herausholen und die Absperrungen und Blockaden der palästinensischen Städte und Dörfer beenden? Alles andere würde nur Schwindel sein.
# Eine enorme Leistung. Falls die bewaffnete Intifada endet, von welcher Seite könnte gesagt werden, dass sie den 32 Monate langen blutigen Kampf gewonnen habe? Die objektive Antwort: unentschieden! Die Palästinenser haben schrecklich gelitten. Ihre Infrastruktur ist zerstört worden. Ihre Würde wurde mit Füßen getreten. Mehr als 2000 Männer, Frauen und Kinder sind getötet worden, Zehntausende verletzt, Zehntausend in Gefängnisse gesteckt. Ihre Häuser sind zerstört worden, ihre Bäume ausgerissen, ihr Lebensunterhalt zerstört. Aber ihr Widerstand ist nicht gebrochen worden - er ist am letzten Tag so stark wie am ersten .
Die Israelis haben viel weniger gelitten, aber auch sie haben eine Menge gelitten: etwa 800 Israelis getötet, Hunderte verletzt. Die Angst beherrscht die Straßen, Einkaufszentren, die Busse. Private Wachmänner -- 100 000 von ihnen - sind überall. Die Intifada hat uns etwa 20 Milliarden Dollar gekostet. Die Wirtschaft steckt in einer tiefen Krise, es gibt keinen Tourismus, keine ausländischen Investitionen, die Lebensqualität ist gesunken. Der Wohlfahrtsstaat ist dabei, zusammenzubrechen, die sozialen Spannungen wachsen. Aber die Armee fährt fort, der palästinensischen Bevölkerung Schläge auszuteilen, und das Siedlungsunternehmen ist in vollem Schwung.
Das "Unentschieden" hat eine Stimmung von Hoffnungslosigkeit auf beiden Seiten geschaffen. Beide sind zu dem Schluss gekommen, dass es keine militärische Lösung gibt. Aber wenn es auch ein Unentschieden für beide Seiten gibt, von denen eine 1000 mal stärker als die andere ist - so ist es ein phantastisches Ergebnis für die schwächere Seite.
Die Auflösung der Außenposten ist ebenfalls bedeutsam. Gewiss, dies betrifft nur wenige, die an sich unwichtig sind. Aber - um noch einmal den Siedler zu zitieren: Selbst die Auflösung eines einzigen Außenpostens bricht ein nationales Tabu. Es beweist, dass Siedlungen aufgelöst werden können. Es schafft ein Beispiel, einen Präzedenzfall. Die Road Map sagt nichts über eine endgültige Grenze zwischen Israel und Palästina. Das wird der Streitpunkt der nächsten Schlacht sein. Aber wir bewegen uns vorwärts. Vielleicht nur mit einem kleinen Schritt. Vielleicht mit einem größeren, als es scheint. Aber selbst bei pessimistischster Einstellung ist dies ein Schritt in die richtige Richtung - auf das Ende der Besatzung zu, in Richtung Frieden.
# Betet für die Road Map! Dies ist das traditionelle Gebet für Juden, die sich auf eine Reise begeben (in meiner Übersetzung): "Möge es Dir, unserm Gott und dem Gott unserer Väter, gefallen, uns den Weg des Friedens zu zeigen und unsere Schritte zum Frieden zu wenden und unser Reisen im Frieden zu lenken, damit wir unsere Reise in Freude und Frieden vollenden und unterwegs vor allen Feinden und Gefahren und vor allen Katastrophen dieser Welt bewahrt bleiben ...."
Übersetzt von: Ellen Rohlfs Orginalartikel: "To Aqaba and Back"
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