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Tibetkrise 3/5

Die bekannteste dem Dalai Lama nahestehende Bewegung für die Unabhängigkeit Tibets ist die 1988 in Washington gegründete International Campaign for Tibet (ICT). Spätestens seit 1994 erhält die ICT finanzielle Unterstützung von der NED. 2005 verlieh die ICT ihren Preis »Licht der Wahrheit« an den NED-Gründer Carl Gershman. Weitere Preisträger der ICT waren u.a. die deutsche Friedrich-Naumann-Stiftung und der tschechische Präsident Vaclav Havel. Dem ICT-Präsidium gehören auch ehemalige Beamte des US-Außenministeriums wie Gare Smith und Julia Taft an.

Eine weitere besonders aktive Peking-feindliche Organisation ist die amerikanische Gruppe Students for a Free Tibet (Studenten für ein freies Tibet, SFT), die 1994 in New York mit Hilfe des US-Tibet-Komitees und der von von der NED finanzierten International Campaign for Tibet (ICT) gegründet wurde. Bekannt wurde SFT, nachdem Mitglieder auf der Großen Chinesischen Mauer ein 150 Meter langes Banner entrollt hatten, auf dem »Freiheit für Tibet« gefordert und nicht begründete Vorwürfe gegenüber Peking wegen angeblichen Völkermordes an Tibetern erhoben wurden. Derartige spektakuläre Aktionen kommen anscheinend bei naiven Studenten gut an. Die SFT war eine von fünf Organisationen, die am 4. Januar dieses Jahres den Beginn vom »Aufstand des tibetischen Volkes« verkündete und ein für die Koordination und Finanzierung verantwortliches provisorisches Büro einrichtete.

Ein weiterer prominenter Unterstützer des Dalai Lama gegen Peking ist Harry Wu. Er wurde dadurch bekannt, dass er 1996 in einem Interview mit dem Playboy fälschlich behauptete, er habe »Videoaufnahmen von einem Gefangenen gemacht, dem bei lebendigem Leibe die Nieren entfernt werden, bevor er dann ins Freie gebracht und erschossen wird. Die BBC hat den Film gesendet.« Im BBC-Film war nichts dergleichen zu sehen, aber der Schaden war da. Wie viele Menschen schauen schon in alten BBC-Archiven nach? Wu, pensionierter Berkeley-Professor, hatte China verlassen, nachdem er als Dissident im Gefängnis gesessen hatte. Heute ist er Vorsitzender der Laogai Research Foundation, einer gemeinnützigen Organisation, deren Haupfinanzquelle wiederum die NED ist. Neben anderen Projekten unterstützt die von der US-Regierung finanzierte NED auch die Zeitung Tibet Times, die im indischen Dharamsala, dem Hauptquartier des Dalai Lama, produziert wird. Die NED finanziert auch das Tibet Multimedia Center zur »Verbreitung von Informationen über den Kampf für Menschenrechte und Demokratie in Tibet«, das seinen Sitz ebenfalls in
Dharamsala hat. Und schließlich finanziert die NED das Tibetan Center for Human Rights and Democracy.

Kurz: Die Fingerabdrücke des US-Außenministeriums und der Geheimdienste finden sich überall bei dem Aufstand der Bewegung für eine freies Tibet und die Angriffe gegen Han-Chinesen im März. Die Frage ist: Warum das Ganze, und vor allem, warum jetzt?

Tibets Rohstoffschätze
Tibet ist für China strategisch wichtig, und zwar nicht nur wegen seiner geografischen Lage an der Grenze zu Indien, Washingtons neuestem asiatischen Alliierten gegen China. Tibet verfügt auch über reiche Rohstoffvorkommen, einschließlich Öl. In Tibet gibt es einige der größten Uran- und Boraxvorkommen, die Hälfte des weltweiten Lithiums, die größten Kupfervorkommen Asiens sowie 80.000 Goldminen. Tibets Wälder sind Chinas größtes Holzreservoir; 1980 wurden Bäume im Wert von schätzungsweise 54 Mrd. $ gefällt und nach China gebracht. Tibet verfügt auch über einige der bedeutendsten Ölreserven der Region. An der Grenze zwischen der Autonomen Region Tibet und der Autonomen Region Xinjian Uygur liegt auch das Qaidam-Becken, eine großes öl- und rohstoffreiches Gebiet, das als »Schatzbecken« bekannt ist. In dem Becken wurden Vorkommen von 57 Rohstoffen nachgewiesen, darunter Erdöl, Erdgas, Kohle, Natursalz, Kalium, Magnesium, Blei, Zink und Gold. Diese mineralischen Rohstoffe haben einen potenziellen wirtschaftlichen Wert von 15 Billionen Yuan oder 1,8 Bio. US Dollar. Die nachgewiesenen Reserven von Kalium, Lithium und Natursalz in der Region sind die größten in ganz China.

Mit seiner Lage auf dem »Dach der Welt« ist Tibet darüber hinaus die woh lwertvollste Wasserquelle für die ganze Welt. In Tibet entspringen sieben der größten Flüsse Asiens, die 2 Milliarden Menschen mit Wasser versorgen. Wer über Tibets Wasser bestimmt, verfügt über ein gewaltiges Machtmittel für ganz Asien. Aber hauptsächlich ist Washington heute so interessiert an Tibet, weil man es als Hebel zur Destabilisierung und Erpressung der Regierung in Peking einsetzen kann.

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