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Söldner: Töten ist ihr Geschäft

Überführte Verbrecher aus den Diktaturen Südafrikas und Chiles kämpfen im Irak als Söldner für die USA.

Von Gustavo González (IPS)

Ehemalige Angehörige der chilenischen Armee, die für US-Söldnerfirmen in Irak tätig sind, gelten als potentielles Ziel militanter Widerstandskämpfer. Dies verlautet aus den Kreisen, die für die Ermordung von vier Angehörigen eines der "US-Sicherheitsunternehmen" in Falludscha Ende März verantwortlich sind. Die vier US-Amerikaner, deren Leichen von einer wütenden Menschenmenge durch die Straßen geschleift wurden, arbeiteten für die US-Söldnertruppe Blackwater, die den US-amerikanischen Besatzern im Irak zur Seite steht. Und eben für Blackwater sind auch 122 ehemalige chilenische Militärangehörige tätig. Ihre Präsenz im besetzten Zweistromland stößt jedoch auf Verärgerung bei der chilenischen Regierung, die sich als nichtständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat gegen den Irak-Einsatz ausgesprochen hatte.

Die chilenischen Sicherheitskräfte wurden im vergangenen Oktober über Annoncen durch lokale Vertreter von Blackwater in Chile angeheuert. Presseberichten zufolge arbeiten sie direkt oder indirekt für den amerikanischen Geheimdienst CIA. Bei den 122 Söldnern handelt es sich um ehemalige Soldaten, die im Zuge einer politischen Säuberungskampagne nach dem Ende der faschistischen Gewaltherrschaft von General Augusto Pinochet (1973-90) aus dem aktiven Dienst entfernt worden waren. Insgesamt wurden seit Beginn der Irak-Invasion 15 000 Söldnern eingesetzt.

Blackwater, mit Sitz im US-Bundesstaat North Carolina, ist eines von 25 privaten Sicherheitsunternehmen, die von den lukrativen Verträgen mit der führenden Besatzungsmacht profitieren. Für diesen Posten geben die USA jeden Monat durchschnittlich vier Milliarden US-Dollar aus. Die Firma wurde von ehemaligen Marines und "Green Berets", einer Spezialeinheit der US-Armee, gegründet und hat aktuell rund 3 000 Mann in Irak stationiert. Rund 18 000 Dollar für einen sechsmonatigen Einsatz versprach die Anzeige der US-Firma, die im Oktober von der sogenannten "Grupo Téctico", der lokalen Vertretung von Blackwater, in der chilenischen Tageszeitung El Mercurio erschien. Gesucht wurden ehemalige Militärangehörige mit Englischkenntnissen. Es meldeten sich mehr als 400 chilenische Marines und ehemalige Angehörige der "Black Berets" - eine Sondereinheit der chilenischen Armee, die in den letzten Jahren, zum Teil aufgrund ihrer politischen Vergangenheit während der Diktatur von Augusto Pinochet, in den Ruhestand versetzt worden waren. Dem Leiter des chilenischen Rekrutierungsbüros, José Miguel Pizarro, wiederum werden Kontakte zum US-Geheimdienst CIA nachgesagt. Eine Vorauswahl an Söldnern fand in San Bernardo, südlich der Hauptstadt Santiago, statt - zum Ärger des chilenischen Verteidigungsministeriums, das Ermittlungen zu einer möglichen Umgehung des chilenischen Kriegswaffenkontrollgesetzes aufnahm. Die 122 verbliebenen Soldaten wurden später in das Blackwater-Trainingscamp nach North Carolina (USA) und dann über Kuwait nach Irak entsandt.

Der Präsident von Blackwater, Gary Jackson, erklärte in einem Interview gegenüber der chilenischen Tageszeitung La Tercera, das Angebot der US-Regierung über die Bereitstellung von Sicherheitsdiensten im Irak sei für sein Unternehmen ein "phantastisches Geschäft". Ausbildungsleiter Jim Sierawski hob die Vorzüge der ehemaligen chilenischen Armeeangehörigen hervor. Sie verfügten über eine Ausbildung, die sie für ein breites Einsatzgebiet qualifiziere, so der Paramilitär.

Nach Presseberichten setzen die USA nicht nur ehemalige Soldaten des chilenischen Diktators Pinochet ein, sondern beschäftigen auch Militärs des ehemaligen Apartheid-Regimes in Südafrika. Ihre Zahl wird auf rund 1 500 geschätzt. Sie stellen damit eines der größten Söldnerkontingente der amerikanischen Besatzungsmacht im Irak.

Quelle: junge Welt vom 15.04.2004