Die Uno - ein Auslaufmodell?

Den Vereinten Nationen bläst ein scharfer Wind entgegen. Ausgerechnet jene Kreise möchten heute die Uno entmachten, die sie einst als Mittel zur Errichtung einer globalen Vormachtstellung benutzen wollten.

Fast 50 Jahre lang machten die US-Massenmedien den Amerikanern - und Menschen auf der ganzen Welt - weis, die Uno sei "die letzte Hoffnung für die Menschheit". Dieses Motto wurde in den öffentlichen Schulen der USA zum rituellen Mantra erhoben. Jeder, der es wagte, die Uno zu kritisieren, wurde an den Rand gedrängt und als "Extremist" abgestempelt, als Feind der ganzen Menschheit. In den 1970er Jahren änderte sich das drastisch: Aus den ehemaligen Kolonien entstanden die Länder der Dritten Welt, und Israels Unterdrückung der Christen und der muslimischen Palästinenser führte zu einer weltweiten Besorgnis. In der Folge erhielt die Uno einen neuen Charakter - zumindest soweit es das Meinungsmonopol der amerikanischen Massenmedien betraf. Plötzlich wurde die Uno nicht mehr als etwas ganz so Herrliches angesehen.

UNO

Uno-Generalsekretär Kofi Annan sieht sich und seine Organisation immer mehr von den USA unter Druck gesetzt.

Als die Vereinten Nationen 1975 schließlich mit ihrer historischen Resolution den Zionismus als eine Form des Rassismus verurteilten, war die Kehrtwende vollzogen. Der Zionismus war das Fundament für die Gründung des Staates Israel im Jahr 1948, der damals wie heute als das geistige Zentrum eines bevorstehenden weltweiten zionistischen Imperiums angesehen wurde. Diese direkte Kampfansage der Uno an den Zionismus ließen die amerikanischen Massenmedien, welche zum großen Teil in den Händen von zionistischen Familien und deren wirtschaftlichen Interessen sind, nicht unbeantwortet: In der Presse stellte man die Uno als unbestrittene Schurkenorganisation dar.

Jetzt war Kritik an der Uno plötzlich "salonfähig" geworden. Die in den Vereinigten Staaten aufkommende "neo-konservative" Bewegung machte die aufkeimende Attacke gegen die Uno zum Schwerpunkt ihres politischen Programms. Diese Neo-Konservativen wurden von einer eng zusammengewachsenen Clique jüdischer ex-trotzkistischer Kommunisten angeführt. Die beiden wichtigsten Köpfe gehörten Irving Kristol und seinem Gefolgsmann Norman Podhoretz, der Herausgeber des sehr einflußreichen monatlich erscheinenden Journals Commentary des American Jewish Committee ist.

Aber erst seit im Januar 2001 Präsident George W. Bush und seine Hintermänner an die Macht kamen, wurden die Bemühungen, "die USA aus der Uno herauszulösen und die Uno aus den USA hinauszuwerfen" (oder mögliche Varianten davon), zum Teil jenes Systems, mit welchem im offiziellen Washington die Politik gemacht wird.

Da die nationalen Sicherheitsinstitutionen der USA von den Neokonservativen übernommen wurden, die Bush ja ins Amt eingesetzt hatten, konnte sichergestellt werden, daß der Feldzug gegen die Uno ein zentraler Punkt in der Politik der Bush-Regierung sein würde. Jeder einzelne dieser Neokonservativen, bis auf den letzten Mann, war ein Schützling des oben erwähnten Irving Kristol und seines Sohns, William Kristol, der selbst ein mächtiger Medienkommentator und politischer Entscheidungsträger hinter den Kulissen ist.

Außerdem erhielt die Uno-feindliche Rhetorik in jüngster Zeit natürlich zunehmende Unterstützung durch die amerikanischen Massenmedien. In der Boulevardzeitung New York Post, bezeichnete beispielsweise der Kolumnist Andrea Peyser die Vereinten Nationen als "anti-amerikanische und antisemitische Ratten, die das Ufer des East River verseuchen". Herausgeber der New York Post ist Mortimer Zuckermann, der frühere Vorsitzende der Konferenz der Präsidenten der wichtigsten amerikanischen jüdischen Organisationen (die federführende Körperschaft der amerikanisch-zionistischen Bewegung).

Wer noch immer daran zweifelt, daß die amerikanische Opposition gegen die Uno von der Tatsache herrührt, daß die Weltorganisation den israelischen Wünschen im Weg stand, der soll den enthüllenden Kommentar von Cal Thomas lesen, einem langjährigen Mitarbeiter des TV-Evangelisten Jerry Falwell, der seinerseits zu den lautstärksten Befürwortern Israels in Amerika zählt.

