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Warum Richard Perle an Joseph Goebbels erinnert

Richard Perle, 61, amerikanischer Autor, neokonservativer Ex-Berater des US-Verteidigungsministers und rühriger Vorkämpfer des Irak-Kriegs, musste sich in der September-Ausgabe des amerikanischen Gesellschaftsblatts "Vanity Fair" einen bösen Vergleich gefallen lassen.

Die Redaktion druckte in ihrem Leserbriefteil ein Foto Perles, das sie bereits in ihrer Juli-Ausgabe veröffentlicht hatte, und stellte daneben ein Foto, das Hitlers Propagandaminister Joseph Goebbels ("Wollt ihr den totalen Krieg?") zeigt, dazu die Bildunterschrift "Bei Geburt getrennt?".

Mit der Konfrontation kam "Vanity Fair" dem Einfall des Lesers Art Dudley nach, bei dem es bei der Erstveröffentlichung der Perle-Aufnahme "geklingelt hatte: Ich wusste, ich hatte diese Pose schon einmal gesehen".

Dudley war fündig geworden: Goebbels, fotografiert von Alfred Eisenstaedt. "Dieselbe Arroganz, dieselbe Boshaftigkeit, dieselbe Rundumgruseligkeit." Perle, so Leser Dudley, sei nicht der "erste Regierungsbeamte, der Täuschung und Angstmacherei dazu nutzt, einer ganzen Nation, der ganzen Welt eine extremistische, irrationale und letztlich gewalttätige Sichtweise aufzudrängen".

Zum Schluss entschuldigt sich Dudley vorsorglich für den Fall, dass er der "soundsovielte Leser ist, der die Ähnlichkeit der Fotos bemerkt hat".

Quelle: DER SPIEGEL 35/2003 http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,262640,00.html