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Niederlande - Islamistische Verschwörung?

Der Mörder von Theo van Gogh war offenbar kein Einzeltäter. Hinter der brutalen Tat steckt ein terroristisches islamisches Netzwerk.

Viele Wohnungen in dem mehrheitlich von Ausländern bewohnten Viertel wurden von der Polizei durchsucht. Insgesamt acht weitere Verdächtige wurden im Mordfall Theo van Gogh festgenommen. Sechs von ihnen kommen, wie der bereits festgenommene Mohammed B., aus Marokko, zwei stammen laut Medienberichten aus Spanien und Algerien. Aus den Wohnungen, die allesamt in der unmittelbaren Umgebung des Tatorts liegen, schleppten Polizisten in großen Kisten Computer, Propagandaschriften und weiteres Beweismaterial. Mittlerweile gestehen die Behörden zumindest ein, dass der Täter mit größter Wahrscheinlichkeit seine Bluttat aus Rache für die islam-kritischen Filme Theo van Goghs beging. Dieser war immer wieder mit Hass-Briefen und Drohanrufen bombardiert worden, hatte aber dennoch keinen Personenschutz. Van Goghs Person, seine Äußerungen und besonders der Kurzfilm "Submission" hatten immer wieder provoziert. Die Verbindungen des mutmaßlichen Täters in die radikal-islamistische Szene sind inzwischen eindeutig belegt. So hatte Mohammed B. gute Kontakte zu einer Gruppe von Islamisten, die bereits wegen eines geplanten Terror-Coups auf den Amsterdamer Flughafen in Haft sitzen und enge Kontakte zu al-Quaida pflegten. Zudem ging er in der vom Geheimdienst beobachteten al-Tawheed-Moschee im Osten Amsterdams ein und aus. Dort sollen nach Erkenntnissen der Fahnder regelmäßig Aufrufe zum gewaltsamen Kampf gegen die Ungläubigen gepredigt werden, so die Sicht der Behörden. Auch die festgenommene Gruppe von Männern, die seit mehreren Monaten in Haft sitzt, gehörte zu den regelmäßigen Besuchern der Moschee. Bei ihnen wurden im vergangenen Jahr bei der Festnahme Unterlagen und Skizzen gefunden, die auf die Anschlagsplanung hinwiesen. Einige von ihnen sollen auch versucht haben, am bewaffneten Djihad in Tschetschenien teilzunehmen. Wie viele andere Terror-Touristen endete ihre Odyssee jedoch in der Ukraine, von wo sie nach Holland zurück geschickt wurden. Die Polizei hält sich mit Details über die Tat und den Täter noch immer zurück. Allerdings weisen Zeitungsberichte daraufhin, dass es sich keineswegs um den Amok-Lauf eines verrückten Einzelgängers gehandelt hat. Da sind zum einen Berichte darüber, dass Mohammed B. bestens vorbereitet war. Als er sich auf den Weg zur Tat machte, war er mit einer Pistole, zwei Messern und einem vorgeschriebenen Testament ausgerüstet. Außerdem heftete er seinem Opfer einen arabischen Brief an die Brust, nachdem er mehrmals auf van Gogh geschossen hatte und ihm laut einigen Medienberichten sogar die Kehle mit einem Schlachtermesser durchgeschnitten hatte. Die Behörden beobachten mittlerweile intensiv die Symbolik der Tat. Zwar mag es Zufall sein, dass der Täter genau 911 Tage nach dem Mord an Pim Fortuyn mordete - es könnte aber auch ein Zeichen mit Anspielung auf den 11. September 2001 sein, das der Täter bewusst setzen wollte. Zudem wurde mittlerweile bekannt, dass der getötete Filmemacher genau am Tag seines Mordes seinen neuen Film fertig stellen wollte. Dieser beschäftigt sich intensiv mit dem Mord an dem patriotischen Politiker Pim Fortuyn, der, wie von Gogh, als Mahner für eine Abgrenzungsstrategie zum Umgang mit in Holland lebenden fundamentalistischen Muslimen bekannt war. In Holland erinnern die Politiker aller Parteien jetzt sehr an die Zeit nach dem 11. September. Da sind Wissenschaftler wie René Cuperus von der sozialdemokratischen Wiardi-Beckman-Stiftung. In Anlehnung an das viel zitierte Werk von Samuel P. Huntington sieht Cuperus Holland plötzlich als "Frontstaat in der Konfrontation der Kulturen". Der Vorsitzende der Sozialdemokraten, Wouter Bos, raunte dunkel, das "Gefecht zwischen dem freien Wort und religiösen Fanatikern" könne "in der Gesellschaft viel in Bewegung bringen". Nun plötzlich kommen so unangenehme und lange bekannte Wahrheiten sowie Überraschungen auf den Tisch: Zum Beispiel, dass bereits ein Drittel der Amsterdamer Ausländer sind. Oder, dass sich mehr als die Hälfte aller Holländer in ihren Wohnvierteln nicht mehr zu Hause fühlt. Oder eben, dass es auch in Holland - wie fast überall in Europa - eine aktive Szene gewaltbereiter Islamisten gibt. All dies war auch vorher kein Geheimnis, wurde aber gern verschwiegen. Auch wenn ihn kaum jemand beachtete, skizzierte schon Anfang des Jahres ein Regierungsbericht, wie sehr die Integrationspolitik in den Niederlanden gescheitert ist. Es gebe rein "schwarze" Stadtteile mit rein "schwarzen Schulen", auf die kein weißer Niederländer mehr gehen wolle. Zudem habe sich über die Jahre neben der niederländischen eine Parallelgesellschaft gebildet. Diese ignoriere die niederländische Kultur im besten Fall - im schlimmeren aber werde diese abgelehnt oder gar offen bekämpft. Folgen hatte dieser offizielle Regierungs-Bericht bisher nicht. Auch andere unangenehme Fakten wurden in der Vergangenheit lieber unter den Teppich gekehrt. So haben 40 Prozent der marokkanischen Jungen keinen Schulabschluss, und die Arbeitslosigkeit unter Ausländern ist viermal so hoch wie unter Niederländern. Selbst Ausschreitungen in den Amsterdamer Wohnvierteln im Westen der Stadt wurden gern nur als kleine Meldungen in den Zeitungen gedruckt. Immer wieder war es dort in den letzten Monaten zu gewaltsamen Übergriffen zwischen Einheimischen und Ausländern gekommen. Doch die Politik des Amsterdamer Bürgermeisters Job Cohn übte sich stets in Gleichmut. Quelle: PHI Lesen Sie weitere interessante Artikel auf unserer News-Seite