Im schönen Klang schwingt Heilung

Ein Yorkshire-Terrier mit epileptischen Anfällen? Ein Mann mit Schleudertrauma? Eine Katze mit Angstzuständen? Eine Frau mit Depressionen? Dr. Yair Schiftan verhilft ihnen allen zu rascher Linderung ihrer Pein. Sein Rezept kennt keine Nebenwirkungen: Es heisst – Musik!

Der deutsche Dichter Joseph von Eichendorff schrieb die bekannten Zeilen:

„Schläft ein Lied in allen Dingen die da träumen fort und fort, und die Welt hebt an zu singen, triffst du nur das Zauberwort."

David ist einer der ersten und berühmtesten Musiktherapeuten, konnte er mit seinen Harfenklängen doch die Depressionen von König Saul lindern.

David ist einer der ersten und berühmtesten Musiktherapeuten, konnte er mit seinen Harfenklängen doch die Depressionen von König Saul lindern.

Wir alle träumen von dem ‚Zauberwort‘, das uns hilft, unser Leben gesund und glücklich zu gestalten. In unserem Zeitalter wird dieser ‚Zauber‘ immer stärker, immer verzweifelter in der Materie gesucht. Der Kern, die Substanz oder der Sinn des Daseins ist verlorengegangen für den Preis eines äußerlich komfortablen, materiell versicherten Lebens. Heute sind wir weiter vom Zauberwort entfernt als je zuvor. Die meisten von uns konnten zumindest in ihrer Kindheit das Zauberwort hören, fühlen – und damit Eins werden.... Wie gesund waren wir damals! Später ging diese Erfahrung, dieses intuitive Wissen verloren – nämlich die Erfahrung des Eins-Seins mit der Natur, den Mitmenschen, mit der Welt und dem ganzen Universum. Gerade diese innere Harmonie ist jedoch nicht nur ein wichtiges, sondern ein absolut notwendiges Heilungsprinzip. Musik ist das am besten geeignete Heilungsmittel, das uns ganzheitlich auf der physischen, emotionalen, mentalen und geistigen Ebene heilt und wieder zu dem Eins-Sein mit dem Göttlichen führt.

Das ganze Leben besteht aus Schwingung. Wenn das Leben natürlich fließt und ‚gesund‘ ist, pulsiert die Energie auf rhythmische Weise. Denn die Welt ist Klang und ist aus einer einzigen Urschwingung entstanden. In der vedischen Religion des alten Indien und der Philosophie der Schule des Pythagoras im klassischen Griechenland galten alle physischen Formen als Manifestationen von Musik. Die alten Lehren besagten, daß Leben und Gesundheit auf einem ausgewogenen Spiel von Verhältnismäßigkeiten und harmonischen Beziehungen von Körper und Geist, Gesellschaft und Natur beruhen. Dieselben Verhältnismäßigkeiten und Harmonien manifestieren sich in Klang und Musik. Richtig angewendet, können Klänge Heilung bewirken, indem sie das harmonische Gleichgewicht von Körper und Seele wieder herstellen. Zu den Heilmethoden der alten Zeit gehörte daher oftmals rhythmisches Singen und sogenanntes Chanten von bestimmten ausgewählten, heiligen Melodien. (Beim Chanten handelt es sich um eine Art vokalisierte Meditation, ein rhythmisches Wiederholen von tranceartig wirkenden Gesängen.)

Wie oben, so unten

In den alten Kulturen galt die irdische Musik als Widerhall oder Resonanz der kosmischen Musik, die beide den gleichen göttlichen Gesetzen gehorchen. Wenn die weltlichen Klänge die göttlichen Gesetzmäßigkeiten widerspiegelten, dann hatten sie auch die Kraft, Schmerzen und Leid zu lindern und Gesundheit und Heilung zu fördern. Kosmologie und Musiktheorie entwickelten sich nach vergleichbaren Grundsätzen, die auch die Formgebung von Musikinstrumenten, die Komposition und Aufführung und die innere Haltung des Zuhörers bestimmten. Die Menschheit könnte, richtig eingestimmt, auf der Suche nach universeller Harmonie im Einklang mit den Sternen singen.

