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Nach dem 11. September 2001: "Schweigegeld" für Angehörige?

Interview mit Nick Levis. Er ist freier Autor und Übersetzer. Der US-Amerikaner lebt seit einigen Jahren in der BRD und organisierte im Herbst eine Veranstaltung im Berliner Tempodrom zu den Hintergründen der Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA.

Interview mit Nick Levis. Er ist freier Autor und Übersetzer. Der US-Amerikaner lebt seit einigen Jahren in der BRD und organisierte im Herbst eine Veranstaltung im Berliner Tempodrom zu den Hintergründen der Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA. Von Hans Springstein Sie sind kürzlich aus New York zurückgekehrt, wo Sie unter anderem mit Angehörigen der Opfer vom 11. September 2001 zusammengetroffen waren. Was konnten Sie in Erfahrung bringen? Die Angehörigen haben 14 Monate lang für die Einsetzung einer unabhängigen Kommission gekämpft, die untersuchen soll, was seinerzeit wirklich geschah. Daß nach den Ereignissen nicht umgehend eine Untersuchungskommission gebildet wurde, war ein absolutes Novum. Präsident Bush und sein Vize Cheney haben damals großen Druck auf den US-Kongreß ausgeübt, daß ein derartiges Gremium nicht zustande kommt. Aufgrund der Sonderstellung der Familien der Opfer ließ sich diese Linie aber nicht auf Dauer durchziehen. Die bestehende Kommission nahm Ende 2002 ihre Arbeit auf. Die Angehörigen gelangen nur auf dem Gerichtsweg an offizielle Akten. Eine Angehörige, Helen Mariani, hat gegen die Bush-Administration eine Klage wegen offensichtlichen Vorwissens um die Anschläge angestrengt. Die Regierung hat den Betroffenen 1,8 Millionen Dollar pro Opfer angeboten, wenn diese im Gegenzug auf Klagen verzichten. Nur 73 Familien haben das Angebot ausgeschlagen. Wie wird die Arbeit der Untersuchungskommission beurteilt? Äußerst kritisch. Es gibt mehrere suspekte Verbindungen zwischen Mitgliedern des Gremiums, der CIA und dem Weißen Haus. Beispielsweise hat der "executive director" der Kommission, Philip Zelikow, 1999 gemeinsam mit Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice ein Buch veröffentlicht. Eines der Mitglieder, Max Cleland, verließ Ende 2003 die Kommission, nachdem er zuvor erklärt hatte: "Bush betrügt Amerika." Die Familien der Opfer planen inzwischen die Einsetzung einer wirklich unabhängigen Kommission, einer Art Russell-Tribunal zum 11. September 2001. Gibt es neue Erkenntnisse über das Geschehen an jenem Tag? Momentan kommen immer mehr Informationen über Militärmanöver ans Tageslicht, die vor, während und nach den Anschlägen durchgeführt wurden und bereits lange im Vorfeld geplant waren. Dabei wurden offensichtlich Gegenmaßnahmen für den Fall von Flugzeugentführungen im Inland durchgespielt. Das widerspricht sämtlichen Behauptungen von Bush, Cheney und Rice, wonach es unvorstellbar gewesen sei, daß entführte Flugzeuge als Bomben mißbraucht werden könnten. Gerade an diesem 11. September 2001 fand in New York ein Manöver statt, das von einem fiktiven Biowaffenangriff ausging. Eine andere Übung simulierte einen Anschlag mit einem Passagierflugzeug auf die zentrale Satellitenüberwachungsbehörde bei Washington. Es ist bekannt, daß viele Militärs an diesem Tag verunsichert waren, ob es sich bei den Manövern um eine Übung oder den Ernstfall handelte. Könnte das eine Erklärung für den flächendeckenden Ausfall der Flugabwehrsysteme sein? Die Frage nach der Rolle der US-Luftabwehr bleibt nach wie vor unbeantwortet. Der Nordosten der USA ist derart dicht mit Luftwaffenbasen ausgestattet, daß Abfängjäger bei einer Flugzeugentführung normalerweise innerhalb von zehn bis 20 Minuten in der Luft sind. Das ist am 11. September 2001 nicht geschehen. Wir wissen allerdings von Abfangjägern, die zu genau diesem Zeitpunkt manövermäßig eine fiktive Flugzeugentführung im Inland durchspielten. Stehen die Angehörigen der Opfer mit ihren Zweifeln an der offiziellen Version allein? Die Bewegung, die die Wahrheit über die Anschläge einfordert, wächst überall in den USA und findet mehr und mehr Beachtung bei den Medien. Was anfangs als "Verschwörungstheorien" diffamiert wurde, wird inzwischen auch von der US-Antikriegsbewegung angenommen. Unterdessen warnt die Bush-Administration wiederholt vor einem Anschlag, der schlimmer werde, als jene vor drei Jahren. Woher will Bush das wissen wissen, und warum hat er vor drei Jahren nichts gewußt? Quelle: www.jungewelt.de; 15.06.2004