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Rufer in der Wüste

Der brasilianische Autor Paulo Coelho (u.a. "Der Alchemist") gehört zu den meistgelesenen Autoren. Hier schreibt er seine ganz persönliche Meinung zum aktuellen Krieg gegen den Irak - und wie er hätte verhindert werden können.
Eigentlich sollte man davon ausgehen, dass der Präsident der USA für sein Handeln verantwortlich ist und trotz seiner Augen (haben Sie einmal auf seine Augen geachtet? Nun, das sollten Sie tun!) weiß, wovon er redet. Ich jedenfalls, der ich in keinerlei Verbindungen zu Spionagediensten stehe, aber täglich die Zeitung lese, habe jetzt die Lösung gefunden, wie die vom Irak versteckten Massenvernichtungswaffen ausfindig gemacht werden können:
  • Alle im Irak befindlichen Inspektoren sollten ihre Koffer packen, ihre Hotelrechnungen bezahlen und sich zum Flughafen von Bagdad begeben.
  • Dort kaufen sie ein Ticket nach Washington. Und zwar Business-Class, damit sie sich bei den Zwischenstopps ausruhen können.
  • In Washington sollten sie in den erstbesten Bus zum Hauptquartier der Central Intelligence Agency (auch als CIA bekannt) steigen. Die Adresse steht im Telefonbuch von Virginia.
  • Mit dem entsprechenden UNO-Inspektionsmandat versehen, sollten sie dort alle Fotos, Informationen und Dokumente über die Geheimverstecke der irakischen Massenvernichtungs-Waffen anfordern, die zurzeit Herrn George W. Bush zur Verfügung stehen.
  • Mit diesen Dokumenten in Händen, kehren sie in den Irak zurück und begeben sich umgehend an die auf den Fotos wiedergegebenen Orte. Saddam Hussein bleibt nichts anderes übrig, als alles zuzugeben und sein Waffenarsenal zu zerstören - weil er sonst fürchten muss, die ganze Welt gegen sich zu haben.
  • Falls die CIA die betreffenden Dokumente und Fotos nicht besitzt. Sollten sich die Inspektoren ins Weiße Haus begeben - direkt ins Schlafzimmer von Herrn George W. Bush.
  • Falls Herr George W. Bush sich gegenüber den UNO-Inspektoren als unkooperativ erweist, sollten diese die betreffenden Dokumente unter seinem Bett suchen. Ist auch dort nichts zu finden, sollten die Inspektoren dem Präsidenten folgende Frage stellen: Muss ein Sohn wirklich um jeden Preis die unerledigten Aufgaben seines Vaters zu Ende führen? Denn um nichts anderes scheint es hier schließlich zu gehen ...
Nach Ausführung dieses nach meiner Meinung unfehlbaren Aktionsplanes, verlange ich, dass die Milliarden von Dollars, die ein Krieg gekostet hätte, folgendermaßen aufgeteilt werden: 50% als Hilfe für die Armen Brasiliens, denn der brasilianische Präsident hat schon mit einem riesigen Haushaltsdefizit zu kämpfen; zudem ist der Autor dieser praktischen Anleitung selber Brasilianer. 40 % an Afrika 9 % Prozent an Europa, das ins Wanken geraten, aber nicht umgefallen ist - zumindest bis zu dem Tag, an dem ich dies schreibe. 1 % für das Verfassen einer schönen, gebundenen Tony-Blair-Biographie, inklusive Übersetzung in 40 Sprachen, mit hübschen Fotos. Darin sollte stehen, was für ein großer Politiker er ist und was für ein intelligenter, charismatischer, gutaussehender, charmanter Mann. Das sollte reichen, ihn in seinem Eckchen zufrieden zu stellen, weil damit all seine Qualitäten offiziell gewürdigt würden. Übrigens: Wenn wir vom Krieg sprechen, sollten wir nicht verallgemeinern, indem wir sagen: "Die Amerikaner wollen den Irak angreifen." Wir haben schon einmal diesen Fehler gemacht, als wir sagten: "Die Serben sind Schlächter", "Die Brasilianer sind faul" oder "Die Iraner sind Fundamentalisten!. Den Irak angreifen wollen die Politiker um Herrn George W. Bush, die Ex-Mitarbeiter des bankrotten Energieunternehmens Enron & Co. Das amerikanischen Volk hingegen sieht ganz klar, was gespielt wird. So wie es ihm gelungen ist, den Vietnamkrieg zu stoppen, gelingt es ihm vielleicht auch, Bush's Leibarzt dazu zu bringen, seinem Patienten ein Beruhigungsmittel zu verschreiben - und diesen Albtraum zu beenden. Quelle: das-gibts-doch-nicht.de