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Pech mit Tatsachenberichten

US-Starreporter der Kriegslügen überführt

Jack Kelley, bewunderter Kriegsberichterstatter der auflagenstärksten US-amerikanischen Zeitung USA-Today, hat Pech gehabt. Weil viele seiner aufregendsten »Tatsachenberichte« aus den Krisengebieten - von Bosnien und Kosovo über Afghanistan bis zum Irak -, die er mit viel Gespür für das in Washington politisch Gewünschte verfaßt hatte, frei erfunden waren, wurde er jetzt gefeuert. Nun ist vorauseilender politischer Gehorsam mit Massakergeschichten auch hierzulande bei »seriösen« Kriegsberichterstattern nicht ungewöhnlich - das galt insbesondere, als es um die mediale Einstimmung auf den NATO-Angriffskrieg gegen Jugoslawien ging. Aber Jack Kelley, der 2002 sogar in die Endrunde der Kandidaten für den begehrten Pulitzerpreis gekommen war, hatte sich wohl zu gut im Rampenlicht des Erfolgs eingerichtet. Nach entsprechenden Tips von neidischen Kollegen begann USA-Today eine umfangreiche Untersuchung, die den Betrug ihres Starreporters Kelly aufdeckte. Die Zeitung lehnte es jedoch ab, eine Liste der von Kelley fabrizierten Artikel mit entsprechenden Korrekturen zu veröffentlichen. Dieses wäre wohl zu umfangreich und zu peinlich ausgefallen. Statt dessen druckte das Konkurrenzblatt Washington Post Insiderberichte von der Untersuchung sowie einige von Kelleys Lügengeschichten. Zu denen gehört auch ein Aufmacher aus Belgrad aus dem Jahr 1999. Kelley berichtet darin, wie er angeblich von einer serbischen Menschenrechtsaktivistin ein »mit drei Ringen gefaßtes Befehlsbuch der jugoslawischen Armee« bekommen habe. In dem steht unter anderem, einem Leutnant sei »der direkte Befehl erteilt worden, das kosovo-albanische Dorf Cusk ethnisch zu säubern«. Quelle: http://www.jungewelt.de/2004/01-16/009.php