
mf. Wussten Sie, dass mehrere gentechnisch veränderte Lebensmittel in Amerika schwere Krankheiten verursachten? Oder dass Beamte der amerikanischen Food- and Drugadministration (FDA), welche für die Zulassung und Sicherheitsgarantie für gentechnisch veränderte Lebensmittel zuständig ist, öffentlich protestierten, dass sie von den Agro- und Pharmakonzernen unter Druck gesetzt wurden? Oder dass der für die Gesetze und Zulassungsverfahren von gentechnisch veränderten Nahrungsmitteln zuständige Jurist der ehemalige Anwalt von Monsanto ist? Oder haben Sie gewusst, dass in England gentechnisch veränderte Lebensmittel zugelassen wurden und die Blair-Regierung gleichzeitig eine geheime Studie in Auftrag gab, über Cumulus-Karten und Krankenversicherer zu untersuchen, ob die Bevölkerung durch die neuen Lebensmittel krank wird? Oder haben Sie je davon gelesen, dass die Ärztegesellschaft von England festgestellt hat, dass die Allergien gegen Soja mit der Einfuhr von gentechnisch verändertem Soja um 50% zunahmen? Die Lektüre des Buches «Trojanische Saaten. GenManipulierte Nahrung - GenManipulierter Mensch» ist Naturwissenschaftern, Ärzten, Müttern und allen an gesunder Nahrung interessierten Menschen dringend zu empfehlen. Das Buch trägt in einer sehr verständlichen Sprache Fakten, Skandale und den heutigen Wissensstand über die Gentechnologie in Lebensmitteln in Amerika und England zusammen. Der Autor, Jeffrey M. Smith, ist ein fundierter Kenner der Gentechnik-Konzerne und ihrer schäbigen Tricks und bringt in seinem sehr reichhaltigen Buch Fakten an den Tag, die hier in Europa gänzlich unbekannt sind oder höchstens am Rande wahrgenommen wurden.
Rückruf von Genmais wegen lebensbedrohender Allergien
Im Jahr 2000 musste Taco Bells ihre Tortillas und Chips zurückrufen, weil sie statt den für menschlichen Verzehr zugelassenen (gentechnisch veränderten) Mais, gentechnisch veränderten Futtermais enthielten. Aber wie entdeckte man, dass sich in diesen und in mehr als 300 weiteren Lebensmitteln, dieser für den menschlichen Verzehr nicht zugelassene gentechnisch veränderte Mais befand? Weil mehrere Menschen, welche solche Tortillas oder Chips gegessen hatten, mit einem lebensbedrohenden anaphylaktischem Schock in Spitäler eingeliefert wurden! Falsch deklariertes Saatgut
In der genauen und mit Quellen belegten Recherche über die Hintergründe liegt die Stärke des Autors: Mit vielen Details deckt er auf, wie es der Hersteller von diesem Mais - es handelte sich um den Mais StarLink des Schweizer Pharmakonzerns Aventis - unterliess, die Bauern darüber zu informieren, dass der Mais nicht für die Nahrungsmittelproduktion zugelassen ist. Ein Teil der Packungen des an die Bauern ausgelieferten StarLink-Saatgutes war sogar mit dem Vermerk «für den menschlichen Verzehr zugelassen» falsch deklariert. Nachdem die Lebensmittel zurückgezogen werden mussten, sah sich Aventis mit Millionen-Klagen konfrontiert.
Der Autor des Buches schildert nun ein immer wiederkehrendes Muster: Die für die Lebensmittelsicherheit zuständige US-Behörde (FDA) ist parteiisch. Statt auf der Grundlage von wissenschaftlichen Untersuchungen die Gefährlichkeit von Lebensmitteln für die Menschen zu beurteilen, lässt sie sich von den Interessen der Agro- und Pharmakonzerne vereinnahmen. Auch im Falle von StarLink hat diese Behörde im Interesse von Aventis gehandelt. So sollte die Behörde untersuchen, ob dieser Futtermais die Ursache für die schweren allergischen Schockzustände war. Es dauerte über Gebühr lange, bis sie eine Studie überhaupt nur in die Wege leitete, und dann war diese so schlecht gemacht, dass namhafte Wissenschafter sie nicht gelten liessen. (Die Hauptkritik lag darin, dass die Behörde nicht das Allergiepotential des im StarLink-Mais künstlich erzeugten Eiweiss testete, sondern ein von Aventis aus Bakterien gewonnenes Eiweiss-Double). Die Behörde kam in ihrer Studie zum Schluss, dass der StarLink-Mais nicht die Ursache der Allergie sein kann und ersparte damit Aventis weitere juristische Unannehmlichkeiten. Und dies, obwohl sich ein von einem allergischen Schock Betroffener bereit erklärte, als Testperson noch einmal eine verseuchte Tortilla zu essen. Mit einem Ausschlag und rasch steigendem Blutdruck musste er erneut ins Spital eingeliefert werden.
