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Transgener Pollen fliegt Rekordstrecken

Der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen könnte weiterreichende Auswirkungen auf Kulturpflanzen in der Umgebung haben, als bislang angenommen.

Wer gentechnisch veränderte Kulturpflanzen anbaut soll nach der Novelle des deutschen Gentechnikgesetzes für die mögliche Ausbreitung des Pollens auf herkömmliche Kulturpflanzen haften. Jetzt haben Forscher gemessen, wie weit die Pollenkörner mit dem Wind in die Umgebung getragen werden können. Resistenz gegen Pflanzengifte

Im US-Bundesstaat Oregon wurde gentechnisch verändertes Straußgras angebaut. Die Pflanzen der Art Agrostis stolonifera können mithilfe ihres veränderten Erbguts verschiedenen Pflanzengiften widerstehen. Wie Forscher um Lidia Watrud von der US-amerikanischen Environmental Protection Agency jetzt im Magazin "Proceedings of the National Academy of Sciences" berichten, kann ihr Pollen mit dem Wind über 20 Kilometer weit transportiert werden. Eine solche Entfernung ist bislang bei gentechnisch veränderten Pflanzen nicht nachgewiesen worden.

Die Wissenschaftler sammelten in der Umgebung der Anbaufläche Samen von natürlich dort vorkommenden Gräsern und eigens für die Versuche aufgestellten "Wächterpflanzen". Sie zogen daraus Keimlinge, die sie anschließend auf das Resistenzgen der gentechnisch veränderten Anbaupflanzen gegen die Pflanzengifte untersuchten.

Langstrecken-Genfluss

Der größte Teil des Pollens sei in wenigen Kilometern Umkreis um die Anbaufläche geblieben, berichten die Forscher. Doch in natürlichen Pflanzen in bis zu 14 Kilometern Entfernung von der Anbaufläche und Wächterpflanzen in bis zu 21 Kilometern Entfernung seien Spuren der Erbinformation nachgewiesen worden, die von den gentechnisch veränderten Pflanzen stammen mussten. Ein Teil der gezogenen Keimlinge war wie die gentechnisch veränderten Pflanzen resistent gegen Pflanzengifte geworden.

Die resistente Art wurde als Rasensorte für Golfplätze erzeugt. Ihr Pollen kann auch andere Arten der Gattung Agrostis befruchten und dabei künstlich eingefügte Erbinformationen übertragen, schließen die Forscher. Der Nachweis dieses so genannten Genflusses über Entfernungen von mehr als zwanzig Kilometern zeige, wie groß das Risiko der unerwünschten Ausbreitung künstlich eingefügter Eigenschaften beim Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen ist.

Quelle: www.netzeitung.de