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Stoppt Gabriels geplantes Agrarenergieabkommen mit Brasilien

Produktion von Ethanol-Treibstoff zerstört die Umwelt Brasiliens

Die Brasilienreise des deutschen Bundesumweltministers Sigmar Gabriels scheint zum Fiasko zu werden: für ihn! Denn nun hat sich auch die katholische Kirche Brasiliens massiv gegen ihn gestellt. Denn ihrer Meinung nach zerstört die Ethanol-Produktion definitiv die Umwelt in Brasilien.

Die jüngsten Aussagen von Sigmar Gabriel und seiner Amtskollegin in Brasilia zur Produktion des Agro-Treibstoffs Ethanol aus Zuckerrohr sind "vollständig falsch", so das vernichtende Urteil des Generalsekretärs der "Kommission für Landseelsorge" (CPT), Antonio Canuto im Gespräch mit der katholischen Nachrichtenagentur KNA in Goiania am 30. April. Antonio Canuto: die Herstellung von Ethanol zerstöre die Umwelt in der Amazonas-Region und vermindere die Lebensmittelproduktion. Der CPT-Generalsekräter bezichtigt Marina Silva konkret der Lüge. Wenn Brasiliens Umweltministerin Marina Silva ihrem deutschen Amtskollegen Sigmar Gabriel erkläre, dass die Ethanolerzeugung weder zu Lasten des Regenwaldes noch der Nahrungsmittelherstellung gehe, sage sie nicht die Wahrheit.

Antonio Canuto weist auch die Äußerung Gabriels zurück, wonach Brasilien die Richtlinien für Nachhaltigkeit beim Export von Agro-Treibstoffen bereits jetzt erfülle. Schon der massive Einsatz von "Sklavenarbeitern" bei der Ethanolerzeugung belege, dass von Nachhaltigkeit keine Rede sein könne, so Canuto.

Ins gleiche Horn bläst die Stellungnahme des Umweltexperten der Brasilianischen Bischofskonferenz (CNBB), Roberto Malvezzi: Anders als von Gabriel behauptet, werde dabei in Brasilien das Prinzip der Nachhaltigkeit überhaupt nicht beachtet, sagte Malvezzi vergangenen Mittwoch der KNA. Für Malvezzi sind Zuckerrohrplantagen eine der umweltschädlichsten Monokulturen überhaupt. Immer mehr Regenwald werde für zusätzliche Plantagen abgeholzt, auf denen zudem die Arbeiter unter sklavereiähnlichen Bedingungen ausgebeutet würden. Und dass der von Brasilia geförderte Ethanol-Boom der Nahrungsmittelproduktion schade, sei längst nachgewiesen, sagte Malvezzi. In Brasiliens größter Stadt Sao Paulo waren innerhalb eines Jahres allein die Bohnenpreise um 168 Prozent gestiegen. Auch andere Lebensmittel haben sich stark verteuert.

Laut Malvezzi zerstöre die Zuckerrohrethanolproduktion nicht nur Amazonien, sondern auch die Savannenregionen und das Pantanal, das tierreichste Feuchtgebiet der Erde. Im wasserarmen Nordosten würden für die Herstellung von einem Liter Ethanol-Kraftstoff aus Zuckerrohr insgesamt 3.600 Liter Wasser benötigt, so der Umweltexperte.

Und für die TAZ berichtete Gerhard Dilger vergangenen Samstag aus Brasilien: Im Hinterland von São Paulo sei das Zuckerrohr "in die Region der Früchte eingefallen", sagt Antonio Garcia aus Guariba, "man findet nur noch wenige Apfelsinen, Guaven, Zwiebeln, Knoblauch oder Kartoffeln". Seit 1990 wurde die Zuckerrohranbaufläche in ganz Brasilien um über 50 Prozent ausgeweitet, auf mittlerweile 70.000 Quadratkilometer. Setze sich diese Entwicklung fort, werde Brasilien eines Tages sogar Bohnen, Reis und Maniok importieren müssen, fürchtet der katholische Priester, der seit 20 Jahren zugewanderte Zuckerrohrschneider betreut und juristisch berät.

Auch die Versprechungen, von der Agrodieselproduktion würden Kleinbauern profitieren, waren nur leere Versprechungen. „Der meiste Agrodiesel wird aus Sojabohnen hergestellt”, so Dilger. “Die Monokulturen Soja und Zuckerrohr bedrohen vor allem die ökologisch wertvolle Cerrado-Savanne und verdrängen vielerorts die Viehzucht nach Amazonien.“

Laut aktuellen Zahlen des Forschungsinstituts Imazon hat sich die Abholzung des Amazonasregenwaldes wieder beschleunigt. Von Januar bis März wurden in den Biodiesel produzierenden Süd- und Südostamazonischen Bundesstaaten Mato Grosso und Pará - trotz der Regenzeit – rund 214 Quadratkilometer Regenwald abgeholzt, 3-mal so viel wie im ersten Jahresquartal 2007.

Rettet den Regenwald fordert: Keine Bioenergieimporte aus Brasilien! Stoppt das deutschbrasilianische Energieabkommen noch bevor es unterzeichnet ist. Frau Merkel: Ethanol aus Brasilien ist umweltschädlich! Verweigern sie dem geplanten Abkommen die Unterschrift! Wer den Vorsitz der Biodiversitätskonferenz ernst nehmen will, muss Ethanol und andere Agrarenergien aus Brasilien und anderen tropischen Staaten STRIKT ablehnen!

Quelle: Pressemitteilung von Rettet den Regenwald e. V.