In einer Kolumne, die am 12. Dezember 2004 in der Washington Times erschien, billigte Thomas die langjährige Kritik an der UNO, welche er früher nach eigenen Angaben als Propaganda von "Randgruppen" betrachtet hatte: "Die Welt wäre ohne diese Organisation besser dran." Weiter schrieb Thomas, daß viele Amerikaner immer das Gefühl gehabt hätten, die Uno sei schlecht für Amerika, und er geglaubt habe, man dürfe solche Leute nicht ernst nehmen. "Als ich im College war, wußte ich über sie Bescheid. Sie gehörten zu Randgruppen und schlimmerem. Leute wie sie glaubten, die Anreicherung des Trinkwassers mit Fluor sei ein kommunistisches Komplott, um uns zu vergiften; Dwight Eisenhower sei ein heimlicher Kommunist; die Trilaterale Kommission und der Council on Foreign Relations (Rat für auswärtige Beziehungen) wären Teil des Bestrebens nach einer "Weltregierung"; jüdische Bankiers stünden an der Spitze der Weltwirtschaft und die Vereinigten Staaten sollten aus den Vereinten Nationen austreten."

Weiter erklärte Thomas: "Ohne der Paranoia und den Verschwörungstheorien zu viel Glauben zu schenken, bin ich nun vom letztgenannten Punkt überzeugt." Diese Behauptung von Thomas ist ein öffentliches Bekenntnis der zionistischen Lobby gegen die Uno. Immerhin ist die Weltorganisation klar den Händen der zionistischen Bewegung entglitten und wird in deren Augen gewissermaßen als "nicht lenkbar" oder "irreparabel" betrachtet.

Die Marschrichtung ist festgelegt

Es gibt überhaupt keine Zweifel mehr daran, daß die Zionisten die USA tatsächlich als neues Mittel zum Zweck betrachten, um damit ihre Ziele zu erreichen, und daß sie die Uno zur Seite schieben wollen.
Im Sog der neuen "imperialistischen" Rolle der USA wurde die politische Marschrichtung hin zu einer Neuen Weltordnung ziemlich deutlich in einem zweiteiligen Strategiepapier beschrieben, welches in den Ausgaben vom Sommer 2003 und Winter 2004 des Journal of International Security Affairs erschien. Dieses Magazin ist das Sprachrohr des sehr einflußreichen Jüdischen Instituts für Nationale Sicherheits-Angelegenheiten (Jewish Institute for National Security Affairs, JINSA).

Das JINSA war früher eine kaum bekannte Denkfabrik in Washington; heute wird es oft öffentlich als die treibende Kraft hinter der aktuellen Außenpolitik von Bush anerkannt. Ein Kritiker des JINSA, Professor Edward Herman, ist sogar so weit gegangen, das Institut als "faktische Agentur der israelischen Regierung" zu bezeichnen.

Alexander H. Joffe, Autor des JINSA-Strategiepapiers, ist ein glühender Israelfreund und Akademiker, der schon oft für das Journal des JINSA schrieb. Dies zeigt die Wertschätzung, die seine Ansichten bei der zionistischen Elite genießen. Seine zweiteilige Abhandlung trug den Titel: Das Reich, das es nicht wagt, seinen Namen zu nennen (The Empire That Dared Not Speak Its Name). Darin wird erwähnt, daß "Amerika ein Reich" ist, was in der Tat etwas sehr Gutes sei. Im neu zu errichtenden globalen Regime solle Amerika "das Zentrum eines neuen internationalen Systems" sein, in "einer Welt, die wie Amerika aussieht und dadurch für alle zu einem sicheren Ort geworden ist." Dieses amerikanische Gesicht ist allerdings so, wie es die Zionisten gerne hätten, und nicht unbedingt, wie sich das amerikanische Volk wahrnimmt.

Joffe erklärt kategorisch: "Das Ende der UN-Vollversammlung als glaubwürdige Organisation kann genau auf die schändliche Resolution von 1975 zurückgeführt werden, die den Zionismus mit dem Rassismus gleichsetzt. (Diese Resolution wurde inzwischen übrigens wieder aufgehoben.) Der JINSA-Autor behauptet weiter, die Welt solle "dankbar" sein, daß die Uno "diskreditiert, zur Farce gestempelt und schließlich zum Erliegen gebracht wurde."

Da die Uno als Werkzeug zur Errichtung einer Weltregierung auf das Abstellgleis geschoben wurde, schreibt Joffe, "haben wir jetzt die Gelegenheit und die Verpflichtung, von vorne zu beginnen." Allerdings räumte er ein, daß sogar die aufkeimende Europäische Union (EU) eine Bedrohung für den Traum eines globalen Imperiums sei - offenbar zumindest in den Augen der zionistischen Bewegung.