Gesundheitliche Probleme durch Gentechfood
Der StarLink-Mais ist nur einer von weiteren im Buch beschriebenen Fällen, in denen erwiesenermassen ein direkter Zusammenhang zwischen gentechnisch veränderten Nahrungsmitteln und schweren gesundheitlichen Problemen (nicht allein Allergien!) bis hin zu Todesfällen besteht. Dieses Buch müsste deshalb auch die Ärzte interessieren, weil auch immunologische Probleme, Erlahmen, Sehstörungen, Kopfschmerzen und Krebs im Zusammenhang mit gentechnisch veränderten Nahrungsmitteln und Zusatzstoffen festgestellt werden. Ganz neu überdacht werden muss auch die gängige Vorstellung, dass ein Gen in einem anderen Organismus gleichartig funktioniert und dasselbe Eiweiss produziert. In einer auch für Nichtwissenschafter verständlichen Sprache erklärt der Autor die Vorgänge in einer gentechnisch veränderten Zelle. Nahrungsmittelsicherheit steht auf dem Spiel
Der Autor zeigt sehr ausführlich auf, wie die Agro- und Pharmagrosskonzerne auf Kosten der Nahrungsmittelsicherheit ihre Interessen durchsetzen, weil sie politische Unterstützung haben. So gibt es etliche, namentlich aufgeführte Beamte im Landwirtschaftsministerium und dem FDA sowie politische Berater, die zuvor bei Monsanto gearbeitet haben. Monsanto, der weltweit grösste Agrokonzern, Marktleader für gentechnisch verändertes Saatgut und die dazu passenden Insekten- und Unkrautvertilger, übt einen immensen Einfluss auf die US-amerikanische Politik aus. Es war der ehemalige Anwalt von Monsanto, Michael Taylor, der 1991 in die Bundesbehörde wechselte und dort die gesetzlichen Regelungen für gentechnisch veränderte Nahrungsmittel implementierte. Taylor setzte durch, dass kein Unterschied gemacht werden darf zwischen konventionellen (gentechnikfreien) Lebensmitteln und den gentechnisch veränderten, weil gentechnisch veränderte Lebensmittel sicher seien. Selbst das Anbringen des Packungsvermerks «nicht gentechnisch verändert» ist demnach verboten, weil es einen Unterschied zwischen den Lebensmitteln suggeriere. Sicherheitstests nicht obligatorisch
Aus demselben Grund werden beim Zulassungsverfahren durch die FDA auch keine Tests der gentechnisch veränderten Lebensmittel verlangt. Es obliegt dem Hersteller, Tests zu machen. Diese müssen weder einem wissenschaftlichen noch einem gesetzlichen Standard genügen, noch werden die Resultate von der Behörde überprüft. Dies gilt übrigens für alle Zulassungsverfahren von gentechnisch veränderten Lebensmitteln (also auch in der EU und der Schweiz!). Man stelle sich vor: In Amerika gab es Todesfälle und schwerste Erkrankungen auf Grund gentechnisch veränderter Lebensmittel, und die für die Lebensmittelsicherheit zuständige Behörde verlangt trotzdem keinen Sicherheitsnachweis - wie man dies etwa bei der Zulassung von Medikamenten kennt! Kritische Stimmen sollen schweigen
Aber der Einfluss der Agro- und Pharmaindustrie begrenzt sich nicht nur auf die Politik. Wiederum detailreich werden die Kam-pagnen nachgezeichnet, die gegen unliebsame Naturwissenschafter und Journalisten geführt werden. Wissenschafter werden als unqualifiziert oder als unfähig diffamiert, Journalisten werden eingeklagt, so dass keine Zeitung und kein Fernsehsender sie mehr einstellen mag. Bestens bezahlte Gruppierungen (zum Beispiel Diary Coalition und International Food Information Council) mit Wissenschaftern und Medienschaffenden wurden gegründet, die Veröffentlichungen überwachen, um jede kritische Stimme oder Untersuchung möglichst schon im Keim zu ersticken. Rufmordkampagne gegen angesehene Forscher
Wie eine solche Kampagne aussehen kann, beschreibt der Autor anhand eines Falles aus dem Jahre 1998 aus England. Dort hat der bis dahin namhafte Nahrungsmittelforscher Arpad Pusztai öffentlich von der Zulassung gentechnisch veränderter Lebensmittel abgeraten, weil dies einem Menschenversuch gleichkomme. Gemäss Smith gibt es Hinweise, dass die darauf eingeleitete staatliche Gegenreaktion in direktem Zusammenhang mit einem Telefonat von Clinton und Tony Blair stehen könnte, zumal zeitgleich auch die Zulassung von gentechnisch veränderten Lebensmitteln in der EU zur Debatte stand. Pusztai wurde entlassen, sein Ruf ruiniert, seine Forschungsergebnisse konfisziert. Der Forscher wurde mit einem Redeverbot belegt, die öffentliche Untersuchung des Falles manipuliert, und staatliche Forschungsstellen gaben Gegengutachten zu den Forschungsergebnissen von Pusztai heraus. Wie sich später herausstellte, haben mehrere Minister die Kampagne gegen den Forscher organisiert. Gleichzeitig warben sie im Fernsehen und in Zeitungsinterviews für die gentechnisch veränderten Lebensmittel. Der Rufmord wirkt übrigens bis heute: Pusztai wird auch bei der zuständigen Stelle des Bundesamtes für Gesundheit als nicht glaubhafter und in der Gentechnik unerfahrener Forscher hingestellt. Genreis der ETH Zürich liefert Argumente für Gentechnologie