Von alters her wußten die Menschen, daß sich die Himmelssphären nach kosmisch gültigen Harmoniegesetzen ausrichten. So bestand für den griechischen Philosophen, Mathematiker und Musiker Pythagoras (um 570 bis um 497/96 v. Chr.) ein unmittelbarer und unverrückbarer Zusammenhang zwischen mathematischen und musikalischen Gesetzen. Denn er lehrte, daß eine besondere Form der Mathematik, der Musik und der Astronomie die Grundpfeiler aller Künste und Wissenschaften bildeten. Er entdeckte direkte therapeutische Kräfte, die in bestimmten Formen von Musik schlummern und gab für eine Reihe von Krankheiten genaue Anweisungen, welche Harmoniefolgen zur Heilung gespielt werden sollten. Pythagoras experimentierte mit den sieben Tonarten der damaligen griechischen Musik und fand heraus, daß sie im Menschen unterschiedliche Stimmungen wecken.

Dieser Ansicht war auch der britische Dichter Oscar Wilde, schrieb er doch: „Nachdem ich Chopin gespielt habe, fühle ich mich, als hätte ich Sünden bereut, die ich nie begangen habe, und Tragödien durchlitten, die nicht die meinen sind."

Durch die Jahrhunderte hindurch haben die Menschen Klänge, insbesondere musikalische Töne zum Heilen verwendet. Die Ursprünge des Heilens mit Klang und Musik können bis in prähistorische Zeiten zurückverfolgt werden und darüber hinaus in die Bereiche des Mythos, der Religion und der in der Seele eingeprägten Erinnerungen. So wird in der Bibel erzählt, daß der Hirtenjunge David zu König Saul gerufen wurde, um den Herrscher mit seinem Harfenspiel von Depressionen zu heilen (1. Samuel 16, 14-16):„Der Geist Jahwes aber war von Saul gewichen, und es plagte ihn ein böser Geist von Jahwe. Da sprachen Sauls Diener zu ihm: ‚Siehe, dich plagt ein böser Geist Gottes. So möge doch unser Herr befehlen, dann werden deine Knechte einen Mann suchen, der das Harfenspiel versteht. So oft dann der böse Geist Gottes über dich kommt, soll er die Saiten rühren, und es wird dir wohler werden."

Schon in der Antike machten die Menschen Gebrauch von den heilenden Kräften der Töne und Klänge, um dem Leidenden zu helfen, zur Entspannung, oder um den Geist zu aktivieren, damit er sich dann mit dem Kreativen verbinden kann. So war es ihnen möglich, sich in höhere Sphären hinaufzuschwingen und sich mit dem Höchsten zu verbinden. Ägyptischen Papyri zufolge setzten die pharaonischen Priesterärzte Musik ein, um die Fruchtbarkeit der Frauen zu beeinflussen. Sie waren Meister im Schwingungsausgleich und praktizierten eine Art Bioresonanz-Therapie. Die Musik war dadurch ein wichtiger Teil der Behandlungszeremonie.

Die indianischen Schamanen wußten ebenfalls mit ihren Trommeln die inneren Heilkräfte anzuregen. Der Herzschlag eines Leidenden konnte durch die Trommelschläge so ausgeglichen werden, daß es sich auf den ganzen Organismus als heilende Medizin auswirkte. Das Wissen um die Wirkung von Klängen, Rhythmen und Gesängen war ein wichtiger Bestandteil in der Heilkunst der Indianer, aber auch der heilkundigen Frauen im Mittelalter (die während der Inquisitionszeit oft als Hexen verbrannt wurden), sowie der druidischen Priesterärzte der keltischen Kultur.

Mit Liedern gegen Depressionen

Empedokles (490 v. Chr.), ein Schüler von Pythagoras, soll einem seiner Gastgeber das Leben gerettet haben, in dem er die Tonart der gerade gespielten Musik wechselte, als der Mann von einem Eindringling mit dem Schwert bedroht wurde. Der Wechsel der Tonart veränderte sein Gemüt derartig, daß er von seinem Vorhaben abließ. Und Äskulap, der griechische Gott der Heilkunde und Sohn des Apolls, soll Ischias und andere Nervenbeschwerden geheilt haben, indem er in Gegenwart der Patienten eine laute Trompete blasen ließ.

Der deutsche Astronom, Astrologe und Philosoph Johannes Kepler (1571 bis 1630) bestimmte dann Gesetzmäßigkeiten, die in der ganzen Welt ihre Gültigkeit haben. Er sprach von einer Weltenharmonie, die musikalischen Gesetzen folgt. Novalis, der deutsche Dichter und Mystiker der Romantik, schrieb gar lapidar: „Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem."