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von Shulamit Aloni Frau Aloni ist Mitglied der israelischen Meretz-Partei. Sie war früher Ministerin in Israel, zudem Mitglied der Knesset. Nein, wir betreiben keine Gaskammern und keine Krematorien. Aber wer sagt denn, dass ein Genozid immer nach dem gleichen Muster ablaufen muss? Dr. Ya'akov Lazovik schreibt ('Academic Genocide', ein Artikel in der Ha'aretz vom 4. März), in einem Staat wie Israel sei es undenkbar, dass das Regime, die Nation, einen Genozid plant u. durchführt. Spricht aus seiner Aussage Naivität oder Selbstgerechtigkeit - schwer zu sagen. Wir alle wissen, für Mord gibt es nicht nur eine einzige, ganz bestimmte Methode - nicht mal, wenn es sich um Genozid handelt. So schreibt der Autor Y.L. Peretz von der "selbstgerechten Katze", die kein Blut vergießt, weil sie all ihre Opfer erwürgt. Die Regierung Israels hingegen - indem sie das Militär u. dessen Zerstörungspotentiale zum Einsatz bringt -, vergießt Blut u. erwürgt gleichzeitig. Oder wie anders nennt man das, wenn jemand eine 1-Tonnen-Bombe über dichtbesiedeltem städtischem Gebiet abwirft u. als Rechtfertigung anführt, wir wollten doch einen gefährlichen Terroristen und seine Frau zur Strecke bringen? Der Rest der getöteten und verletzten Bürger zählt natürlich nicht - Kinder u. Frauen darunter. Oder wie ist Folgendes zu erklären: Da werden in einer Regennacht um 3 Uhr morgens Bürger aus ihren Häusern geholt, dann verlegt man in ihren Häusern Bomben, verschwindet ohne Warnung, und als die Vertriebenen in ihre Häuser zurückkehren, werden die Bomben aktiviert. Das ist doch brutaler Mord - zudem Zerstörung von Eigentum. Und was bringen sie als Rechtfertigung vor für das, was in Dschenin geschah? Wir haben doch nicht das ganze Viertel in die Luft gesprengt, lediglich 85 Häuser; kein Massaker, nur etwa 50 Bürger haben wir getötet. Wieviele Menschen muss jemand eigentlich töten und wieviel Zerstörung verursachen, bevor man von einem Verbrechen spricht - von einem Verbrechen gegen die Menschlichkeit gemäß den Gesetzen des Staates Israel (und nicht nur gemäß belgischem Gesetz)? Noch ein Beispiel: Eine ganze Stadt (Hebron) wird abgeriegelt, eine ganze Stadt erhält Ausgangssperre, nur damit ein paar Zelebranten dieser rassistischen (Siedler-)Bande von Hebron zur Höhle der Vorväter (Grab der Patriarchen) marschieren können. Marktstände mit Obst u. Gemüse werden von Panzern zerstört, Bulldozer reißen ganze Häuser ab, u. ein paar Generäle in ihrer arroganten Hybris sind sogar noch geneigt, das ganze Stadtviertel abzureißen, und das alles nur für ein paar jüdische Siedler-Hooligans. Ausgangssperren, Abriegelungen, Brutalität, Mord, die Zerstörung von Verdächtigen-Häusern - und trotz allem beschwören wir weiterhin papageienhaft jenen Satz: eine Person ist unschuldig bis zum Beweis des Gegenteils (zumindest wenn es sich um unsern Premier u. seine Söhne handelt). Der Befehl, den Ariel Scharon damals an die Soldaten auf ihrem Weg zur Rachemission in Qibiah* ausgab: "Bringt maximale Verluste an Leben und Eigentum bei" - er blieb bis heute unvergessen. Die drei Generäle - Scharon, Mofaz u. Yaalon - die unsere Regierungspolitik lenken, führen sich auf wie jene selbstgerechte Katze: strangulieren - alles wird abgewürgt. Eine