Im Buch von Jeffrey M. Smith sind viele empörende Details zu finden, die sehr zu denken geben, eines davon betrifft die Schweiz direkt: Die ETH Zürich hat den sogenannten Golden Rice entwickelt, einen gentechnisch veränderten Reis, der Vitamin A produziert und bei Mangelernährung vor Erblindung schützen soll. Nur am Rande erwähnt der Autor, dass die Entwicklung dieses Reises von der Rockefeller Foundation finanziert wurde. Dieser Reis ist aber erstens teurer als Gemüsesamen oder eine Vitamin-A-Pille, und zweitens müsste täglich pfundweise davon gegessen werden, um den Tagesbedarf an Vitamin A abzudecken. Der Autor vermutet deshalb, dass der Golden Rice vor allem als Werbeträger für gentechnisch veränderte Nahrungsmittel genutzt wird. Der Golden Rice wird in jedem Lehrbuch als positives Beispiel der Gentechnologie angeführt. Verflechtungen in der Schweiz und der EU
Die Menschen wollen gesunde Nahrung. Die Agro- und Pharmakonzerne sind an grossen Gewinnen und an Nahrungsmittelabhängigkeit interessiert. Diesen unüberbrückbaren Interessenkonflikt zeigt das Buch sehr deutlich auf. Für den EU-Raum, für Osteuropa und die Schweiz müssen noch mutige Autoren gefunden werden, welche die personellen und finanziellen Verflechtungen von Industrie und Politik aufzeigen. Freihandelsabkommen mit den USA öffnet Tür für Gentechfood
Derzeit verhandelt die Schweiz mit den USA über ein Freihandelsabkommen, bei dem unter anderem die in den USA zugelassenen Lebensmittel ungeprüft auch in der Schweiz bewilligt werden müssten. Nach der Lektüre des Buches «Trojanische Saaten» kann man ein solches Ansinnen nur ablehnen. Dem Schutz der nationalen Landwirtschaft und der eigenen natürlichen Sorten muss im Interesse der Bevölkerung oberste Priorität eingeräumt werden. Jeffrey M. Smith, Trojanische Saaten. GenMani-pulierte Nahrung - GenManipulierter Mensch. München 2003«Mehrere FDA-Mitarbeiter und leitende Angestellte der Pharmaindustrie wurden wegen Korruption, Betrügereien und ähnlicher Vorwürfe im Zusammenhang mit Bestechungen, die zwischen 1989 und 1992 stattfanden, verurteilt.» (Seite 141)
«Im Sommer 1989 erwischte es Janet O'Brien aus Kalifornien. In der schlimmsten Zeit waren die Schmerzen so heftig, dass sie es Ðkaum aushalten konnte, berührt zu werdenð. Sie berichtet: ÐIch verlor ungefähr 60 Prozent meiner Haare, hatte keine Energie und schlief die meiste Zeit. Verschiedentlich hatte ich Geschwüre im Mund, mir war übel, ich war kurzatmig, hatte schwere Muskelkrämpfe, juckende und schmerzhafte Ausschläge am ganzen Körper, Ödeme (geschwollene Arme und Beine), Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Probleme, mit der Hand zu schreiben, Gleichgewichtsstörungen, Darmreizungen, ich verlor Gewicht und konnte nicht mehr richtig sehen, um nur einige Symptome zu nennen!ð»
(Seite 150f.)
Sterbende Hühner
«Am 27. April 2003 meldete BBC News: Es hat sich herausgestellt, dass Sicherheitstests, die an gentechnisch verändertem Mais durchgeführt wurden, der gegenwärtig in Grossbritannien wächst, fehlerhaft waren. Die Maiskörner der Sorte T-25 GM wurden in Laborexperimenten an Hühnern getestet. Während der Tests starben von den mit TM-25-GM-Mais gefütterten Hühnern doppelt so viele wie in der Vergleichsgruppe, die mit konventionellem Mais gefüttert wurde. Diese Forschungsergebnisse sind offenbar übersehen worden, als die Maissorte 1996 ihre Marktzulassung erhielt. Unter dem Namen Chardon LL wurde diese Maissorte als erste gentechnisch veränderte Nutzpflanze von der britischen Regierung am 10. März 2004 für den kommerziellen Anbau zugelassen.» (Seite 249)
«Sogar der Präsident der Rockefeller Foundation, die die Entwicklung von Golden Rice finanziert hat, war der Meinung, dass Ðdie Werbung für Golden Rice zu weit gegangen istð und eine Irreführung der Öffentlichkeit und der Medien darstellt.
Er fügte hinzu: ÐWir sind nicht der Ansicht, dass Golden Rice die Probleme des Vitamin-A-Mangels löst.ð» (Seite 286)
Quelle : Zeit-Fragen Nr.2 vom 9.1.2006
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