Atomkraft: Keine strahlende Alternative

Möchten Sie noch mehr radioaktives Strontium statt natürlichem Kalzium in Ihren Knochen? Und strahlendes Caesium statt lebenswichtigem Kalium in jeder Zelle Ihres Körpers? Dann sollten Sie dem Bau neuer Kernkraftwerke zustimmen. Die Atomlobby ist dank Treibhaushysterie im Aufwind, dabei ist die Kernkraft alles andere als sauber – oder klimaneutral.

Atomkraftwerk: Keine Gefahr!

„Atomkraftwerk: Keine Gefahr!“

Die Atomkraftwerke und die Aufbereitungs-anlagen produzieren jeden Tag ohne Unterbruch lebensfeindliche Radioaktivität und ihre strahlenden Nebenprodukte. Bevor wir auf die Einwirkung dieser Radioaktivität auf den menschlichen Körper eingehen, wollen wir uns mit dem Problem des durch Radioaktivität gefährdeten Klimaschutzes beschäftigen. Politiker schlagen eine verstärkte Nutzung der sogenannten „sauberen“ Atomenergie vor und preisen sie als Beitrag, um die Klimakatastrophe abzuwenden. Doch es wird verschwiegen, daß bei der Wiederaufbereitung von abgebrannten Brennelementen das gesamte noch vorhandene radioaktive Edelgas Krypton-85 freigesetzt wird. Dieser Beta-Strahler1 entsteht bei der Spaltung von Uran und Plutonium und verbleibt nach der Emission fast vollständig in der Atmosphäre. Die Konzentration von Krypton steigt jährlich an. Krypton erhöht die natürliche, strahlenbedingte Ionisation der Luft über den Weltmeeren. Dadurch verändern sich die elektrischen Verhältnisse der Erdatmosphäre, was eine wesentliche Bedrohung des Wettergeschehens und Klimas darstellt.

Krypton-85: Ein Klimakiller

Ohne Atomenergie würde Krypton-85 in der Atmosphäre nicht vorkommen. Man schätzt, daß sich in naher Zukunft allein durch Krypton-85 die jetzige natürliche Strahlenbelastung verdoppeln wird – vorausgesetzt, das radioaktive Edelgas verteilt sich gleichmäßig in der Lufthülle der Erde. Doch die meisten kerntechnischen Anlagen werden auf der nördlichen Hemisphäre betrieben. Da der Luftaustausch zwischen der nördlichen und der südlichen Halbkugel nachgewiesenermaßen sehr gering ist, wird die von der Atomtechnik verursachte Strahlenbelastung auf der Nordhalbkugel doppelt so groß sein. Das bedeutet allein schon durch diesen einzigen radioaktiven Stoff etwa 220 Millirem jährliche Strahlenbelastung, obwohl die internationale Strahlenschutzkommission nur höchstens 170 Millirem zusätzliche Strahlenbelastung für zumutbar hält. Krypton-85 ist folglich eine ernst zu nehmende Gefahr für unsere Gesundheit und die Umwelt, insbesondere für Wolkenbildung und Gewittertätigkeit sowie für die elektrischen Verhältnisse der Erdatmosphäre.

Obwohl die Atomenergie von vielen Politikern als „saubere Energie“ gepriesen wird, so ist es dennoch Fakt, daß gerade ihr radioaktives Nebenprodukt, das Edelgas Krypton-85, die Luft von allen radioaktiven Stoffen am stärksten ionisiert und so das luftelektrische Feld der Atmosphäre verändert. Dadurch ergeben sich (nach Kollert, Bremen) sowohl Änderungen beim Gefrier- und Taupunkt von Wolkenwasser, als auch beim Zustandekommen von Graupel und Hagel. Zudem nehmen die Blitzhäufigkeit und Waldbrände global zu.

Der Physiker Ernest J. Sternglass2 warnte: „Kosmische Strahlung passiert die dünnen Eiskristallwolken, Krypton-85 lagert sich an und wird gelöst. Das fördert die Bildung vieler kleinster Eiskristalle und schafft so das Klima für die Zerstörung des Ozons durch FCKWs. Die Atomindustrie ist also mitverantwortlich für das Ozonloch in der Stratosphäre. Es kann ein Zusammenbruch des luftelektrischen Feldes mit Folgen für Klima und Wetter nach sich ziehen. So kann sich ein radioaktiver Treibhauseffekt ergeben.“

Das heutige Atom-Energiesystem kann das Klima nicht schützen. Eine erfolgreiche Gegenstrategie muß die Einbindung erneuerbarer Energien in die kommunale und industrielle Kraft-Wärme-Kopplung beinhalten und so auf Effizienz-Technologie setzen, um den Einsatz nicht notwendiger fossiler Brennstoffe zu vermeiden. Gerade die Atomenergie verhindert den Umstieg in die effiziente solare Energieversorgung. Klimaschutz braucht den Atomausstieg. Wenn die Atomenergie weiter ausgebaut würde, könnte das Krypton-85 schon in naher Zukunft jener Tropfen sein, der das Faß zum Überlaufen bringt – sprich: das Klima vollends kippen läßt. Nach dem Münchner Physiker Professor Klaus Buchner ist „Krypton-85 eines der schädlichsten Klimagifte“.

