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Ulrich Dewald
Videospiele mit Gewalt und Aggression senken die Sensibilität gegenüber realer Gewalt. Das haben amerikanische Psychologen in Tests an mehr als 250 Studenten nachgewiesen, die sie mit authentischen Bildern von Streitereien, Schießereien oder Kämpfen konfrontierten. Bei Probanden, die sich zuvor zwanzig Minuten lang mit einem Gewaltvideospiel beschäftigt hatten, fielen typische Stressreaktionen wie Herzklopfen oder Schwitzen deutlich geringer aus.
Für ihre Studie untersuchten die Wissenschaftler zunächst bei den 124 männlichen und 133 weiblichen Probanden die physiologischen Basisdaten wie Herzschlag und elektrischer Widerstand der Haut. Dann hatte ein zufällig ausgewählter Teil der Teilnehmer zwanzig Minuten lang ein Videospiel mit gewalttätigem Inhalt zu spielen, während sich die anderen mit einem Spiel ohne Gewalt beschäftigten. Anschließend zeigten die Forscher den Probanden ein zehnminütiges Video mit Polizeibildern, Szenen aus Gerichtsälen, Schießereien und Kämpfen und maßen gleichzeitig den Herzschlag und die Stressreaktionen auf der Haut.
Diese Bilder realer Gewalt führten bei den Probanden nach dem aggressiven Spielen zu deutlich geringeren Reaktionen als bei den Studienteilnehmern, die ein harmloses Spiel gespielt hatten, ergab die Auswertung. Die Gewaltvideospiele führten dazu, dass sich die Nutzer an Gewalttätigkeit gewöhnten und daher weniger auf solche Bilder reagierten, erklärt Studienleiter Nicholas Carnagey.
Generell führe die weite Verbreitung von Aggression in der Medienlandschaft zu einer weitreichenden und systematischen Desensibilisierung gegenüber Gewalt, so der Psychologe. Auch Spiele, die ohne Blut und andere realistische Details auskommen, würden zu diesem Effekt beitragen, denn sie bewirkten bei den Spielern, mit Gewalt etwas Positives zu assoziieren. In weiteren Studien wollen die Forscher nun herausfinden, in welchem Maße auch andere Medien wie Filme und Fernsehsendungen zur Desensibilisierung gegenüber Gewalt beitragen.
Link: Nicholas Carnagey (Iowa State University, Ames) et al.: Journal of Experimental Social Psychology, Online-Vorabveröffentlichung, DOI:10.1016/j.jesp.2006.05.003

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