Den Sinn vieler EU-Subventionen können wir Normalbürger nicht nachvollziehen – vor allem in der Agrarpolitik. Manche allerdings wissen das zu schätzen. Aus diesem Grund schrieb der in Hampshire lebende Brite Nigel Johnson-Hill am 16. Mai 2007 einen nicht ganz ernst gemeinten Brief an den damaligen britischen Landwirtschafts- und heutigen Außenminister David Miliband:
„Sehr geehrter Herr Minister,
mein als Bauer arbeitender Freund erhielt kürzlich vom Amt für landwirtschaftliche Vergütungen1 einen Scheck über dreitausend Pfund, weil er keine Schweine mästet. Ich möchte nun ebenfalls ins Geschäft mit der „Nicht-Schweinemast“ einsteigen.
Welches ist Ihrer Meinung nach die am besten geeignete Art von Landwirtschaftsbetrieb, um darauf keine Schweine zu züchten? Und welche Rasse kann man am besten nicht züchten? Ich will sicherstellen, daß ich mein Vorhaben im Einklang mit sämtlichen staatlichen Richtlinien verwirkliche, wie sie von der EU in der gemeinsamen Agrarpolitik festgelegt sind.
Nicht züchten würde ich am liebsten Schweine, die später zu Speck verarbeitet werden. Sollte dies jedoch nicht jenem Schweinetypus entsprechen, den Sie nicht gezüchtet haben möchten, so züchte ich ebenso gerne nicht Mastschweine. Gibt es für die Nicht-Zucht von seltenen Rassen wie Saddlebacks oder Gloucester Old Spots irgendwelche Vorteile, oder züchten diese schon zu viele Leute nicht?
Wahrscheinlich wird die schwierigste Aufgabe darin bestehen, die genaue Zahl meiner nicht gezüchteten Schweine akkurat festzuhalten. Bietet der Staat hierfür irgendwelche Kurse an?
Mein Freund ist mit diesem Gewerbe sehr zufrieden. Seit über vierzig Jahren züchtet er nun Schweine, und sein bestes Jahr war 1968, als er damit 1’422 Pfund verdiente – bis er in diesem Jahr den erwähnten Scheck erhielt, weil er gar keine züchtet.
Wenn ich für fünfzig nicht gezüchtete Schweine dreitausend Pfund erhalte, werden mir dann hundert nicht gezüchtete Tiere mit sechstausend Pfund vergütet? Ich habe vor, klein anzufangen und mich auf ungefähr viertausend nicht gezüchtete Schweine zu beschränken, was für das erste Jahr 240’000 Pfund bedeutet. Entsprechend meiner wachsenden Erfahrung in der Nicht-Mast möchte ich meine Ambitionen ausdehnen und im zweiten Jahr – sagen wir – 40’000 Schweine nicht mästen, wofür ich von Ihrem Ministerium den Betrag von 2,4 Millionen Pfund erwarten darf. Im Übrigen frage ich mich, ob ich außerdem dazu berechtigt wäre, Kredite für den Emissionshandel im globalen CO2-Markt zu erhalten, weil doch all diese Schweine keinerlei schädliches Methangas produzieren?
Zu einem weiteren Punkt: Die von mir nicht gemästeten Schweine werden nicht zweitausend Tonnen Getreide fressen. Man hat mich darüber in Kenntnis gesetzt, daß Sie Landwirte auch für den Nichtanbau von Getreide bezahlen. Bin ich berechtigt, Ausgleichszahlungen für den Nichtanbau von Getreide zu beziehen, die meine nicht gezüchteten Schweine nicht fressen?
Ich überlege mir zudem, auch mit der Nicht-Milchwirtschaft zu beginnen. Bitte senden Sie mir sämtliche darüber erhältlichen Informationen zu. Und würden Sie ebenfalls die aktuellen Ratschläge Ihres Ministeriums beilegen, die sich mit brachliegenden Feldern beschäftigen? Kann man dies für virtuelle Felder auf der Basis von e-commerce2 abwickeln (von denen ich anscheinend einige tausend Hektar besitze)?
Meinen Ausführungen können Sie entnehmen, daß ich künftig vollkommen arbeitslos und deshalb zum Bezug von Arbeitslosengeld berechtigt sein werde.
Selbstverständlich werde ich bei den nächsten Parlamentswahlen für Ihre Partei stimmen.
mit freundlichen Grüßen
Nigel Johnson-Hill"
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