Radioaktivität als Krankheitsfaktor

Der im letzten Jahr verübte Giftanschlag auf den Kreml-Kritiker Alexander Litvinienko mit Polonium-210 ließ die Menschen aufhorchen und gab einen kleinen Einblick in die ungeheuren Gefahren radioaktiven Materials. Polonium ist ein Alpha-Strahler.3 Es löst und verteilt sich im Körper, wobei es die Organe von innen zerstört, allen voran die Milz. 0,1 Mikrogramm (Millionstel Gramm) Polonium-210 reichen aus, um einen Menschen zu töten. Auch Litvinienko überlebte den Anschlag nicht.

Kernkraftwerke und die zu ihrer Ver- und Entsorgung benötigten Anlagen geben ständig radioaktive Substanzen an die Umgebung ab. Selbst bei großem technischem und finanziellem Aufwand für Filter und andere Reinigungsanlagen können sie nicht vollständig zurückgehalten werden.

Die für Menschen gefährlichsten Substanzen sind Strontium-90, Caesium-137, Krypton-85, Jod-131, Tritium-H3 und Plutonium-239. Diese wollen wir in bezug auf ihre Auswirkungen im menschlichen Körper kurz näher betrachten. Als offene Systeme stehen alle Organismen mit ihrer Umwelt in einem Wechselverhältnis und beziehen deshalb die künstlichen Radionuklide in ihren Stoffwechsel ein. Die Gefahr der radioaktiven Vergiftung unseres Körpers wird vergrößert, weil er bei seinen Aufbau- und Stoffwechselprozessen zwischen den natürlichen Elementen und den künstlich entstandenen Radioisotopen nicht unterscheiden kann. Giftige Radioisotope werden vom Körper gewissermaßen stellvertretend für die natürlichen Elemente eingebaut.

Angriff auf die Zellen

Die von Radionukliden ausgehende ionisierende Strahlung wirkt im Körper schädlich, da sie sich dort anreichern, Körperzellen beschädigen und Organe angreifen kann. Wird beispielsweise eine Samen- oder Eizelle von radioaktiver Strahlung getroffen, kann daraus gezeugtes Leben schwer geschädigt werden. Die radioaktive Giftwirkung beruht überwiegend auf einer Ionisierung von Biomolekülen und dem Zerbrechen einschlägiger chemischer Bindungen, die den Chemismus der Zellen verändern können.

In früheren Jahrzehnten haben Strahlenbiologen Toleranzwerte angegeben, unter denen eine radioaktive Bestrahlung angeblich unschädlich sei. Heute geben solche Forscher zu, daß es keine unschädliche Strahlendosis gibt. Jede zusätzliche radioaktive Bestrahlung hat zerstörende Auswirkungen auf das Zellgeschehen – der wahre Toleranzgrenzwert ist gleich Null! So bezeichnet John W. Gofman4 denn auch die sogenannt zumutbare Strahlendosis als „eine Lizenz zum Mord“.

Aufgrund der technischen Atomspaltung sind wir heute mit äußeren und inneren Strahlenbelastungen konfrontiert. Wenn in der Natur eine natürliche radioaktive Strahlenbelastung besteht,5 so wirkt sie hauptsächlich von außen, während Atomkraftwerke radioaktive Stoffe abgeben, die in den Körper eindringen, dort gespeichert werden und eine dauernde Strahlenbelastung für den Organismus darstellen.Die von Atomkraftwerken abgegebenen radioaktiven Stoffe können direkte Strahlenschäden entstehen lassen, aber auch indirekte Schäden, hervorgerufen durch die Bildung von Radikalen und durch Transmutationen. Das in tausend kleinen Dosen ausgestoßene Gemisch aus verschiedenen Radionukliden wird in der Umwelt verbreitet, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis die gefährlichen Substanzen über die Nahrungskette eines Tages auf unserem Teller landen. Im folgenden werden die für uns besonders gefährlichen radioaktiven Spaltprodukte kurz erläutert.

Quellenangaben

  • 1 Die Begriffserklärung finden Sie im Kasten „Radioaktivität und ihre Begriffe“ auf Seite 36 in der ZeitenSchrift-Druckausgabe Nr. 57.
  • 2 Von 1960 bis 1967 war Sternglass Leiter des Apollo-Programms bei den Westinghouse Research Laboratories. Er ist emeritierter Professor für Strahlenkunde an der Universität Pittsburgh und Inhaber von dreizehn Patenten.
  • 3 Vgl. Fußnote 1.
  • 4 Renommierter US-amerikanischer Strahlenschützer (geb. 1918) und einst Professor für medizinische Physik an der Berkeley-Universität, Kalifornien.
  • 5 Natürliche Strahlung ist dem Gesetz von Paracelsus unterworfen: Nur die Menge macht das Gift. Künstlich erzeugte Radioaktivität hingegen wirkt in jeder Dosis schädigend. Für sie gilt der Petkau-Effekt.