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Vor 18 Jahren Vanunu - jetzt sein Interviewer

Der britische Journalist Hounam wurde in Jerusalem verhaftet. Das Gericht verhängte eine Nachrichtensperre.

Bei der Festnahme des britische Journalisten Peter Hounam in einem Jerusalemer Hotel am Mittwoch abend spielten sich dramatische Szenen ab. Donatella Rovera von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International dazu: "Er wurde von fünf Sicherheitsleuten in Zivil begleitet, als er sich losreißen und zu meinem Tisch eilen konnte." Der 60jährige Mann, der 1986 die sensationellen Enthüllungen des israelischen Atomexperten Mordechai Vanunu veröffentlicht hatte, sei "sehr aufgebracht" gewesen. In einem Auto sei Hounam abtransportiert worden. Bisher habe er keinen Anwalt kontaktieren dürfen, hieß es. Das zuständige Gericht in Jerusalem verhängte eine strikte Nachrichtensperre. Daß der Reporter der Sunday Times allen Grund zur persönlichen Sorge haben muß, zeigt die Vorgeschichte. Vanunu, der gerade erst am 21. April dieses Jahres nach 18 Jahre hinter Gittern wegen "Verrats" unter Auflagen freigelassen worden war, hatte in den siebziger und achtziger Jahren als Techniker in der israelischen Atomanlage Dimona gearbeitet. Als er 1986 Houman in einem Exlusivinterview Informationen und Fotos zu seinem Arbeitsplatz zuspielte, sickerte erstmals durch, daß Israel allen Bekundungen zum Trotz über ein atomares Programm auch zur militärischen Nutzung der Kernkraft besaß. Experten errechneten, daß das Land mit bis zu 400 atomaren Sprengköpfen über eines der größten atomaren Waffenarsenale weltweit verfügte. Vanunu wurde nach dem Houman-Interview von London nach Rom gelockt, wo er im September 1986 vom israelischen Geheimdienst entführt und in einem Geheimprozeß verurteilt wurde. Zur jetzigen Verschleppung des britischen Journalisten hieß es unbestätigten Pressemeldungen zufolge, daß Houman für den britischen Sender BBC an einer Dokumentation über Vanunu arbeitete. Er hielt sich dafür seit einem Monat in Israel auf. Andere Quellen berichteten, Houman und Vanunu hätten die Herausgabe eines Buches geplant. Dazu habe der Journalist den Atomwissenschaftler getroffen und angeblich auch interviewt. Dieses würde den Auflagen bei Vanunus Haftentlassung widersprechen: Demnach waren Kontakte zu Ausländern generell verboten. Allerdings drängt sich so oder so die Frage auf, welche weiteren hochbrisanten Informationen, die Vanunu kennt, der Staat Israel vor der Weltöffentlichkeit verheimlicht. Vanunu selbst sprach von einer neuen Etappe in dem Krieg des israelischen Geheimdienstes gegen ihn und seine Anhänger. Die oppositionelle Abgeordnete Juli Tamir (Arbeitspartei) nannte die Festnahme des Journalisten "einen weiteren Schritt zur Beschränkung der Redefreiheit in Israel". Quelle: junge Welt vom 28.05.2004 Lesen Sie weitere interessante Artikel auf unserer News-Seite