Ausgangssperre folgt auf die nächste, Verhaftungen, immer noch mehr Verhaftungen. Man zerstört Straßen, und an den Straßensperren misshandelt man die Einwohner. Und wie sagte doch Benny Alon (Minister der derzeitigen Regierung): man solle "ihnen das Leben so bitter machen, dass sie sich freiwillig selbst transferieren". Das alles geschieht auf tagtäglicher Basis - hinzu kommen jene Zerstörungen, die unser Oberster Stabschef Yaalon als "Zerstörung für den Wiederaufbau" bezeichnet hat. Aus seinen Taten ist abzuleiten, was er unter "Wiederaufbau" versteht: den Bau immer neuer (jüdischer) Siedlungen. Das Militär will vermeiden, sich als Militärverwaltung um die Belange der Einwohner kümmern zu müssen, also machen sie nur einen Ausfall u. ziehen sich dann gleich wieder zurück. Sie fallen in ein Dorf ein, töten, zerstören, verhaften ein paar Leute u. ziehen sich dann wieder zurück. Diejenigen die zurückbleiben - in der Asche der Ruinen - müssen sehen, wo sie bleiben. Vielen unserer Kinder bringen sie in den Religionsschulen indoktrinativ bei, die Araber seien die Amalekiter - und Amalek, so lehrt uns ja die Bibel, muss zerstört werden. Schon gibt es einen Rabbi (Israel Hess), der in der Zeitung der Bar-Ilan-Universität schreibt, wir sollten alle zum Mittel des Genozids greifen, denn seine Forschung hätte ergeben, die Palästinenser sind die alten Amalekiter. Nichtsdestotrotz plant unsere Nation nicht den Genozid. Unsere Nation interessiert sich überhaupt nicht dafür, was in den 'Gebieten' vor sich geht. Alles was die Nation tut, ist die Befehle der legitimierten Repräsentanten unseres Regimes zu befolgen. Aber seit jener legitimierte Premierminister, der den Frieden bringen wollte, ermordet wurde, sitzt der Finger am Abzug locker, herrscht ungezügelte Raffgier u. findet sich stets ein Grund, eine Zehn- oder Hunderttausend-Einwohner-Stadt samt all ihrer Bewohner zu terrorisieren. Schließlich stehen immer ein paar Einwohner auf der "Gesuchtenliste". Und ein einzelner Gesuchter reicht, um - irrtümlicherweise natürlich - Frauen, Kinder, Arbeiter u. andere Menschen (falls man sie tatsächlich noch als 'Menschen' bezeichnet) zu bombardieren u. zu killen. Aber wir, die Selbstgerechten, selbstverliebt in unsere eigene "jüdische Ethik", geben anschließend damit an, wie fantastisch sich unsere Ärzte in den Kliniken um die palästinensischen Opfer kümmern. Um was wir hingegen weit weniger Wirbel machen, ist die Tatsache, dass viele der Opfer kaltblütig in ihren eigenen vier Wänden exekutiert wurden. Nein, noch handelt es sich nicht um einen Genozid jener einzigartig-schockierenden Art, dem damals wir zum Opfer fielen. Einer der schlauen Generäle sagte mir, wir besäßen doch keine Gaskammern und Krematorien. Heißt das im Umkehrschluss, alles, was eine Ebene darunter verläuft, verträgt sich mit jüdischer Ethik? Hat der General je von einem Volk gehört, das in seiner Gesamtheit behauptete, es habe nicht gewusst, was in seinem Namen geschah? Anmerkung d. Übersetzerin *1953, also genau vor 50 Jahren, war Ariel Scharon Kommandeur einer israelischen Einheit, die im jordanischen Dorf Qibiah rund 70 Zivilisten massakrierte. Übersetzt von: Andrea Noll Orginalartikel: "Under cover of righteousness" ZNet 08.03.2003
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